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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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tun zu können, wie ich möchte, noch so viel, wie Sie wünschen. Aber ich habe Ordre gegeben usw.«
    Dies sind die letzten Zeilen, die Friedrich nach Tamsel hin richtete. Sie zeigen, wie diese letzten Briefe überhaupt, daß er auch unter den pressendsten Verhältnissen nie vergaß, was er diesem Hause und dieser Frau an Dankbarkeit schuldig war. Er hätte sonst einen ganz andern Ton angeschlagen. Frau von Wreech indes scheint anders empfunden und bis zuletzt die Vorstellung unterhalten zu haben, daß des Königs Benehmen hart überhaupt und speziell hart gegen sie, die Genossin, die Freundin seiner Jugend gewesen sei.
     
    Der Friede kam, das verwüstete Tamsel blühte wieder auf, der alte Feldmarschall mit seinen roten Gamaschen hing wieder an der boisierten Wand, und der Park, schöner werdend von Jahr zu Jahr, füllte sich mit Marmorstatuen. Dem Ruhme des Prinzen Heinrich wurden Tafeln und Obelisken errichtet, jedem einzelnen aus dem Hause der Hohenzollern fiel eine Huldigung zu. Nur dem Größten nicht. Kein Stein, keine Tafel trug damals den Namen König Friedrichs. Hier, wo er glücklich gewesen war und vielleicht auch glücklich gemacht hatte, sollte sein Name vergessen sein.
    Aber die Zeiten üben Gerechtigkeit. Im Sommer 1795 wurde der jüngste Sohn der schönen Frau von Wreech, zugleich der letzte seines Stammes, in die Kirchengruft hinabgesenkt, und andere Bewohner zogen in Schloß Tamsel ein, andere, die lächeln mochten über den Unmut, der sich unterfangen hatte, den Namen des großen Königs von dieser Stelle ausschließen zu wollen.
    Am 31. Mai 1840, am hundertjährigen Jahrestage der Thronbesteigung Friedrichs II., fiel die Hülle von dem Monumente, das Graf Hermann Schwerin dem Andenken des Königs im Tamseler Parke hatte errichten lassen. Es ist ein Denkstein von 30 Fuß Höhe. Auf der Spitze desselben erhebt sich eine vergoldete Viktoria, während der Sockel die Inschrift trägt: Es ist ein köstlich Ding einem Manne, daß er das Joch in seiner Jugend trage.
    Unter Beteiligung vieler Tausender aus Dorf und Stadt wurde die Enthüllungsfeier begangen. Ein alter Bauer, als er die Hüllen fallen sah, rief seinem Nachbar zu: »Ick dacht, et süll de olle Fritz sinn, un nu is et sine Fru.«
    Der alte Bauer hatte die Wahrheit gesprochen. Waren doch Viktoria und Friedrich immer zu treuem Bunde vereint gewesen. Die Hohenzollern aber, mögen sie nie aufhören, in gleicher Art dem Siege vermählt zu sein.
     

Tamsel II
     
    Verschnittene Hecken
    Sich zu verstecken,
    Und auf blühendem Raine
    Liebesgötter, groß' und kleine, –
    Aber ihre Stunden
    Sind hingeschwunden.
     
    Über die schöne Lage Tamsels habe ich schon S. 301 gesprochen. In früheren Zeiten hieß es die »Oase in der Wüste« und noch jetzt hat es Anspruch auf jene rühmende Bezeichnung, wenn auch freilich die ringsumher liegenden, dem üppigsten Wiesenwachs gewonnenen Bruchgegenden die Bezeichnung »Wüste« nicht länger zulässig erscheinen lassen.
    Das Terrain, auf dem Tamsel liegt, hat viel Ähnlichkeit mit den Oderbruchpartien zwischen Falkenberg und Freienwalde. Im Rücken eine Bergwand, mehr oder weniger steil und gelegentlich durch eine Schlucht unterbrochen; am Fuße dieser Bergwand ein Dorf und zu Füßen des Dorfes ein Wiesengrund, oft überschwemmt und immer von Flußarmen durchzogen. So das Freienwalder Terrain, und so auch die Landschaft um Tamsel her.
    Dorf Tamsel zieht sich unmittelbar am Hügel hin, und zwar in Form eines Quersacks: oben und unten breit und in der Mitte schmal und eng. Hier schiebt sich der Park ein und teilt das Dorf in eine östliche und westliche Hälfte, was indessen wenig bemerkt wird, da der Dorfverkehr ungehindert am Park entlang oder auch durch diesen hindurch geht. Ein solches Zusammengewachsensein von Dorf und Schloß tut immer wohl und jeder Teil, auch nur malerisch genommen, hat Vorteil davon. Der Park gibt Schönheit und empfängt Leben und Heiterkeit zurück.
     
Der Park
     
    Der Tamseler Park zerfällt in einen Außen- und Innenpark.
    Der Außenpark ist eine Waldpartie, die vom Fuß des Hügels an bis zur Kuppe desselben aufsteigt und vom Bruch aus gesehen die Schlußkulisse des ganzen Bildes bildet. Auf der Höhe des Hügels erhebt sich einer jener griechischen Tempel, wie sie die Rokokozeit zu bauen liebte, während weiter abwärts eine Schlucht die Hügelwand durchbricht, eine Talrinne, durch welche der Weg nach Zorndorf führt. In dieser Schlucht war es, wo in den achtziger Jahren dem

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