Wanderungen durch die Mark Brandenburg
vertrieben den Feind mit dem Bajo-
nett, wurden aber beim Heraustreten aus dem Dorfe
durch ein so heftiges Gewehrfeuer empfangen, daß
sie sich in Unordnung durch Poppel und das ihnen
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zur Unterstützung nachgesandte zweite Bataillon
Puttkamer hindurchzogen. Dieses letztre Bataillon
wurde nunmehr von feindlichen Chasseurs angefal-
len, schlug indessen den Angriff ab, und als jetzt der
Rest der Brigade: das erste Bataillon Puttkamer und
das erste und zweite Bataillon Prinz Ferdinand, in
gleicher Höhe anlangte, zog sich der Feind – wahr-
scheinlich das 108. französische Linienregiment –
zurück.
Das Grenadierbataillon Rheinbaben blieb jenseits
Poppel, die übrigen vier Bataillone der Brigade Prinz
Heinrich aber gingen in gerader Richtung auf das
durch drei französische Regimenter (21., 85.
und 12.) teils direkt besetzte, teils in der linken
Flanke soutenierte Hassenhausen vor, wo sie bald in
ein heftiges Artillerie- und Gewehrfeuer gerieten. Die
Verluste mehrten sich rasch, und als in diesem kriti-
schen Moment auch französischerseits eine dritte
Division – die Division Morand – mit elf frischen Ba-
taillonen in den Kampf eintrat, wichen die Unseren
auf der ganzen Linie. Prinz Heinrich hielt mit seinen
vier Bataillonen bis zuletzt. An ihn schlossen sich
wieder einige vorgebrachte Bataillone der Division
Schmettau und das Grenadierbataillon Hanstein an,
mit denen er noch einmal zu avancieren versuchte.
Bald aber sah er sich isoliert und gezwungen, durch
das mittlerweile vom Feinde wieder eroberte Poppel
zurückzugehen. An die Spitze seiner Bataillone sich
stellend, bahnte er sich den Weg mit dem Bajonett.
Die Grenadierbataillone Rheinbaben und Knebel un-
ter Prinz August von Preußen nahmen an diesem
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Angriffe teil. Das Pferd des Prinzen Heinrich ward
erschossen, der Prinz selbst beim Sturze desselben
bedeutend verletzt. Oberst Scharnhorst gab ihm sein
eigenes Pferd und passierte das durch den Angriff
beider preußischer Prinzen momentan wiedergewon-
nene Poppel mit dem Gewehr in der Hand. Zwischen
Poppel und Taugwitz drängte sich jetzt der ganze
linke Flügel zusammen. Der Rückzug ging gegen Au-
erstedt und seitwärts gegen Reisdorf, teils aufgelöst,
teils wieder einigermaßen geordnet.
Die Verluste waren groß. Von der gesamten Infante-
rie, die gegen Hassenhausen gestanden hatte, war
beinah die Hälfte tot oder verwundet. Auch das Re-
giment Prinz Ferdinand hatte dementsprechend gelit-
ten. Tot waren: Major von Selasinsky, Stabscapitain
von der Hagen, Premierlieutenant von Goetze.
1. Der alte, berühmte Prinz Heinrich, der in
Rheinsberg lebte, war bereits 1802 gestor-
ben. Von den Brüdern des großen Königs leb-
te nur noch der jüngste: Prinz Ferdinand, der
Chef unseres Regiments. Oberst Prinz Hein-
rich, von dem wir oben im Text berichten, war
ein jüngerer Bruder Friedrich Wilhelms III.
und verbrachte, nach Beendigung der Napo-
leonischen Kriege, den größten Teil seines Le-
bens in Italien. Er starb zu Rom 1846. – Der
weiterhin genannte Prinz August war ein Sohn
des Prinzen Ferdinand und Bruder des bei
Saalfeld gebliebenen Prinzen Louis Ferdinand.
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Prinz August, der 1813 im Kleistschen Corps
eine Brigade führte, wurde später der Reor-
ganisator der preußischen Artillerie.
Das Regiment Prinz Ferdinand bis
zur Kapitulation von Pasewalk,
29. Oktober
Wie Magdeburg Rendezvous vor Eröffnung der Feindseligkeiten gewesen war, so war es jetzt Sammel-
platz für die bei Jena und Auerstedt geschlagenen
und nach dem Tode des Herzogs von Braunschweig
beide dem Fürsten von Hohenlohe unterstellten Armeen. Auch unser Regiment Prinz Ferdinand nahm
auf Magdeburg seinen Rückzug.1) Dem von Hoepfner-
schen Werke »Der Krieg von 1806 und 1807«, das
wie für die Schlacht bei Auerstedt, so auch für das
unmittelbar Folgende meine Hauptquelle war, ent-
nehm ich die nachstehenden, in der umfangreichen
Gesamtdarstellung jener Vorgänge zerstreuten Noti-
zen.
In der Nacht vom 15. auf den 16. Oktober mar-
schierten die Musketierbataillone des Regiments
nach Sondershausen. Am 21. finden wir sie bei Par-
chau in der Nähe von Burg, am 22. in Nielebock,
Kreis Jerichow, am 23. in dem Bismarckschen
Schönhausen, ebenfalls Kreis Jerichow, am 24. in
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Schrepkow, Ostprignitz, am 25. in Wittstock, hart an
der mecklenburgischen Grenze.
Diesen ganzen Marsch vom 21. bis 25. hatte das
Regiment im Brigadeverbande
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