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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
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hielt sie fest. Die letzten seiner Männer verschwanden im Haus. Es war still geworden, und sie hörte das Rascheln des Windes im hohen Gras, im Laub der Bäume. Sein Griff wurde fester.
    »Ich hatte das nicht erwartet«, sagte er.
    Sie lächelte. Sie mochte ihn, obwohl er sich eben bei Halstead ziemlich dumm benommen hatte.
    »Was ist so komisch?« fragte er, immer noch etwas pikiert.

    »Nichts. Du bist ein netter Mann.«
    »Wirklich?« Er beugte sich zu ihr und küßte sie. Paulas Hände umklammerten seine Schultern. Sie küßten und streichelten einander. Die Sitze waren breit genug, aber die Steuersäule bohrte sich schmerzhaft in Paulas Rippen. Ihre Hand fuhr über seine Schenkel und er spreizte die Beine. Seine Hand streichelte ihre Brüste. Wieder küßten sie sich leidenschaftlich. Plötzlich hob er den Kopf. Seine Hand fuhr wieder über ihre Brust, aber nicht leidenschaftlich oder zärtlich, sondern tastend, prüfend.
    »Bist du schwanger?«
    Sie fuhr zurück und prallte schmerzhaft gegen die Steuersäule.
    »Wie - wie kommst du darauf?«
    »Ich habe da schließlich ein paar Erfahrungen. Du bist schwanger, nicht wahr? Ist es von mir?«
    Sie antwortete nicht. Sie saß hinter der Steuersäule, den Kopf an die Sitzlehne gelegt, und preßte beide Hände vors Gesicht.
    »Ihr seid so verdammt schlau«, sagte er. »Erzähle mir nur nicht, daß eure Frauen nicht wissen, wie man so etwas verhindert. Oder hast du es absichtlich getan?«
    »Nein.« Sie zog ihren Rock herunter. »Bei uns werden alle Männer... Man bekommt eben keine Kinder, wenn man nicht will. Alle Jungen haben vor der Pubertät eine Operation. Der Samenleiter wird verschlossen. Wenn man wirklich ein Kind haben will, muß er durch eine zweite Operation wieder geöffnet werden.« Sie fuhr mit den Fingern durch ihr Haar. »Das ist bei uns so selbstverständlich, daß ich nicht daran gedacht habe, daß es bei euch so etwas vielleicht nicht gibt.«
    »Ausgerechnet. Warum hast du es mir nicht früher gesagt? Ich kann für eine Abtreibung sorgen.«
    »Wenn ich das Kind abtreiben lassen wollte, könnte ich selbst dafür sorgen.«
    Sie hörte Schritte auf den Airbus zukommen. Sie wandte den Kopf und blickte durch das Seitenfenster. Sie erkannte Ketac, der gerade den Bus erreichte, und öffnete das Fenster.
    »Essen ist fertig«, rief er seinem Vater zu.
    »Wir haben zu reden. Fangt ohne uns an.«
    »In Ordnung.« Ketac verschwand. Durch das offene Fenster wehte ein kühler Wind. Sie wandte ihm ihr heißes Gesicht zu.
    »Warum hast du es mir nicht gesagt?« fragte er.
    »Ich wußte nicht, was du tun würdest.«
    »Was erwartest du denn?«
    »Nichts. Reden wir nicht mehr davon.«

    »Du willst es also zur Welt bringen und allein aufziehen? Darf ich dir eine sehr persönliche Frage stellen? Bist du sicher, daß es von mir ist?«
    Der Ton seiner Frage verletzte sie. Sie wandte sich ihm zu. »Ich hatte an die zweihundert Tests. Es ist halb stythisch und ein Junge, und es sollte dich freuen zu hören, daß Krallen, Geruchsdrüsen und wahrscheinlich auch stythischer Jähzorn bei ihm dominieren. Ich habe es nicht gewollt, du hast es nicht gewollt, also sollten wir die ganze Angelegenheit am besten vergessen.« Das Domlicht fiel als breiter Streifen über seine Schulter. Sein Gesicht war unsichtbar im Dunkel. Sie wandte ihr Gesicht wieder dem Wind zu.
    »Ein Junge. Der muß doch hier verrückt werden. Wie kann man vorher wissen, daß es ein Junge wird?«
    »Sie haben einen Test dafür.« Sie atmete tief durch. Die Lichtung lag im hellen Domlicht. Tiefe Schatten waren unter den Bäumen und unter der Schubkarre, die an der Wand der Scheune lehnte. »Ich wollte erst eine Abtreibung machen lassen, aber der Arzt, zu dem ich ging, wollte mich zu einer Transplantation des Embryos in eine... in eine Art Plastik-Mutter überreden. Zu Studienzwecken. Es war grotesk. Vielleicht auch etwas komisch. Plötzlich wurde mir bewußt, daß das Kind da ist, daß es lebt, und daß es mir gehört.«
    »Das ist unmöglich. Ein Stythe - auf der Erde.«
    »Hier wird er kein Stythe sein, sondern ein Anarchist.«
    Er griff nach ihrer Hand und streichelte sie. »Hast du genügend Geld? Ich könnte dir etwas schicken.« Er drückte ihre Hand gegen seine Wange.
    »Ich werde schon zurechtkommen.« Sie streichelte sein Gesicht. »Komm, ich bin hungrig.«
    »Dann wollen wir essen.«
    Sie erwachte, weil sie vor Kälte zitterte. Das Fenster stand offen, und der Wind wehte die Vorhänge herein. Sie

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