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Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg 4. Spreeland.: Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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dahin gewirkt, diese seine natürliche Beanlagung auszubilden. Eine uns aufbewahrte Charakteristik seines Wesens zeigt am besten, wie außerordentlich er sich für seine Laufbahn eignete, darin, damals ungleich mehr noch als jetzt, alles an dem Erkennen und der richtigen Benutzung von Persönlichkeiten gelegen war. »Er war gesprächig, höflich, frei von Eigensinn und Widerspruchsgeist , für jedermann gefällig und aufmerksam, Fähigkeiten und Neigungen leicht durchschauend, jedem Gegenstande wie jedem Verhältnisse sich leicht bequemend – ein vollkommener Mann von Welt . Seine Rechtschaffenheit, sein Haß gegen Lüge und Zweideutigkeit unterstützten ihn eher, als daß sie sein Auftreten gehemmt, seine Erfolge behindert hätten. Bei großer Leichtigkeit war er von vorsichtiger Haltung; er wußte Ernst und Sanftmut zu vereinen, um zu überreden und zu gewinnen. Im Friedenstiften, Vermitteln und Versöhnen besaß er ein einziges Talent .« Die Inschrift unter dem Bildnis der alten Frau von Burgsdorf hatte also völlig recht, von ihm als von dem »klugen Staatsminister von Canitz« zu sprechen; aber er suchte, wie schon angedeutet, diese Klugheit nicht in jener Kunst der Täuschung, am wenigsten in jenem Intriguenspiel, das damals an den Höfen blühte. Er kannte dies Spiel und war ihm gewachsen, aber sein redlicher und reiner Sinn lehnte sich gegen diese Kampfesweise auf. Deshalb zog es ihn immer wieder in die Stille und Unabhängigkeit des Landlebens und in einfach natürliche Verhältnisse zurück. »Der Hof« – so schrieb er bald nach dem Tode des Großen Kurfürsten – »hat wenig Reiz für mich, und ich betrachte die Würden und Ämter, die andere so eifrig suchen, nur als ebenso viele Fesseln, die mich am Genusse meiner Freiheit hindern, der Freiheit, die über alle Schätze der Erde geht und deren echten Wert zu würdigen den gemeinen Seelen versagt ist.« Er kannte diesen »echten Wert der Freiheit« wohl, aber die Verhältnisse gestatteten ihm nicht, sich dieser Freiheit so völlig zu freuen, wie es seinen Wünschen entsprochen hätte. Es geschah, was so oft geschieht, man suchte die Dienste desjenigen, der, im Gefühl seines Werts, diese Dienste anzubieten verschmähte, und wie oft er auch, um seinen eigenen Ausdruck zu gebrauchen, die Erfahrung gemacht haben mochte, » daß andere die goldenen Äpfel auflasen, während er beim heißen Lauf sich abmühte «, so war doch Gehorsam und Nachgiebigkeit in allen jenen Fällen geboten, wo Weigerung den Vorwurf des Undanks oder doch der Gleichgültigkeit gegen die allgemeinen Interessen auf sich geladen hätte. Canitz drängte sich nicht zu Diensten, aber sooft er sie übernahm, zeigte er sich ihnen gewachsen. Leicht und gewissenhaft zugleich ging er an die Lösung empfangener Aufgaben, und die graziöse Hand, mit der er die Fragen berührte, pflegte zugleich eine glückliche Hand zu sein. Fast an allen deutschen Höfen war er eine wohlgekannte und wohlgelittene Persönlichkeit, und Kaiser Leopold bezeugte ihm vielfach seine Gnade und sein besonderes Wohlwollen.
    Canitzens letztes und vielleicht bedeutendstes diplomatisches Auftreten war im Haag, wo damals die Minen gelegt wurden, um den Rijswijker Friedensschluß, der so viele Interessen verletzte und so viele Gefahren heraufbeschwor, wieder zu sprengen. Canitz zeichnete sich auch hier durch jene Klugheit und feine Besonnenheit aus, die, weil sie geflissentlich leise die Fäden zu schürzen oder zu entwirren sucht, gemeinhin auf den Beifall zu verzichten hat, der so leicht in all jenen Fällen sich einstellt, wo ein Diplomat so undiplomatisch wie möglich den Knoten zerhaut. Das herausfordernde Wort eines Rücksichtslosen, dessen Punktum bereits ein erster Kanonenschuß ist, wird jubelnd aufbewahrt, während die kluge Haltung dessen, der eine heranziehende Gefahr beschwört, gemeinhin unbeachtet bleibt. Alles, was sich vor aller Welt Augen zu einem bestimmten Bilde abrundet, ist immer im Vorteil über das Unplastische, das sich in vertraulichem Rat oder gar in einer bloßen Aktenstückszeile vollzieht, und jener Erich Christoph von Plotho, der zu Regensburg mit jenem berühmt gewordenen: »Was! insinuieren??« den kaiserlichen Notar, Dr. Aprill, die Treppe hinunterwarf, hat ein ganzes Dutzend Diplomaten in Schatten gestellt. 2) Überall da, wo das Wort Friedrichs des Großen gilt: »Mach Er nur, ich stehe mit 200 000 Mann hinter Ihm!«, ist es nicht schwer, dem guten Rufe der Kraft auch den der Klugheit

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