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Wandernde Welten

Titel: Wandernde Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Holland
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den Uranus erreichen. Sie zog. Ketac ignorierte ihren Zug und setzte einen seiner weißen Steine in eine andere Ecke. Er hatte die Feinheiten des Spiels nie begriffen, verlor aber trotzdem nur selten. Er hatte eine Taktik entwickelt, die mit den klassischen Regeln des Go-Spiels wenig zu tun hatte, aber recht wirkungsvoll war.
    Jetzt warf er den Männern am anderen Ende des Tanks einen raschen Blick zu und sagte so leise, daß sie ihn nicht hören konnten: »Ich könnte Tanoujin verprügeln, wenn...«
    »Wenn er Sie nur mit dem Gesicht vom Boden hochkommen ließe.«
    »Er kann nicht kämpfen. Er ist ein Feigling. Das weiß jeder. Hat er nicht sogar Sie angegriffen?«
    Sril rief: »Du sprichst über den einzigen bekannten Heiligen der ganzen Stythischen Flotte. Also etwas mehr Respekt, wenn ich bitten darf.« Er warf einen Dart nach der Scheibe.
    Paula zog wieder und räumte sechs von Ketacs Steinen ab.
    Seine Halsmuskeln schwollen an.
    »He!«
    »Ich habe Ihnen immer wieder gesagt...«
    »Das gibt es nicht!« Er starrte wütend auf das Spielbrett, dann schlug er es mit der Faust quer durch den Tank. Es war nicht das erste Mal, daß ein Spiel auf diese etwas regelwidrige Weise beendet wurde.
    »He, Junge.« Sril kam auf ihn zu, Bakan folgte ihm. »Du hast wieder mal die Beherrschung verloren. Du weißt doch, daß der Alte das gar nicht mag.«
    Ketac rollte sich rückwärts ab und glitt zum Luk. Sril und Bakan folgten ihm. Paula gab ihnen den Weg frei. Ketac strömte warnend Kupferduft aus.
    »Bleibt mir von der Pelle...«
    Die beiden Männer manövrierten ihn zwischen sich. Sril grinste breit. Ketac schoß auf das Luk zu, und sie scheuchten ihn hinaus.
    Aus dem Korridor hörte Paula einen kurzen Schmerzensschrei.
    Sie glitt im Tank umher und sammelte die Steine des Go-Spiels ein. Saba hatte ihr einmal gesagt, daß sie die Luftfilter zerstören könnten, wenn sie in die Abluftschächte gerieten.

    Sril kam wieder herein, noch immer sein breites Grinsen auf dem Gesicht. »Sie dürfen Ketac kein Wort glauben«, sagte er.
    »Tanoujin mag eine Menge Fehler haben, aber Feigheit gehört nicht dazu. Der kann kämpfen wie eine rote Schlange, wenn es sein muß.« Er glitt zur Dartscheibe, zog die gefiederten Pfeile heraus und sagte: »Kommen Sie, ich zeige Ihnen, wie man die Dinger hier werfen muß.«
      
      
      

MATUKO - SABAS AKELLARAT
In der weißen Jahreszeit
    Sie erwachte, von einer Horde Stythen-Kinder umgeben. Sie hob den Kopf, sie begannen zu kichern und stoben aus der Tür. Auf dem Tisch neben ihrem Bett brannte eine kleine Lampe. Sie schwang die Beine aus dem Bett und stand auf. Dann blickte sie sich in dem riesigen Raum um. Das Bett war gut acht Fuß lang und so hochbeinig, daß sie bezweifelte, ohne Hilfe wieder hinein-gelangen zu können. Durch eine offenstehende Schiebetür blickte sie in einen Wandschrank, in dem all ihre Kleider ordentlich aufgehängt waren. Um die Bügel zu erreichen, mußte sie sich auf die Zehenspitzen stellen. Ihre Schuhe, die auf einem Bord oberhalb der Kleider standen, waren für sie völlig unerreichbar. Ihr Flötenetui lag auf dem Boden, neben ihrem Koffer und ihrer Reisetasche.
    Sie mußte lange geschlafen haben, und so fest, daß sie nichts wahrgenommen hatte, was um sie herum vorgegangen war. Sie konnte sich noch erinnern, daß die Ybix den Orbit um Uranus erreicht hatte, daß sie mit der Ybisca auf den Planeten hinabgglitten waren, aber an sonst nichts.
    Vor ihrem Zimmer befand sich ein kurzer Gang, der in einen anderen, völlig kahlen Raum führte. Als sie ihn betrat, lief ein kleines Tier mit braunem Fell zum Fenster, sprang auf den Sims und von dort ins Freie. Sie stellte die Lampe auf den Sims und reckte sich auf die Zehenspitzen, um hinauszublicken. Aber sie konnte nichts weiter erkennen, als die Mauer eines Hauses auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Sie ging in das Zimmer, in dem sie geschlafen hatte, zog einen Stuhl zum Fenster und kniete sich darauf. Sie blickte in einen riesigen Hof, der von allen vier Seiten von Gebäuden eingeschlossen war. Ein paar Schritte entfernt sah sie einen seltsam geformten Stamm. Er war silbergrau, und mehrere kurze, stummelartige Aste wuchsen aus seiner Spitze. Das kleine braune Tier, das vor ihr geflohen war, hockte am Fuß dieses Stamms. Sein langer, buschiger Schwanz zuckte nervös. Sie stieß das Fenster auf und beugte sich hinaus. Das also war Matuko. Die riesigen Häuser der Stadt schienen sich meilenweit über ihrem Kopf

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