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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
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ein Glasen trat Leno aus dem Haus, seinen granatförmigen Kopf aggressiv vorgestreckt. Der Mann, der auf Saba geschossen hatte, war geständig. Er war Mitglied der Sonnenlicht Liga. Leno ging wieder fort, aber die Menge blieb. Ihr Lärmen hielt Paula wach. Sie saß an Sabas Schreibtisch im Büro. Ketac schlief in dem Stuhl am Fenster, Sril und Bakan gingen ziellos im Raum auf und ab. »Warum gehen Sie nicht schlafen?« fragte Sril sie, als die letzte Wache längst begonnen hatte.
    »Ich kann nicht schlafen.« Paula stützte die Ellbogen auf die Tischplatte und preßte die Hände an die Schläfen. Draußen hatte der Mob einen Sprechchor angestimmt. »Der verdammte Machou«, murmelte sie leise.
    »Glauben Sie, daß er dahintersteckt?« fragte Sril und setzte sich auf die Schreibtischkante.
    »Aufjeden Fall unternimmt er nichts, um den Krawall zu beenden.«
    »Es geht um die Sache, die Tanoujin getan hat, oder?«
    Sie hob den Kopf. Das Geschrei tat ihren Ohren weh.
    »Töten! Töten! Töten!« Immer lauter.
    Sril beugte sich zu ihrem Ohr und sagte leise: »Er hat Saba zu-rückgeholt, nicht wahr?«
    »Reden Sie nicht über Dinge, von denen Sie nichts verstehen.«
    Und von denen auch sie nichts verstand. Wenn immer sie sich an die Vorgänge auf der Treppe erinnerte, packte sie eine grauen-hafte Angst. Die Stimmen des Mobs schwollen immer lauter an.
    Sie ging zur Tür. Sril erreichte sie vor ihr und öffnete sie. Ketac erwachte, rieb sich die Augen und folgte ihm in die Arkade.
    Der Mob wogte auf der Straße hin und her, wie eine homogene Masse, Knüppel in den Fäusten. Sril war umstellt. Bakan drängte sich an Paula vorbei aus der Tür, sah, was los war, und stürzte sofort ins Büro zurück. Er packte den nächstbesten Stuhl, schwang ihn hoch über den Kopf und lief wieder auf die Menge zu. Ein ständiges Krachen drang an Paulas Ohren. Sie versuchten, Tanoujins Tür einzuschlagen. Bakan hielt den Stuhl mit beiden Händen waagerecht, die Beine wie vier Speerspitzen nach vorn gerichtet und drängte sich in die Menge. Die Männer wichen zurück. Einer von ihnen, der direkt vor Bakan stand, verlor den Halt und stürzte zu Boden. Bakan stieg über ihn hinweg.

    Sril stand mit dem Rücken an einem Bogenpfeiler und wehrte die Knüppelschläge der Männer ab. Bakan erreichte ihn, und gemeinsam trieben sie die Leute aus der Arkade. Andere Männer der Ybix- Crew kamen ihnen zu Hilfe. Paula sah Ketac in der Nähe von Tanoujins Tür.
    Leno und ein Dutzend seiner Männer rannten an Paula vorbei.
    Sie bildeten eine Kette und drängten den Mob aus den Arkaden auf die Straße zurück. Steine und Dreck hagelten auf sie herab.
    »Schlagt die Arschlöcher zurück!« brüllte Leno. Die Kette seiner Männer brach auseinander, und sie drangen einzeln gegen die Menge vor. Paula warf die Tür zu.
    In der relativen Stille hörte sie jetzt ein anderes Geräusch, ein leises Stöhnen aus dem hinteren Zimmer. Sie ging hinein. Saba war aufgewacht. Er stöhnte vor Schmerzen. Sie kniete sich neben das Bett.
    »Saba.«
    »Mein Kopf.« Er warf den Kopf von einer Seite auf die andere. »Der Schmerz bringt mich um.«
    Das Geschrei des Mobs erreichte wieder hysterische Lautstärke.
    Der Lärm ließ ihn wieder aufstöhnen, und er warf den Kopf hin und her. Sie brachte ihm eine Tasse Wasser, aber er konnte nicht trinken. Die Verbindungstür krachte auf, und Tanoujin trat herein. Die schwarze Schärpe hing zerknüllt über seiner Schulter. Er setzte sich auf die Bettkante und drückte beide Handflächen auf die Brust seines Lyo.
    Paula trat zur Tür. Tanoujin half Saba, sich aufzurichten, und flößte ihm Wasser aus der Tasse ein. Er sagte etwas so leise, daß sie es nicht verstehen konnte, und Saba nickte. Paula ging in den kleinen Computer-Raum. An den Wänden blinkten farbige Lichter, rot und grün. Ketac und Sril standen in der Tür, die ins Büro führte.
    »Wie geht es ihm?«
    Tanoujin kam aus dem Schlafzimmer. »Gut. Besser, als ich gehofft hatte.« Er wandte den beiden Männern den Rücken zu und blickte Paula an. »Mir wird das hier zu viel. Ich halte es nicht länger aus. Ich muß fort. Können Sie sich um ihn kümmern?«
    »Ich werde ihn nach Matuko zurückbringen«, sagte sie.
    »Sehen Sie zu, daß er sich ruhig hält. Er muß sich schonen und sollte die nächste Zeit gar nichts tun.« Er wandte den Kopf zur Tür und blickte die beiden Männer an.
    Wieder fühlte Paula ein seltsam erregendes Gefühl in sich aufsteigen, wie immer in letzter Zeit,

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