Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow
aufgerichtet sein steinern Bild und schaut fromm und mutig drein, wie's einem brandenburgischen Kriegsmanne geziemt. –
Der Vorleser schwieg. »Ich weiß, daß die Görtzkes noch immer die alten sind«, sagte der König. »Der Erfolg steht bei Gott; aber Mut und Treue stehen bei uns.«
Im Gartensaale wurd es still und bald auch im Hause. Der König schlief inmitten seiner Treuen wie jener »reichste Fürst«, den der Dichter besungen, und wenn Segenswünsche Macht haben über die Träume, so war sein Traum wie der Sommer, der zieht, oder wie Gesang, der abends vom See her ans Ufer klingt.
Ein klarer Oktoberhimmel lacht, in die Platanenblätter mischt sich das erste Gelb, und die Birnbäume, die hoch über das Weinspalier wegragen, stehen in voller Frucht. Im Gartensaal aber ist es, als wäre schon Dezember, jene schönste Zeit im Jahr, wo's auf Flur und Treppe nach Tannenbaum und Wachsstock duftet und wo die Geschenke kommen von nah und fern. Und wirklich, an der ganzen Länge des Tisches hin stehen die großbeuthenschen Hausinsassen und blicken auf allerlei wohlverpackte Kisten , als wären es Zauberkommoden, aus deren Fächern in jedem Augenblick ein Wundervogel auffliegen könne. Mit einer Feierlichkeit, die niemand merkt, weil jeder sie teilt, werden endlich die Deckel geöffnet, und der sonst so wenig anmutige, knarrende Ton, mit dem die Nägel sich langsam aus dem Holze ziehn – er hat seinen Reiz heut in dieser erwartungsvollen Stunde. Die Seegrashülle fällt, und nun blinkt es und blitzt es hell herauf! Es sind Geschenke von Sanssouci : Gold und Porzellan und Bilder und Gemmen, alles wertvolle Dinge, wie sie die Hand eines Königs , und sinnige Dinge, wie sie nur die Hand eines solchen Königs schenkt. Ein jeder blickt auf die Zeichen übergroßer Huld, und während das Haupt der Familie mit bewegter Stimme die königlichen Worte liest, die diese reichen Gaben begleiten, fallen die Tränen allertreuster Menschen zwischen die Gemmen und Edelsteine nieder, als gehörten sie dorthin.
Schloß Beuthen ist längst keine Veste mehr, die Goswin von Brederlow gegen die Hohenzollern hält. Tür und Tor stehen ihnen weit offen und die Herzen der Görtzkes dazu.
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Vergleiche die Kapitel » Gröben und Siethen « und » ._.
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Gröben und Siethen
Gröben und Siethen
Ob klein, ob groß –
Allüberall dasselbe Los,
Und was Leben hält und hat,
Hat allerorten seine Statt.
Eines der wichtigsten Défilés aus dem Wittenbergischen ins Märkische war von alter Zeit her das Nuthe-Tal, und von alter Zeit her existierten auch feste Punkte, dieses Défilé zu verteidigen beziehungsweise zu schließen. Unter diesen festen Punkten war das am Mittellaufe des Flüßchens gelegene Schloß Beuthen von besondrer Wichtigkeit, dasselbe Schloß Beuthen, das die Quitzow-Anhänger gegen den Nürnberger Burggrafen hielten und an dessen Unterwerfung sich der Sieg der Hohenzollerschen Sache knüpfte.
Von diesem seinerzeit vielgenannten Schloß aus nehmen wir heute, dem Flußlaufe folgend, unseren Ausgang und erreichen schon nach halbstündigem Marsch eine mäßige Hügelhöhe, von der aus wir zwei Seeflächen und zwei Dörfer überblicken: Gröben und Siethen. Ein märkisches Idyll. Aber auch ein Stück märkische Geschichte.
Beide Dörfer entstanden sehr wahrscheinlich zu gleicher, wendischer Zeit, im übrigen jedoch erfreut sich Gröben des Vorzugs, um einige Jahre früher als Siethen, und zwar bereits im Jahre 1352, in einer »im Lager vor Gröben« ausgestellten Urkunde Markgraf Ludwigs des Römers genannt zu werden. Es gehörte damals der über den ganzen Teltow hin ausgebreiteten und begüterten Familie Gröben, die, nach der Sitte der Zeit, von diesem ihrem ältesten Besitz her ihren Namen »von Gröben« angenommen hatte. Nach 1352 aber in die Kämpfe des Deutschen Ordens mit verwickelt, entäußerte sich die Gröben-Familie (von der zwanzig Mitglieder in der Deutsch-Ritter-Schlacht bei Tannenberg gefallen sein sollen) ihres märkischen Besitzes und innerhalb dieses Besitzes auch ihres Stammhauses Gröben. Ihre Güter lagen von dem genannten Zeitpunkt an östlich der Weichsel, und aus der märkischen Familie dieses Namens war eine preußische geworden, die bei dem Orden zu Lehn ging.
I
Gröben und Siethen unter den alten Schlabrendorfs
von 1416 bis 1786
Um 1416 gab es in Gröben und Siethen keine Gröbens mehr; an ihre Stelle waren die lausitzischen Schlabrendorfs getreten, die sich nach dem bei Luckau
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