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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

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Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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vertrieben den Feind mit dem Bajo-
    nett, wurden aber beim Heraustreten aus dem Dorfe
    durch ein so heftiges Gewehrfeuer empfangen, daß
    sie sich in Unordnung durch Poppel und das ihnen

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    zur Unterstützung nachgesandte zweite Bataillon
    Puttkamer hindurchzogen. Dieses letztre Bataillon
    wurde nunmehr von feindlichen Chasseurs angefal-
    len, schlug indessen den Angriff ab, und als jetzt der
    Rest der Brigade: das erste Bataillon Puttkamer und
    das erste und zweite Bataillon Prinz Ferdinand, in
    gleicher Höhe anlangte, zog sich der Feind – wahr-
    scheinlich das 108. französische Linienregiment –
    zurück.
    Das Grenadierbataillon Rheinbaben blieb jenseits
    Poppel, die übrigen vier Bataillone der Brigade Prinz
    Heinrich aber gingen in gerader Richtung auf das
    durch drei französische Regimenter (21., 85.
    und 12.) teils direkt besetzte, teils in der linken
    Flanke soutenierte Hassenhausen vor, wo sie bald in
    ein heftiges Artillerie- und Gewehrfeuer gerieten. Die
    Verluste mehrten sich rasch, und als in diesem kriti-
    schen Moment auch französischerseits eine dritte
    Division – die Division Morand – mit elf frischen Ba-
    taillonen in den Kampf eintrat, wichen die Unseren
    auf der ganzen Linie. Prinz Heinrich hielt mit seinen
    vier Bataillonen bis zuletzt. An ihn schlossen sich
    wieder einige vorgebrachte Bataillone der Division
    Schmettau und das Grenadierbataillon Hanstein an,
    mit denen er noch einmal zu avancieren versuchte.
    Bald aber sah er sich isoliert und gezwungen, durch
    das mittlerweile vom Feinde wieder eroberte Poppel
    zurückzugehen. An die Spitze seiner Bataillone sich
    stellend, bahnte er sich den Weg mit dem Bajonett.
    Die Grenadierbataillone Rheinbaben und Knebel un-
    ter Prinz August von Preußen nahmen an diesem

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    Angriffe teil. Das Pferd des Prinzen Heinrich ward
    erschossen, der Prinz selbst beim Sturze desselben
    bedeutend verletzt. Oberst Scharnhorst gab ihm sein
    eigenes Pferd und passierte das durch den Angriff
    beider preußischer Prinzen momentan wiedergewon-
    nene Poppel mit dem Gewehr in der Hand. Zwischen
    Poppel und Taugwitz drängte sich jetzt der ganze
    linke Flügel zusammen. Der Rückzug ging gegen Au-
    erstedt und seitwärts gegen Reisdorf, teils aufgelöst,
    teils wieder einigermaßen geordnet.
    Die Verluste waren groß. Von der gesamten Infante-
    rie, die gegen Hassenhausen gestanden hatte, war
    beinah die Hälfte tot oder verwundet. Auch das Re-
    giment Prinz Ferdinand hatte dementsprechend gelit-
    ten. Tot waren: Major von Selasinsky, Stabscapitain
    von der Hagen, Premierlieutenant von Goetze.

    1. Der alte, berühmte Prinz Heinrich, der in
    Rheinsberg lebte, war bereits 1802 gestor-
    ben. Von den Brüdern des großen Königs leb-
    te nur noch der jüngste: Prinz Ferdinand, der
    Chef unseres Regiments. Oberst Prinz Hein-
    rich, von dem wir oben im Text berichten, war
    ein jüngerer Bruder Friedrich Wilhelms III.
    und verbrachte, nach Beendigung der Napo-
    leonischen Kriege, den größten Teil seines Le-
    bens in Italien. Er starb zu Rom 1846. – Der
    weiterhin genannte Prinz August war ein Sohn
    des Prinzen Ferdinand und Bruder des bei
    Saalfeld gebliebenen Prinzen Louis Ferdinand.

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    Prinz August, der 1813 im Kleistschen Corps
    eine Brigade führte, wurde später der Reor-
    ganisator der preußischen Artillerie.

    Das Regiment Prinz Ferdinand bis
    zur Kapitulation von Pasewalk,
    29. Oktober
    Wie Magdeburg Rendezvous vor Eröffnung der Feindseligkeiten gewesen war, so war es jetzt Sammel-
    platz für die bei Jena und Auerstedt geschlagenen
    und nach dem Tode des Herzogs von Braunschweig
    beide dem Fürsten von Hohenlohe unterstellten Armeen. Auch unser Regiment Prinz Ferdinand nahm
    auf Magdeburg seinen Rückzug.1) Dem von Hoepfner-
    schen Werke »Der Krieg von 1806 und 1807«, das
    wie für die Schlacht bei Auerstedt, so auch für das
    unmittelbar Folgende meine Hauptquelle war, ent-
    nehm ich die nachstehenden, in der umfangreichen
    Gesamtdarstellung jener Vorgänge zerstreuten Noti-
    zen.
    In der Nacht vom 15. auf den 16. Oktober mar-
    schierten die Musketierbataillone des Regiments
    nach Sondershausen. Am 21. finden wir sie bei Par-
    chau in der Nähe von Burg, am 22. in Nielebock,
    Kreis Jerichow, am 23. in dem Bismarckschen
    Schönhausen, ebenfalls Kreis Jerichow, am 24. in

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    Schrepkow, Ostprignitz, am 25. in Wittstock, hart an
    der mecklenburgischen Grenze.
    Diesen ganzen Marsch vom 21. bis 25. hatte das
    Regiment im Brigadeverbande

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