Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow
bemerken wir eine Vertiefung, als seien hier die Ziegel, womit der Fußboden gepflastert ist, zu einem bestimmten Zweck herausgenommen und später wieder eingemauert worden. Es wirkt als habe die Absicht bestanden, einen Grabstein in diese Vertiefung einzulegen. Und in der Tat, wir stehen hier an einer Gruft. An ebendieser Stelle wurde die schöne Julie von Voß, bekannt unter dem Namen der Gräfin Ingenheim, beigesetzt.
Eine Darstellung ihres Lebens oder doch wenigstens ihrer Beziehungen zu König Friedrich Wilhelm II. ermöglicht sich seit 1876, seit welchem Jahre die Tagebuchblätter vorliegen, die durch die Gräfin von Voß, Oberhofmeisterin am preußischen Hof und Tante Juliens, während eines Zeitraums von beinah siebzig Jahren, von 1745 bis 1814, niedergeschrieben wurden.
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Allerdings scheinen nicht alle Mitglieder der damaligen Röbelschen Familie von gleich ausgesprochener Kirchlichkeit gewesen zu sein. Einige waren Lebemänner, insonderheit Andreas von Röbel, ein am Hofe zu Cölln a. d. Spree hochangesehener Gast. Und zwar hochangesehen wegen seines adligen Zechens.. Erst um 1577, als er zur Bekleidung eines geistlichen Ehrenamtes an den Havelberger Dom berufen wurde, schien es nötig, ihn einen Enthaltsamkeitsrevers unterzeichnen zu lassen. In diesem hieß es: »... Und so will ich denn bei jeder Mahlzeit mit zwei ziemlichen Bechern Biers und Weins zufrieden sein. Sollt ich das aber übertreten und einmal trunken befunden werden, so will ich mich in der Küche einstellen und mir vierzig Streiche weniger eins (wie dem heiligen Apostel Paulus geschehen ist) von denen, so Ihro Kurfürstliche Gnaden dazu verordnen werden, mit der Rute geben lassen. Andreas von Röbel.« [Image: Zurück]
Die »Klaus« in Tirol, um deren Besitz sich auf Kurfürst Moritz' Zuge nach Innsbruck ein heftiger Kampf entspann. [Image: Zurück]
Auch eines andern Röbel noch, der sich im siebzehnten Jahrhundert auszeichnete, möcht ich hier flüchtig und in einer Anmerkung wenigstens erwähnen dürfen. Es war dies der Oberst Dietrich von Röbel auf Hohenschönhausen, der, »durch den sächsischen Kurfürsten Johann Georg III. mit Führung eines Regiments zu Fuß begnadigt, an der Spitze dieses Regiments mit vor Wien und Ofen war und unterschiedenen Campagnen und Battalgen beiwohnte«. Des Krieges endlich müde, zog er sich um 1690 oder doch nicht viel später auf sein väterliches Gut (Hohenschönhausen) zurück und begann daselbst die kleine Steinkirche zu schmücken. Zu Helm und Schild einer mutmaßlich längst zurückliegenden Epoche hing er die Fahnen und Feldzeichen seines sächsischen Regiments und bekleidete die Wandung der Empore mit den Wappenschildern aller ihm durch Heirat verwandt gewordenen Familien: der Sparrs und Flanß', der Pfuels und Arnims und insonderheit der jetzt ausgestorbenen, aber im siebzehnten Jahrhundert über den ganzen Barnim hin reich begüterten Krummensees. [Image: Zurück]
In einem andere märkischen Dorfe (Kampehl, in der Grafschaft Ruppin) kam eine ähnliche Geschichte vor. Übermütige Franzosen schafften die Mumie des Herrn von Kalbutz aus der Gruft in die Kirche und begannen, in höllischer Blasphemie, ihn als Gekreuzigten auf den Altar zu stellen. Einem der Übeltäter indes mochte das Herz dabei schlagen. Als er beschäftigt war, die linke Hand festzunageln, fiel der erhobene Mumienarm zurück und gab dem unten stehenden Franzosen einen Backenstreich. Dieser fiel leblos um; Schreck und Gewissen hatten ihn getötet. (Ich bin seitdem in der Kampehler Kirche gewesen und kann diese Geschichte leider nicht bestätigen. Herr von Kalbutz liegt mit gefalteten Händen da, die Finger beider Hände wie in eins zusammengewachsen. Im übrigen erzählte mir der Küster von der großen Popularität dieser Mumie; Handwerksburschen aus aller Herren Länder, die durch Kampehl zögen, ermangelten nicht, sich den Herrn von Kalbutz anzusehn, den sie alle als ein Kuriosum der Mark Brandenburg kennen.) ._.
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Julie von Voß
Julie von Voß, Tochter des Geheimen Justizrats und ehemaligen Gesandten am königlich dänischen Hofe, Friedrich Christoph Hieronymus von Voß, Herrn auf Buch, Karow etc., wurde den 24. Juli 1766 zu Buch geboren. 1)
Über ihre Jugend und Erziehung verlautet nichts, und wir hören erst von ihr, als sie 1783 auf den Wunsch der alten Königin Elisabeth Christine, Gemahlin Friedrichs des Großen, an den Schönhauser Hof ebendieser alten Königin kam.
Julie von Voß
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