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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
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sich nicht aus.«
    Die marsianischen Frauen um sie herum murmelten leise vor sich hin. Dann drangen sie auf Paula ein, kratzten und traten sie und versuchten, ihr die Kleider herunterzureißen. Paula rollte sich zusammen, beide Arme schützend um den Kopf gelegt. Die Frauen rissen an ihrer Kleidung. Ein Fußtritt traf sie in die Seite.
    Die Frauen schrien und fluchten in voller Lautstärke und zerrten an ihrer schweren Kleidung.
    »Verschwindet!«
    Sie rollte sich noch mehr zusammen. Blutgeschmack war in ihrem Mund. Sie rang nach Luft. Ihr ganzer Körper schmerzte von den Schlägen und Tritten der empörten Mars-Weiber. Plötzlich packte sie jemand ander Jacke und riß sie auf die Füße. Sie starrte in ein pechschwarzes Gesicht. Der Mann hielt etwas in seiner linken Hand: eine Fotografie.
    »Vielleicht ist sie es.« Er fragte sie auf stythisch: »Sind Sie Paula Mendoza?«
    Sie antwortete nicht. Sie schloß die Augen, erschöpft von den Schmerzen in Gesicht, Brust und Lenden.
    Er hob sie auf seine Arme. »Ruf den Akellar.«
    Er trug sie in einen kleinen Raum im ersten Stock des Regierungsgebäudes, setzte sie in einen Ledersessel und brachte ihr einen Topf mit heißer Fleischsuppe. Während sie sie trank, trat Ymma, der Akellar von Lopka, herein. Sein Gesicht bestand aus einem Muster von Dutzenden von Narben.
    »Ja, das ist sie«, sagte er. »Erinnern Sie sich nicht mehr an mich, Mendoza?«
    Sie blickte ihn schweigend an. Er wandte sich an einen Mann, der hinter ihm stand. »Sagt dem Prima Akellar Bescheid, daß wir seine Frau gefunden haben.«
    »Dem Prima?« Überrascht setzte sie den Topf ab.
    »Ja. Saba ist jetzt Prima Akellar. Machou hat versucht, den Krieg zu verhindern.«
    Sie blickte in eine andere Richtung. Ymma ließ sie allein. Sie stand auf und ging mit steifen Beinen im Raum auf und ab. Die Tür war abgeschlossen, und es gab keine Fenster. Ziellos ging sie auf und ab. Sie trank den Rest der Suppe, dachte an Bunker und versuchte, sich die seltsame Tatsache zu erklären, daß sie immer gut gefüttert wurde, wenn sie gefangen war, und in Freiheit fast verhungerte.
    Nach einer Weile kam Ymma zurück und brachte sie zu den Lifts. »Wenn Sie nicht freiwillig mitkommen, soll ich Sie mit Gewalt zu ihm schleppen.«
    Ihre Füße schmerzten. Auf dem Korridor drängten sich Stythen. Die Deckenlichter waren ausgeschaltet. Am Ende des nur von den Wandlampen matt erleuchteten Korridors sah Paula die Reflexion von Sonnenlicht auf einer offenstehenden Tür. Sie blieb stehen, wie eine Motte vom Licht angezogen. Ymma schob sie weiter. Sie war seit Monaten nicht mehr in geschlossenen Räumen gewesen, und das Gefühl des Eingeschlossenseins rief ein unerklärliches Angstgefühl in ihr wach.
    »Wir haben während der letzten Wache London erobert«, sagte Ymma und führte sie zur ersten der vier Lifttüren. »So-Bay gleichzeitig mit New York. Wenn wir mehr Männer hätten, würden wir alles auf einen Schlag genommen haben.«
    »Und was ist mit der Mars-Armee?«
    »Seit wir Luna eingenommen haben, sind sie ohne erdnahe Basis. Aber schon vorher haben wir ihre Schiffe fast aus dem Sonnensystem gejagt. Tanoujin ist ein recht guter Stratege, wissen Sie. Wirklich recht gut.«
    Sie schlug die Arme um ihre Brust. Der Lift hielt, und die Türen glitten auf. Sie blieb stehen. Ymma blickte sie ein paar Sekunden lang schweigend an. Sein zernarbtes Gesicht wirkte wie eine Kraterlandschaft. Sie trat hinaus auf den halbdunklen Korridor.
    Ein halbes Dutzend Männer stand an der gegenüberliegenden Wand. Sie ging an ihnen vorbei in einen großen, halbdunklen Raum. Die Fensterscheiben waren mit schwarzem Papier verklebt. Saba saß auf der Schreibtischkante und sprach mit Ketac.
    Paula blieb in der Tür stehen, die Hände zu Fäusten geballt.
    Saba wurde grau, sah sie. Er und Ketac wandten den Kopf und sahen sie an. Sie starrte Saba wütend an.
    »Du weißt, was du zu tun hast«, sagte Saba zu seinem Sohn.
    »Wir müssen diese Sache zum Abschluß bringen.«
    Ketac zögerte eine Sekunde lang, als er an ihr vorbei zur offenen Tür ging, dann wandte er den Kopf ab und schritt schweigend hinaus, die Hände in den Gürtel gesteckt.
    »Was ist denn mit dir los?« fuhr Saba sie an. »Du solltest mir auf den Knien danken. Du wärst jetzt unten bei den anderen, die gerade sortiert und numeriert werden, wenn ich nicht alles getan hätte, um dich zu retten.«
    »Retten?« Sie fühlte eine eisige Wut in sich aufsteigen. »Du scheinst die Tatsachen zu

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