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Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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steigen. Er kommt jetzt oft für den ganzen Tag nach Schönhausen und hat nur das einzige im Kopf.«
    Die Oberhofmeisterin, davon ausgehend, daß eine Trennung vielleicht helfen werde, setzte nunmehr einen dreimonatlichen Urlaub für ihre Nichte durch, und diese verließ Berlin. Aber es führte zu nichts. Der Prinz und Julie korrespondierten, und als der Urlaub abgelaufen und Julie wieder zurück war, schrieb die Oberhofmeisterin in ihr Tagebuch: »Es ist alles beim alten.«
    Diese Notiz ist vom 15. August 1786. Zwei Tage später starb Friedrich, und der Prinz von Preußen war nun König . Huldigungen, Feste, Geschäfte dringen auf ihn ein, aber seine Gefühle für Julie von Voß bleiben dieselben. Schon eine Woche nach dem Regierungsantritt verkehrt er wieder in Schönhausen und setzt seine Bewerbungen fort.
    »August 86. Der König kommt, sooft er kann, zur Königinwitwe nach Schönhausen und geht dann mit Julie im Garten spazieren. Sie ist still und zurückhaltend, was mich freut und in etwas beruhigt. – Die Prinzessinnen tun dem König einen sehr unerlaubten Gefallen, indem sie ihn immer mit Julie zusammenbringen. Sie schicken die Königin voraus und beschäftigen sie, nur damit er mit meiner Nichte gehen und mit ihr sprechen kann. Das ist ein schlechtes Spiel. Der König hat der Prinzessin Friederike eine Zulage und ihr außerdem noch die kleine Viereck zur Hofdame gegeben, einzig und allein um Julien eine Freude zu machen, deren Freundin sie ist.
    Oktober 86. Der König kam und wollte mit mir sprechen, aber er ist so ganz voll von dem einzigen Gedanken, daß er nichts weiter hört und sieht. Ich gestehe, daß ich jetzt alle Geduld mit ihm verliere und diesen Zustand unerlaubt und unverzeihlich finde. – Die Königin will gern in die Stadt zurück; der König will aber, sie soll noch in Schönhausen bleiben, bloß wegen seiner geliebten Spaziergänge mit Julie. Ich bin ganz ratlos und unglücklich über dies immer erneute Anknüpfen einer ganz unmöglichen Sache!
    November 86. Alles bemächtigt sich dieser unglücklichen Angelegenheit; so möchte man, um nur eins zu nennen, Julie zum Schein verheiraten. Es ist schrecklich, wie alles bemüht ist, sie zu ihrem Verderben zu drängen. Sie tut mir furchtbar leid. – Ich seh es jetzt deutlich, sie liebt den König trotz all ihres Leugnens; sie kann nicht mehr von ihm lassen und ist, was auch geschehen mag, nicht mehr von ihm loszureißen. Es grämt mich schrecklich. – Heute kam er en surprise zum Essen. Er verfolgt seinen Zweck ohne Rast und Ruh. – Ich fürchte den Einfluß dieser ewigen Gespräche des Königs mit ihr, er will und will sie bestricken, und immer setzt er sich an ihren Tisch. Das mißfällt mir ganz unbeschreiblich von ihm. – Meine arme Nichte hat mir ihr Herz ausgeschüttet; ach, ich fürchte, es ist eine unaufhaltsame Sache. – Der König geht heute nach Potsdam. Er kam vorher zu uns und war unruhig, weil er Julie nicht zu sehen bekam. Er liebt sie toller und leidenschaftlicher als je.
    Dezember 86. Nach Tisch sprach der König lange mit meiner Nichte; ach, ich fürchte, es nimmt ein trauriges Ende für sie und für die Ehre der Familie. – Ich hab es immer und immer gesagt: man hätte sie nicht bei Hofe lassen sollen. – Der König kompromittiert sich aufs höchste. Um seiner selbst willen möcht ich, er könnt ein Mann sein und sich besinnen. – Wie immer setzt der König sich beim Tee neben Julie; könnte dies ewige Zusammensein doch abgewendet werden. – Mit dem König in der Kirche. Die Predigt von Spalding war so schön, so ganz wie für meine Nichte gemacht. Aber es scheint, sie will nichts mehr hören, was sie zur Pflicht zurückruft. Ich habe keinen Einfluß mehr auf sie. Die Kannenberg 3) läßt sie gewähren, die ihr am nächsten steht, und ich habe leider nicht das Recht und die Macht, einzugreifen. – Julie scheint sehr traurig; ihr Bruder ist angekommen und hat wohl noch einen letzten Versuch gemacht, ihr ins Gewissen zu reden. – Der König scheint nur glücklich zu sein, wenn er sie sieht. Wo sie ist, sieht er niemand als sie, spricht nur mit ihr und hat nichts anderes mehr im Kopf als seine Leidenschaft. Ich sehe die Sache dem schlimmsten Ende mit Gewalt zugehen, muß dabeistehen und kann sie nicht aufhalten. – Auch die Prinzessin Friederike scheint jetzt das nahende Unglück zu ahnen und ist sehr traurig. Sie ist jetzt zwanzig Jahr alt und steht dem Vater am nächsten. Sie fühlt ganz, wie seine und unsre Ehre

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