Wandernde Welten
Fisher ist kein Problem.«
»Vielleicht nicht für Sie. Wieso haben Sie ihn eigentlich so fest in der Hand. Hat er seine Mutter ermordet und sie in Ihrem Garten vergraben?«
Jefferson betupfte ihr Glasauge mit einem Taschentuch. Ihr Haar war inzwischen völlig weiß geworden. Sie wirkte sehr alt.
Die Tür wurde geöffnet, und Michalski trat herein. Er hielt ein Tablett mit einer Tasse Kaffee und einem einzigen Zwieback in den Händen und stellte es auf dem Schreibtisch ab.
»Mendoza«, sagte er. »Sie haben sich vorhin ziemlich unbeherrscht benommen. Es ist eine Nachricht für Sie da. Sie liegt auf der Ablage im Wartezimmer.«
Jefferson brach ein Stück des Diätzwiebacks ab und steckte es in den Mund. »Sie haben mich auf Diät gesetzt. Ich soll abnehmen«, sagte sie. »Und jetzt haben sie mir auch noch erklärt, mein Herz müßte ausgewechselt werden. Die verwandeln mich nach und nach in einen Roboter. Wir kommen nicht weiter, wenn die Stythen nicht vernünftig sind.«
»Sie sind vernünftig«, sagte Paula. »Solange sie einen Nutzen davon haben.«
»Was wollen sie?«
»Alles. Sie sollten es ihnen freiwillig geben, dann kann man leichter mit ihnen umgehen.«
Sybil Jefferson lachte trocken. Wieder brach sie ein Stück Zwieback ab und steckte es in den Mund. Krümel fielen auf die Schreibtischplatte. »Sie sprechen gern in Code, Mendoza. Fast wie ein Stythe.« Sie kaute ihren Zwieback, rülpste und klopfte sich auf den Magen. »All dies Erschießen von Menschen muß aufhören.«
Paula ließ ihren Arm über die Stuhllehne hängen. »Was wir brauchen, ist ein universeller Waffenstillstand.«
»Und die einzigen Leute, mit denen wir dabei Schwierigkeiten haben, sind Ihre Klienten, mein Kind.«
»Stimmt. Deshalb werden wir einen universellen Waffenstillstandsvertrag abschließen, und Saba damit beauftragen, für seine Einhaltung zu sorgen.«
Die Jefferson kaute den Rest ihres Zwiebacks. Ihr Glasauge tränte. Sie nickte langsam. »Sehr gute Idee. Gefällt mir, Mendoza. Haben Sie schon mit Ihren Leuten darüber gesprochen?«
»Andeutungsweise.« Natürlich kannte Tanoujin ihren Plan. Sie hatten sie geradezu gedrängt, sofort nach dem Lunch zurückgehen, weil sie allein miteinander sprechen wollten.
»Ich habe den Eindruck, daß Sie auch selbst etwas von diesem Abkommen erwarten.«
»Ich möchte offiziell anerkannt werden.«
»In welcher Form?«
»Ich will als einziger die Verbindung zwischen dem Komitee und den Stythen halten. Sorgen Sie dafür, daß Bunker sich nicht nocheinmalbeiunsblickenläßtundversucht,mirindenRücken zu fallen.«
»Mögen Sie Kaffee?« Sybil Jefferson griff nach ihrer Tasse.
»Nein, danke.«
»Und was ist mit den Stythen? Erkennen die Sie an?«
»Dazu brauche ich Ihre Hilfe.«
»Wie?«
»Darauf möchte ich später zurückkommen.« Sie blickte die Streifigen Wände an und dachte wieder an Bunker. »Ich möchte einen Rang und einen offiziellen Status haben. Ich möchte mein eigenes Haus und mein eigenes Einkommen, damit ich auf niemanden angewiesen bin.« Sie hatte das Gefühl, daß Bunker sich hier irgendwo versteckt hielt und alles mithörte.
Michalski kam herein und sagte: »Jefferson, zwei-dreißig.«
Dann ging er wieder.
Paula stand auf. »Sie haben zu tun, glaube ich.«
»Und wie. Gibt es sonst noch etwas?«
»Besorgen Sie mir ein kleines Abhörgerät. Nur eine kleine Wanze, ohne aufwendigen Sender. Etwas Kleines, das ich in Sabas Kleidern verstecken kann.«
Die Jefferson zog eine Schublade auf und zog ein winziges, schwarzes Gerät heraus. Sie zog ein kurzes Stück Draht aus einem Ende. »Das hält an jeder metallischen Fläche«, sagte sie und schob den Draht wieder zurück. Null-Stellung ist Löschen, zehntet abhören.«
»Danke.« Paula steckte das kleine Gerät in ihre Jackentasche.
»Also in einer halben Stunde im Konferenzsaal.« Die Nachmittagsbesprechung war auf drei Uhr angesetzt worden.
Sie wurde zu einer Wiederholung des ersten Treffens, mit dem einzigen Unterschied, daß Saba die Sitzung verließ. Tanoujin folgte ihm. Leno stand unsicher auf und blickte vom einen zum anderen.
»Wozu sind wir eigentlich hergekommen?« fragte Paula.
Fisher blickte Paula wütend an. »Sie Hure«, sagte er kaum hörbar. Sein grauer Schnurrbart war vor Empörung gesträubt, als er aufstand und hinausging.
Leno blickte auf Paula herab. »Er spricht wie Machou.«
Paula folgte dem Stythen aus dem Konferenzsaal. Fisher verschwand gerade durch die Tür des Wartezimmers.
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