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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
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hatten.«
    »Tanoujin, erzähl mir etwas Neues«, sagte Melleno vorwurfsvoll.
    Paula trat zu einem Tisch, der an der Wand stand. Es war ein seltsames Gefühl, sich wieder in normaler Schwerkraft zu bewegen. Seltsam, ungewohnt und sogar etwas beschwerlich. Selbst das leichte Crepe-Kleid, das sie trug, schien sie zu drücken. Der Tisch war für die Größe der Stythen eingerichtet, und die Tischplatte befand sich in Höhe ihres Kinns. Auf ihr stand eine Schüssel mit runden, roten Früchten.
    »Die Marsianer haben das Geld und die Waffen«, sagte Tanoujin, »aber die Anarchisten sind die Denker.«
    »Wo hat er sie her?« Mit einer Kopfbewegung deutete er auf Paula.
    »Von der Erde.«
    »Ist sie auch Anarchist?«
    »Melleno, sie ist ein Schwein. Du weißt doch, wie Frauen sind.«
    Sie wandte den Männern den Rücken zu und rückte den Schleier ein wenig zur Seite. Er war wütend, weil er ihr an Bord der Ybisca hatte helfen müssen. Sie nahm eine der roten Früchte aus der Schale und steckte sie in den Mund. Sie schmeckte süß und hatte einen harten Kern.
    »Was hältst du von Sabas Vertrag?«
    »Der Handelsvertrag gefällt mir. Damit läßt sich eine Menge Geld machen. Aber von dem Waffenstillstand bin ich nicht begeistert.«

    »Der Vertrag ist mit dem Rat, nicht mit den Marsianern.«
    »Wo ist da der Unterschied?«
    Paula trat ans Fenster. Das Fensterbrett war einen Fuß tief. Sie aß den Rest der Frucht. Die Stythenkinder spielten noch immer im Hof. Sie waren größer als sie, dabei wirkten sie noch sehr jung.
    Ihre Wangen waren rund, wie die von Babys. Das Licht war jetzt grünlich. Sie nahm den Fruchtkern aus dem Mund und warf ihn in den Hof. Vielleicht würde er anwachsen und es würde eine Spur von ihr in Saturn-Keda zurückbleiben.
    »Können wir sie erobern?« fragte Melleno.
    »Natürlich. Nur das Wie müßten wir uns überlegen, das ist alles. Du hast mir einmal gesagt, daß wir jede Welt erobern könnten. Glaubst du etwa nicht mehr daran?«
    »Ein alter Mann verliert den Blick für die Ferne. Was magst du trinken?«
    »Nichts. Nur Wasser.«
    »Weißt du, Tanoujin«, sagte Melleno amüsiert, »wenn du dir gelegentlich mal ein kleines Laster erlauben würdest, gefiele dir das Leben bestimmt viel besser.«
    »Ist es etwa ein Verbrechen, nicht zu trinken?«
    Paula lehnte sich ans Fensterbrett. Eine Frau war aus einer Tür in den Hof getreten. Ihr Haar war auf dem Kopf aufgesteckt. Ihre Ärmel waren mit Fransen besetzt, die fast auf dem Boden schleiften. Sie rief den Kindern ärgerlich zu, nicht so einen Lärm zu machen.
    Saba kam in den Raum zurück. Er trat auf Paula zu und zog ihr mit einer ärgerlichen Bewegung den Schleier wieder vor das Gesicht. Dann trat er zu den beiden anderen Männern, und Tanoujin legte ihm freundschaftlich einen Arm um die Schultern.
    »Wie sieht es auf der Erde aus?« erkundigte sich Melleno.
    Saba hob den Kopf. »Ein herrlicher Planet, sogar die natürlichen Teile, außerhalb der Städte, sind schön. Alles sieht aus wie etwas, das du noch nie zuvor gesehen hast. Sie haben nicht nur zwei oder drei Arten von Bäumen, sondern hunderte. Sie haben Insekten, die wie Blumen aussehen, und Blumen, die so hoch sind, daß sie dir bis zum Kopf reichen. Und es gibt dort die seltsamsten Menschen, die ich jemals getroffen habe.«
    Ein paar kleine, hellhäutige Männer in weißen Jacken schoben einen Servierwagen herein. Es waren die ersten Wesen ihrer eigenen Rasse, die Paula seit Verlassen der Erde zu Gesicht bekam.
    Die drei Stythen beachteten sie nicht. Wahrscheinlich beachteten sie diese Sklaven nie, außer wenn sie einmal einen Fehler begingen. Paula wandte sich wieder um und blickte aus dem Fenster.
    Die drei Kinder warfen jetzt mit Stöcken aufeinander.
    Ein seltsames Gefühl durchströmte ihren Leib. Sie richtete sich verwundert auf und preßte eine Hand auf ihren angeschwollenen Leib. Es war das erste Mal, daß das Baby sich bewegt hatte.
    Die drei Sklaven hatten den Deckel des Servierwagens geöffnet. Rasch und schweigend nahmen sie Tassen heraus und stellten sie auf den Tisch. Einer von ihnen war offensichtlich ein stythisches Halbblut. Wie das Kind, das sie trug.
    »Ich habe noch nie in meinem Leben so seltsame Dinge getan«, hörte sie Saba sagen. »Ich war ja auch noch nie so weit von zu Hause fort.«
    »Es ist heiß und hell auf der Erde«, sagte Tanoujin. »Und jedesmal, wenn ich durch eine Tür ging, stieß ich mir den Kopf an.«
    »Sie haben keine Lebensart, diese

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