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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
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ihr eine Gänsehaut. Trotz der Nachtkühle schwitzte sie.
    Sie ging weiter und gab sich Mühe, keinerlei Geräusch zu machen. Zweimal sah sie ein Licht im Gehölz und änderte die Richtung. Ein unbeleuchtetes Air-Car dröhnte über sie hinweg. Der Wind raschelte im Laub. Sie erreichte den Rand der Wiese. Auf der anderen Seite grasten vier Rehe. Ihre Stummelschwänze wedelten unaufhörlich. Zwischen den Bäumen sah sie ein Haus wie eine Fackel brennen. Eine dicke, schwarze Rauchwolke stieg in die nächtliche Domkuppel empor. Das Feuer warf die Schatten der Bäume, Sträucher und Gräser in überdimensionaler Länge auf den Boden. Sie schlug einen weiten Bogen um einen breiten, rußgeschwärzten Trichter, aus dem noch immer Rauch quoll. Hier war ein unterirdisches Gebäude in die Luft gesprengt worden.
    Wieder krachten Schüsse. Sie erreichte den Rand des Campus.
    Im Dunkeln erkannte sie ihn kaum wieder. Überall schwirrten Air-Cars herum. Drei oder vier Scheinwerfer bestrichen den unebenen Boden mit ihren grellen Lichtbündeln. Sie trat in dei Schatten des Turms eines Universitätsgebäudes. Näherkommende Stimmen. Mehrere Menschen gingen vorbei. Sie sprintete über den Campus zum Eingang einer Schlucht, in der sich das Büro des Komitees befand.
    Der Rauch, der aus dem Gebäude quoll, brannte in ihren Augen. Auf dem Hang nördlich des Gebäudes stand eine große Menschenmenge. Wieder krachten Schüsse. Das Tor des Gebäudes stand offen.
    Der Warteraum war ein Trümmerhaufen. Die hintere Wand war kaum noch zwei Meter hoch. Eine Bombe war hier hochgegangen. Vor der herausgerissenen Tür blieb sie stehen. Der Boden des Korridors war mit Glasscherben übersät. Sie tastete sich durch das Dunkel zu Sybil Jeffersons Büro vor. Ein umgestürzter Schreibtisch versperrte ihr den Weg. Als sie das Hindernis umging, glitt sie auf verstreuten Papieren aus und fiel zu Boden.
    Sybil Jeffersons Büro war nicht verschlossen. Vorsichtig drückte sie die Tür auf.
    Das Zimmer war dunkel. Etwas Licht fiel durch das Fenster herein. Sie griff zur Wand, um nach dem Lichtschalter zu tasten, und die Wand brach zusammen. Sie tastete sich zu Jeffersons Schreibtisch vor und glitt auf einer Glasscherbe aus. Auch Jeffersons Schreibtisch war von der Explosion zertrümmert worden.
    Hinter sich hörte sie ein leises Klicken. Ein heller Lichtstrahl strich über sie hinweg und beleuchtete eine Ecke des zerfetzten Videones.
    »Junior«, sagte Dick Bunker. »Ich wußte, daß Sie früher oder später hier auftauchen würden.«
    Sie hob die Hand, um den scharfen Lichtstrahl abzuwehren. Er hockte bei der Tür auf dem Boden. Sie sah ihn nur eine Sekunde lang, dann schaltete er die Lampe wieder aus, und die Dunkelheit umfing sie wieder.
    »Was ist passiert?« fragte sie.
    »Die Marsianer retten die Erde vor den Stythen. Wie Sie sehen, wird auch das Komitee zu den Stythen gezählt. Sie sind nicht allein hier, oder?«
    »Ich bin allein«, sagte sie.
    »Ich glaube Ihnen nicht, Paula. So dumm können Sie doch gar nicht sein.«
    Sie hockte sich auf den Boden und umspannte die Knie mit ihren Armen. Er würde wissen, wie sie sich ein Air-Car beschaffen und Kasuk und Junna aus dem Dom schmuggeln konnte. Sie rieb sich die Nase, die von dem Rauch juckte.
    »Wie hat die Sonnenlicht-Liga herausgefunden, daß wir von dem Coup wußten?«
    »Jefferson hat es ihnen erzählt.«
    »Warum denn?«
    »Um sie zum Losschlagen zu zwingen, bevor sie mit ihren Vorbereitungen fertig waren.« In seiner Stimme lag Sarkasmus. »Ich hatte gehofft, sie würden die Stythen fertigmachen, aber Savenia, diese dumme Pute, kann nichts richtig machen.«
    Das durch das Fenster hereinfallende schwache Licht spiegelte sich auf seiner Taschenlampe. Ihre Augen hatten sich an das Fastdunkel gewöhnt, und sie konnte wenigstens seine Silhouette erkennen. Sie tastete mit den Füßen über den Boden, trat auf Glasscherben und Plastiktrümmer von dem Videone und hockte sich schließlich neben Bunker.
    »Wo ist Jefferson jetzt?«
    »Keine Ahnung. Das Zentral-Komitee hatte heute ein Meeting. Das tun wir immer, wenn wir in einer Krise stecken: quatschen. Die ganze Sache dauerte fünf Minuten. Wir stimmten innerhalb von drei Minuten für den Generalstreik, und in zwei für die Auflösung des Komitees.«
    »Generalstreik?« fragte sie. »Ihr habt den Generalstreik ausrufen lassen?«
    »Was hätten wir denn sonst tun sollen? Allein in New York und New Häven sind dreitausend Marsianer. Es ist zu spät, ihnen den

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