Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
Vom Netzwerk:
Viertelstunde später waren wir wieder an Bord der »Sphinx« und fuhren nun, unseren Cours wechselnd, auf die Südspitze des Zeuthener Sees zu. Auch hier noch ist der Segelklub zu Haus, dessen anwesende Mitglieder nicht ermangelten, mir »Hankels Ablage«, »Haches Gruß«, den »Gingang-Berg« und ähnlich wunderlich benannte Punkte vorzustellen. Aber der Zeuthener See ist doch schon Vorterrain; die Villen hören auf, der Einfluß der Hauptstadt schwindet und die eigentliche » Wendei « beginnt. Die Ufer still und einförmig. Nur dann und wann ein Gehöft, das sein Strohdach unter Eichen versteckt; dahinter ein Birkicht, ein zweites und drittes, coulissenartig in die Landschaft gestellt. Am Horizonte der schwarze Strich eines Kiefernwaldes. Sonst nichts als Rohr und Wiese und ein schmaler Gerstenstreifen dazwischen; ein Habichtpaar in Lüften, das im Spiel sich jagt; von Zeit zu Zeit ein Angler, der von seinem Boot oder einem halbverfallenen Steg aus die Schnur ins Wasser wirft. Wenig Menschen, noch weniger Geschichte. Selbst der Feind mied diese Stelle. Darum fehlen hier auch die Schlachtfelder auf viele Meilen hin. In einer alten Chronik heißt es: »Der Dreißigjährige Krieg kam nicht hieher, weil ihm die Gegend zu arm und abgelegen war.« Er wußte wohl, was er tat. Wie ein Feuer ohne Nahrung wär er in diesem See- und Spreegebiet erloschen.
    Der Grundzug der Wendei, wenigstens an dieser Stelle, ist Trauer und Einsamkeit.
    Um Mittag hatten wir die Südspitze des Zeuthener Sees erreicht; von fern her blickte der Königs-Wusterhausener Turm zu uns herüber. Dann fuhren wir in die Neumühler Schmalung ein, die den Zeuthener See mit dem Krüpel-See verbindet, endlich aus dieser Schmalung in den Krüpel-See selbst.
    Die Landschaftsbilder blieben dieselben und wechselten erst, als wir, bei Dorf Kablow, aus der bis dahin befahrenen Seenkette der Wendischen Spree in diese selbst gelangten. Nicht viel breiter als ein Torfgraben, zieht sie hier die Grenze zwischen dem teltowschen und dem beeskow-storkowschen Kreis, bis sie, nach einer Wegstrecke von kaum einer Meile, bei dem Dorfe Gussow abermals zu einem See sich breitet, dem Dolgen-See. Unsere Fahrt verlangsamte sich jetzt, da mittlerweile beinahe völlige Windstille eingetreten war; erst eine bei Sonnenuntergang aufspringende Brise führte uns glücklich über den See bis Dolgenbrodt.
    Es war völlig dunkel geworden, und nur der Schein weniger Lichter bezeichnete die Stelle, wo, hinter Bäumen und Rohrgehegen, das Dorf zu suchen sei. Wir selber warfen Anker inmitten dreier Torfkähne, die schon vor uns an diesem Platz ein Unterkommen gesucht hatten. Zugleich wurde die Sturmlaterne ausgehängt. Als ich mein Befremden über diese Vorsichtsmaßregel ausdrückte, zeigte Kapitän Backhusen auf eine dunkle sternlose Stelle am Horizont, die ihm Sturm zu bedeuten schien, zum zweiten aber auf die Torfkähne, zwischen denen wir allerdings wie eingeklemmt lagen. »Zieht ein Wetter herauf und diese drei ›großen Christophs‹ reißen sich los, so werden wir zerquetscht wie ein Polarschiff im Eismeer. Die Laterne tut nicht alles, aber viel. Zum mindesten zeigt sie uns die Stelle, wo wir untergehen.«
    Um diesen Trost reicher, suchten wir unser Lager. Müde von des Tages Last und Hitze, schliefen wir unbekümmert ein.
----
    ._.
----

Von Dolgenbrodt bis Teupitz
    (Zweiter Reisetag)
    Mit dem frühesten war ich auf, zwischen drei und vier; die Sonne kündigte sich erst durch einzelne Strahlen an, die von Zeit zu Zeit am Horizonte aufschossen. Aber so früh ich war, so war ich doch nicht der Frühste. Lieutenant Apitz war mir zuvorgekommen und hatte, da er die Angelpassion mit der Segelpassion glücklich zu vereinigen wußte, seine Schnur seit länger als einer halben Stunde ausgeworfen. Mit ihm Mudy. Ein guter Frühfang hatte ihre Anstrengungen belohnt. In einer neben ihnen stehenden Wanne zappelte es bereits von Schlei und Hecht, von Giesen und Karauschen, die für unser Mittagsmahl einen vorzüglichen zweiten Gang in Aussicht stellten.
    Es war ein erquicklicher Morgen; in dem fallenden Tau gab sich die Natur wie gebadet. Ein Flachboot strich hart an uns vorüber, in dem ein junger Dolgenbrodter, mit angehängtem Fischkasten, stromabwärts fuhr. Er sah ziemlich spöttisch zu unserer Angelrute auf und grüßte. Lieutenant Apitz aber war nicht der Mann, sich verwirren zu lassen. »Eingeborner Wende, was gelten die Fische?« Der Angeredete nannte eine beliebige Summe. »Da lasse ich

Weitere Kostenlose Bücher