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Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Jahre trägt, hat seine Moos- und Flechtenpatina hinter Pyramiden von Riesenmais versteckt, und was im Garten noch Duft und Farbe hatte, scheint jetzt hier versammelt zu sein. Die Treibhäuser haben ihre Blumentöpfe bis auf den letzten Mann gestellt, und selbst der Landsturm der Astern ist aufgeboten worden. Terrassenförmig stehen sie rechts und links und blicken einander über die Köpfe fort, als wären sie nicht nur erschienen, um gesehen zu werden, sondern auch, um selber zu sehn.
    Die trotzigen Tage liegen weit zurück – König und Königin sind zu Gast in Großbeuthen. Die vollen Blätterschirme geben Schatten, und doch liegt ein Sonnenschein über der Tafel, und das Singen der Vögel klingt, als wollten sie denen draußen erzählen von dem Feste, das hier gefeiert wird. Das Auge der Königin hängt an dem reizenden Bilde, der König aber, der den Zauber mehr fühlt als sieht, strömt über von jener gemüt- und geistgebornen Heiterkeit, die so viele Herzen eroberte, selbst abgeneigtere als die Herzen derer, die hier unterm Kastaniendache versammelt sind.
    Das Mahl ist vorüber, und unter den Bäumen wird es schwül; aber der offene, luftige Garten liegt ausgebreitet vor ihnen, und seine breiten Steige laden zu einem Spaziergang ein. Die Obstbaumallee hinauf, an der Akazienlaube vorüber, am Weinspalier zurück, so schreitet der König in raschem Geplauder auf und ab und unterbricht sich nur, wenn aus Näh oder Ferne die Glocken herüberklingen, die den Abend einläuten.
    Die Dämmerstunde kommt, und der Tee wird auf der Gartentreppe serviert. In der Luft ist kaum ein Zittern. Zwei das Haus schützende hohe Platanen breiten ihr Gezweig über die Gruppe hin, und ein paar Schwarzpappeln, die weitab am Ausgange des Gartens stehn, stehen jetzt wie Schatten vor dem letzten Streifen der Abendröte. Stiller wird's, und nur ein Hauch, der sich eben regt, zieht über die Levkojenbeete hin und trägt ihren Duft bis zu der Gartentreppe hinauf. »Wie schön es bei Ihnen ist«, wendet sich der König an die Dame des Hauses und atmet höher und voller, als bad er sich in der duftigen Frische des Abends.
    Aber diese Frische wird allmählich zur Kühle; jung und alt beginnen zu frösteln, und der Schutz und Wärme bietende Gartensaal empfängt die hohen Gäste. »Was lesen wir?« fragt der König. »Ehre, dem Ehre gebührt; ich dächte, wir hörten ein Kapitel heut aus der Geschichte der Görtzkes.«
    Und der Vorleser verbeugt sich und rückt an den Tisch. Beschämt und gehoben zugleich sitzen die Görtzkes umher und horchen auf jedes Wort. Sie kennen alles, aber das Bekannteste selbst klingt ihnen heute neu, wo der König dem Berichte lauscht.
    Von ihrem Eltervater wird gelesen, von Joachim Ernst von Görtzke, dem »alten Görtzke« par excellence. Nichts wird vergessen: wie er als Page Marie Eleonorens in schwedische Dienste kam; wie er unter dem Schwedenkönig bei Leipzig focht; wie ihn die Kaiserlichen bei Lützen zum Hinkefuß und Krüppel schossen und wie ihm das alte märkische Herz endlich wieder lebendig ward und er zurücktrat in den kurbrandenburgischen Dienst. Und weiter dann: wie er ein großer Feldoberst wurde, der bei Rathenow und Fehrbellin dem alten Feldmarschall Wrangel, dem »Gustav Wrangel«, zeigte, daß aus dem Schüler ein Meister geworden. All das und wie der Kurfürst ihn seinen »Paladin« genannt, es wurde gelesen heut und noch viel mehr. Und auch wie seine letzten Tage waren. In Friedersdorf, das er gekauft und aus Trümmern und Asche wieder aufgebaut hatte, saß der Alte vor seinem Schloß und freute sich der Sonne, die herniederschien, und des Wohlstands und Segens um ihn her. Und von Zeit zu Zeit kam auch Besuch: ein alter Weißbart, gefolgt von Töchtern und Enkeln, als wär es der Winter und brächte den Frühling mit. Das war Gusower Besuch, und der alte Weißbart, der kam, war der alte Derfflinger. Unter einer weitzweigigen Rotbuche setzte man sich dann, und die beiden alten Kämpen, die jederzeit Nachbarn gewesen waren, auf ihren Schlachtfeldern sonst und mit ihren Ackerfeldern jetzt , sie gedachten der alten Zeit und der alten Namen. Und auch am 30. März 1682 hielt der Gusower Wagen auf der Rampe von Friedersdorf. Aber nicht zu frohem Besuche; Glocken klangen, und Kanonen wurden gelöst, und der Achtzigjährige war nur gekommen, um den Siebzigjährigen in die Gruft zu senken. In der Friedersdorfer Kirche ruht die leibliche Hülle des »Paladin«; neben dem Altar aber steht hoch

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