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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

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Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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weiterhin), kapitulierten
    eine Woche später bei Prenzlau. General von
    Tschammer hatte bis zuletzt sich Umsicht und
    Entschlossenheit gewahrt. 1800 oder 1801,
    bei seiner Ernennung zum General, wurde er
    Chef des altmärkischen Regiments Nr. 27,
    Garnison Stendal und Gardelegen, das nun
    Regiment von Tschammer hieß. Von

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    Tschammer selbst starb 1809 als Komman-
    dant des Berliner Invalidenbataillons.

    2. Aller Wahrscheinlichkeit nach gehörte das Re-
    giment Prinz Ferdinand um diese Zeit zu den
    Regimentern von »feinerem Ton und literari-
    schen Allüren«. Dazu wirkte mit, daß ein kö-
    niglicher Prinz der Chef und ein anderer der
    Nachbar des Regiments war. Prinz Ferdinand,
    wie schon an anderer Stelle hervorgehoben,
    bewohnte wenigstens zeitweilig sein Ruppiner
    Palais, und Prinz Heinrich zog die Offiziere des
    Regiments mannigfach in seinen Rheinsberger
    Kreis. Namentlich das letztere hatte großen
    Einfluß, denn Prinz Heinrich, wenn's ihm paß-
    te, liberalisierte auch.

    Das Regiment Prinz Ferdinand bei
    Auerstedt 14. Oktober 1806
    Der Krieg gegen Frankreich war endlich beschlossene
    Sache. Am 9. August erging die Mobilmachung-
    sordre, und am 31. August verließ das Regiment
    Prinz Ferdinand Neuruppin, um es nicht wiederzuse-
    hen. Nur Individuen kehrten zurück, kein Regiment.
    Der Marsch ging zunächst auf Magdeburg, das samt
    Umgegend den Sammelplatz für die märkischen und
    magdeburgischen Truppen bildete. Der Herzog von
    Braunschweig, in seiner Eigenschaft als Oberkom-

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    mandierender, verlegte am 13. September sein
    Hauptquartier nach Halle und setzte die bei Magde-
    burg versammelten Truppen, und unter diesen auch
    unser Regiment Prinz Ferdinand, am 15. auf Naum-
    burg zu in Bewegung. Am 21. und 22. wurden bei
    letztgenanntem Orte die Kantonierungen bezogen.
    Die Hauptarmee, 57 000 Mann stark, bestand aus
    den Divisionen Schmettau, Wartensleben und Prinz
    von Oranien und aus einer abermals zwei Divisionen
    starken Reserve . Die Schlacht bei Auerstedt ward im wesentlichen mit den erstgenannten drei Divisionen,
    also mit etwa 30 000 Mann geschlagen. Den beiden
    Reservedivisionen – die zweifellos imstande gewesen
    wären, die Niederlage in einen Sieg zu verkehren –
    fiel nur die Aufgabe zu, den Rückzug zu decken. Sie
    hatten hierbei, einzelne Abteilungen abgerechnet,
    nur geringe Verluste.
    Dies vorausgeschickt, wenden wir uns jetzt der so
    verhängnisvoll gewordenen Bataille zu. Feindlicher-
    seits kommandierte Marschall Davout, unsererseits
    Herzog von Braunschweig. Hüben und drüben traten
    drei Divisionen, und zwar echelonartig, in den Kampf
    ein. Unsere Division Schmettau stieß bei Hassenhau-
    sen auf die französische Division Gudin; dieses Dorf,
    nach kurzer Besitzergreifung unsererseits, ging wie-
    der verloren, und nun wurde Hassenhausen der
    Punkt, um den sich ein mehrstündiges, mörderisches
    Gefecht drehte. Wer Hassenhausen hatte, hatte den
    Sieg. Der Division Schmettau folgend, griff diesseitig
    die Division Wartensleben ein, aber auch der Feind
    führte jetzt die Division Friant in den Kampf. Alle

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    unsere Versuche, das Dorf wieder in unseren Besitz
    zu bringen, scheiterten; die Regimenter Alvensleben
    und Kleist, jenes von der Schmettauschen, dieses
    von der Wartenslebenschen Division, litten schwer.
    So standen die Dinge, als auf unserer Seite die Divi-
    sion Prinz von Oranien mit den Brigaden Lützow und
    Prinz Heinrich auf dem Kampfplatze eintraf. Schon
    vor ihrem Erscheinen war der Herzog von Braun-
    schweig tödlich verwundet worden, und soweit noch
    in dem überhandnehmenden Wirrsal von Kommando
    die Rede sein konnte, war dasselbe auf den König in
    Person übergegangen. Im richtigen Erkennen des-
    sen, worauf es ankam, dirigierte dieser die Division
    Oranien ebenfalls gegen Hassenhausen, und zwar
    derart, daß die Brigade Lützow am rechten Hügel der
    daselbst fechtenden und durcheinandergekommenen
    Truppenteile, die Brigade Prinz Heinrich aber nach
    vorgängiger Wegnahme des Dorfes Poppel am linken
    Flügel eingreifen sollte.
    Bei der Brigade Prinz Heinrich befand sich neben
    dem Grenadierbataillon Rheinbaben und dem Re-
    giment Puttkamer auch unser Regiment Prinz Ferdi-
    nand. Wir folgen dem Vorgehen dieser Brigade.
    Die Brigade trat an; das Grenadierbataillon Rheinba-
    ben nahm die Tête. Unter persönlicher Führung des
    Obersten Prinz Heinrich1) ging es gegen das ihm als
    nächstes Angriffsobjekt bezeichnete Dorf Poppel vor.
    Die Grenadiere

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