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Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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sogleich und nahm es sehr gut auf. Julie hat auch an die Kannenberg geschrieben. Gräfin Kannenberg las mir den Brief meiner Nichte vor, in welchem sie zu verstehen gibt, warum sie geht. Die Kannenberg ist ihre Tante und jammert nun sehr. Aber ich wiederhole nur das eine: man hätte sie retten können , wenn man es zur rechten Zeit gewollt hätte. All mein Reden damals war aber umsonst. – Meine Nichte schreibt mir aus Brandenburg: sie gehe den 9. nach Potsdam und bäte Gott, ihr beizustehn in dem neuen Leben, das sie erwarte. Gott wolle sich ihrer annehmen; es ist ein schwerer Schritt, den sie jetzt tun muß, die Sache vor der Welt zu bravieren.
    November 87. Julie hat den Namen einer Gräfin Ingenheim bekommen.«
    Sie war nun Gräfin Ingenheim. Aber es war dadurch wenig für sie gewonnen, trotzdem man sie, dem Könige zuliebe, mit Auszeichnungen überschüttete. Bitterkeiten gingen nebenher. »Die Anne schreibt mir: sie fühle sich sehr unglücklich. Die Encke tut ihr tausend Herzleid an und hat denselben Einfluß wie früher auf den König.«
    » Dezember 87. Julie ist unwohl und kann das Bett nicht verlassen, die Prinzessin Friederike und die Prinzessin von Braunschweig haben mit dem König in ihrem Zimmer an ihrem Bett gegessen. Das ist doch stark!«
 
1788
    » Januar 88. Ball beim König, wo der Kronprinz Julie zum ersten Mal als Gräfin Ingenheim sah, was für beide ein sehr unangenehmer Augenblick war. Die Unglückliche, welche peinliche Stellung für sie. – Alle Höfe (es gab deren, außer dem eigentlichen, wenigstens noch vier: den der alten Königin, der regierenden Königin, des Prinzen Heinrich, des Prinzen Ferdinand) sehen sie. Sie ist überall. Ich begreife das nicht.
    Februar 88. Die alte Königin hatte großes Diner und frug den König, ob sie die Ingenheim einladen solle. Natürlich sagte er ja, und so kam sie zum Diner. Ich find es höchst unrecht von der Königin, sie einzuladen, bloß um dem Könige damit zu schmeicheln. Abends aber spielte sie doch nicht Lotto mit den Herrschaften, sondern mit dem Hofstaat im vorderen Zimmer. Bei Tafel wurde sie dem König gegenübergesetzt. – Die alte Königin lud wieder die Ingenheim ein. Ich finde, sie benimmt sich in dieser Sache so unwürdig und schwach wie nur möglich.«
    In den letzten Tagen des Jahres (am 21. Dezember 88) heißt es: »Die Ingenheim bat mich sehr, ihr in der nun nahen Stunde beizustehn. Auch der König bat mich den folgenden Tag darum, und ich brachte es nicht übers Herz, nein zu sagen.«
 
1789
    Am 2. Januar 1789 genas die Ingenheim eines Sohnes. Der König war sehr erfreut. Unterm 4. Januar heißt es im Tagebuch: »Das Kind wurde heute getauft. Der König hielt es selbst über die Taufe, und es empfing die Namen Gustav Adolf Wilhelm. Juliens Bruder (der spätere Minister), der Minister von Bischofswerder und ich waren die Paten. Der König selbst war fast den ganzen Tag bei der Kranken. Es ist wahr, er ist wirklich der beste Prinz, den man auf der ganzen Welt finden kann. Leider nur, daß er so willensschwach, so ohne Energie und zuweilen so heftig ist.«
    Im Anfang ging alles gut mit der jungen Wöchnerin; aber sie schonte sich nicht genug, verließ das Bett zu früh und erkältete sich aufs heftigste. Dabei war der Einfluß der Rietz ihre beständige Sorge, trotzdem es nicht an Aufmerksamkeiten und Geschenken von seiten des Königs fehlte. So sandte er ihr ein kleines Etui mit 50 000 Talern und sein mit den schönsten Brillanten besetztes Portrait. Zum 5. Februar war eine große Cour angesagt, und Julie wollte dabei nicht fehlen. »Ich fürchte, daß sie sich schadet«, schreibt die Oberhofmeisterin am selben Tage. Am 24. Februar heißt es dann: »Julie hat Fieber und Husten«, und schon am 5. März: »Ich kann nicht sagen, wie weh es mir tut. Man fürchtet die galoppierende Schwindsucht. Der König ist außer sich.« Am 25. starb sie. »Welch ein Tag des Unglücks! Um acht Uhr abends verschied die arme Julie. Kein Mensch ahnte die nahe Gefahr. Ich ging erst am Abend zu ihr, aber die Prinzessin Friederike, die bei ihr war, redete mir ab; ›sie sei zu angegriffen‹. Und so hab ich sie nicht mehr gesehn. Ich beweine sie recht von Herzen, und alle beweinen sie mit mir. Es ist furchtbar rasch gegangen. Sie starb im Schloß, in demselben Zimmer, in dem ihr Kind geboren wurde.«
    Der König war in Verzweiflung und konnte sich nicht trösten und beruhigen. Auch gebrach es nicht an allgemeiner Teilnahme, ja das Volk wollte

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