Wandernde Welten
Felsen.«
Sie gingen den Bach entlang zum Feldweg zurück. »Das Leben in Styth ist völlig anders als hier«, sagte der Akellar nach einer Weile. »Es würde für dich nicht leicht sein, selbst wenn ich für dich sorgte.«
»Ich will kein leichtes Leben. Das kann ich hier haben. Ich mag Herausforderungen.«
»Das wäre eine.« Er nahm ihre Hand. »Aber wenn du unbedingt willst, nehme ich dich mit. Erwartest du, daß ich dich heirate?«
»Nein.«
»Dann wäre unser Kind kein unehelicher Bastard.«
»Nein.«
Der Weg führte stetig bergauf. Im Osten graute der neue Tag.
Sie kamen an einem Stall vorbei, und vom Gipfel des Hügels aus konnte sie bereits das Komitee-Haus sehen.
»Du mußt es von dir aus fordern. Ich meine, du mußt darauf bestehen, daß ich dich begleite. Sonst würden die Jefferson und Bunker mißtrauisch.«
»Du traust ihnen nicht?«
»Doch, ich traue ihnen.« Sie kratzte sich an der Nase. »Aber sie trauen mir nicht immer.« Sie warf ihm einen raschen Blick zu.
Seine Reaktion wunderte ste. Sie hatte erwartet, daß er sich strikt weigern würde, sie mitzunehmen. Sie sollte endlich aufhören, ihn nur als einflußreichen Stythen zu betrachten, als ein Mittel zum Zweck, sagte sie sich. Als sie die Lichtung vor dem Haus erreichten, gab er ihre Hand frei und schlenderte zu den Air-Cars hinüber. Sie ging ins Haus.
Der Gewürzkuchen war alle. Und auch von der Süßkartoffel-Pastete war nicht mehr ein Stück übrig. Sie goß sich ein Glas Milch ein. Der Akellar kam nicht herein. Sie öffnete die hintere Küchentür. Er saß auf den Stufen, die langen Beine ausgestreckt.
»Komm doch herein«, sagte sie. »Es wird bald regnen.«
»Regnen?«
»Jeden Morgen kurz nach Sonnenaufgang gibt es hier einen kurzen Regenschauer. Das hat irgend etwas mit der Form des Doms zu tun. Sieh doch.« Sie deutete zum Hang hinauf, wo ein plötzlich aufkommender Wind, Vorbote des Regens, schon die Bäume schüttelte. Und wenig später begann es zu gießen. Er kam nicht ins Haus. Er trat weiter ins Freie, um den ersten Regen seines Lebens voll auszukosten. Er hob sein Gesicht und öffnete den Mund. Das Wasser lief an seinem Körper hinab. Erst nach mehr als fünf Minuten kam er herein. Haar und Schnurrbart tropften vor Nässe.
»Kann ich so hereinkommen?« sagte er lachend und breitete die Arme aus. Sie zog seinen Kopf zu sich herunter und küßte ihn.
»Du hast vierzehn Kinder?«
»Vierzehneinhalb«, sagte er und klopfte ihr leicht auf den Leib.
Ein Kreuzwind drängte den Air-Car etwas aus dem Kurs, und sie hielt sich an der Rückenlehne fest, während er das Fahrzeug wieder auf Kurs brachte. Sie versuchte sich vorzustellen, wie es sein mußte, vierzehn Kinder zu haben.
»Ist Ketac das älteste?«
»Nein. Das ist Dakkar. Das zweite ist eine Tochter. Sie ist schon verheiratet. Ketac ist das dritte Kind.«
»Du mußt sehr jung geheiratet haben.« Sie hielt sich wieder mit beiden Händen fest, als eine Turbulenz den Air-Car wie einen Lift aufwärts schleuderte. Er flog den Wagen mit Höchstgeschwin-digkeit, und sie waren sehr hoch. Wenn sie abstürzten...
»Ich war damals ungefähr in Ketacs Alter und ziemlich wild.
Als mein Vater einmal aus dem Raum zurückkam, fand er mich im Gefängnis und startete sofort ein Reformierungsprogramm.
Innerhalb von dreißig Wachen hatte er mich verprügelt, zur Raumflotte gesteckt und mit Boltiko verheiratet.« Du weißt, was für ein Zeitraum eine Wache ist?«
»Ungefähr zehn Stunden auf der Erde. Warum warst du im Gefängnis?«
»Weiß ich nicht mehr. Wie gesagt, ich war zu der Zeit ziemlich wild und habe öfter mal gesessen.«
Er zog den Air-Car in eine weite Linkskurve und ging gleichzeitig tiefer. Hinter einer gelblichen Hügelkette lag ein Fluß, und ein Stück weiter der Dom von New York. Die Fliehkraft preßte ihren Magen zusammen, und sie klammerte sich wieder mit beiden Händen fest. Er nahm den Schub zurück und senkte die Nase des Fahrzeugs, als sie sich dem Dom näherten.
»Ich war auch einmal im Gefängnis«, sagte sie. »Auf dem Mars.«
»Dein Leben war also auch nicht gerade langweilig«, stellte er grinsend fest und lenkte den Air-Car auf die Einfahrt der Dom-Schleuse zu.
Paula sprang erleichtert auf den festen Boden, als er den Air-Car auf dem östlichen Parkplatz gelandet hatte. »Ich hatte nicht gehofft, diesen Flug zu überleben«, sagte sie.
Der Parkplatz war eine Lichtung mitten in einem dichten Wald.
Sie gingen nebeneinander den sanft geneigten
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