Wanderungen durch die Mark Brandenburg
gemacht, und zwar
innerhalb der Brigade Hagen, die aus folgenden
Truppenteilen bestand: Regiment Treuenfels, Re-
giment Prinz Ferdinand (in Stärke eines Bataillons),
ein Bataillon Zenge, ein Bataillon Pirch.
Diese Brigade Hagen war samt mehreren Kavallerie-
regimentern dem General Schwerin unterstellt, der
eine der vier Rückzugskolonnen der gesamten Ho-
henloheschen Armee kommandierte. Diese vier
Rückzugskolonnen waren die folgenden:
1. Hauptkolonne , drei Divisionen stark. Bei dieser Kolonne befand sich Fürst Hohenlohe in Person sowie
Oberst von Massenbach.
2. Arrière -Garde, der Hauptkolonne folgend, unter General von Blücher.
3. Rechte Seitenkolonne unter General von Schim-melpfennig.
4. Linke Seitenkolonne unter General Graf Schwerin.
Die Hauptkolonne , die zugleich die Zentrumskolonne war, marschierte über Ruppin, Gransee, Schönermark auf Prenzlau und kapitulierte hier.
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Die Arrière -Garde, General von Blücher, folgte bis Boitzenburg in der Uckermark. Hier erfuhr der genannte General die am selben Tage (28.) erfolgte
Kapitulation der Hohenloheschen Hauptkolonne und
bog sofort links-rückwärts aus, um einem gleichen
Schicksal zu entgehen. Er erreichte Lübeck und be-
setzte es. Am 6. November stürmten die Franzosen
die Stadt. Am 7. erfolgte die Kapitulation des Blü-
cherschen Corps bei Ratkau.
Die rechte Seitenkolonne, General von Schimmel-
pfennig, hielt sich am Rhinluche hin, passierte Prot-
zen, Walchow, Langen, Rüthnick und Gutengermen-
dorf und hatte am 26. Oktober das Gefecht bei Zeh-
denick. Nach diesem Gefecht hörte alle Führung auf.
Aber dies gestaltete sich eher zum Guten als zum
Schlimmen, und so traf es sich denn, daß von dieser
schlecht oder gar nicht geführten Kolonne mehr
Truppenteile über die Oder entkamen als von irgend-
einer anderen.
Die linke Seitenkolonne, General Graf Schwerin (die unsere ), zog sich von Wittstock aus an der preu-
ßisch-mecklenburgischen Grenze hin bis über Mirow,
Alt-Strelitz-Wesenberg, Hasselförde und Rutenberg
bis Pasewalk, wo sie nach unsagbaren Strapazen
eintraf. Besonders hatte die Infanteriebrigade Hagen
während dieser Märsche gelitten. Die Leute stürzten
vor Hunger und Erschöpfung tot nieder. Der 26. o-
der 27., an dem man sechs Meilen marschierte, kos-
tete der Brigade ein Drittel ihres Bestandes.
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Um vier Uhr nachmittags am 28. Oktober – ich gebe
nun Details, soweit solche zu finden waren – rückte
die Infanteriebrigade Hagen in Pasewalk ein. Die Ka-
vallerie bezog ein Bivouac in der Nähe der Stadt.
Gegen Abend erfuhr man die am selben Tage erfolg-
te Kapitulation Hohenlohes bei Prenzlau. Die Gemü-
ter aller wurden dadurch nur noch bedrückter. O-
berst von Hagen, der um diese Zeit anstelle des Ge-
nerals Grafen von Schwerin das Kommando der gan-
zen Kolonne, Kavallerie wie Infanterie, geführt zu haben scheint, berief alle Stabsoffiziere zu einer Konferenz. Man kam überein, trotz äußerster Erschöp-
fung der Mannschaften, am andern Morgen um vier
Uhr aufbrechen zu wollen, um dann über Löcknitz
Stettin zu erreichen.
In der Nacht indes glaubte der Major Prinz Gustav
von Mecklenburg-Schwerin vom Regiment Henckel-
Kürassier, welcher die Postenkette kommandierte,
Bewegungen auf der Prenzlauer und Stettiner Straße
wahrgenommen zu haben. Er ritt deshalb nach Pa-
sewalk hinein und meldete dem Obersten von Ha-
gen: die Kavallerie werde immer mehr vom Feinde
eingeschlossen. Der Oberst fragte, »was zu tun wä-
re«, da die Pferde der Kavallerie zu ermattet seien,
um ein Gefecht anzunehmen. Der Prinz antwortete,
»daß er nur in der Kapitulation einen Ausweg sähe«.
So kam diese zustande. Die Bedingungen, die fran-
zösischerseits durch den Großherzog von Berg ge-
währt wurden, gingen dahin, daß die Truppen das
Gewehr strecken, die Offiziere auf ihr Ehrenwort ent-
lassen und die Gemeinen in die Kriegsgefangenschaft
abgeführt werden sollten. Es kapitulierten an dieser
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Stelle im ganzen 185 Offiziere und 4043 Mann, wo-
von 110 Offiziere und 2086 Mann auf die Kavallerie:
Leibcarabiniers, Heising-, Holtzendorff-, Bünting- und
Henckel-Kürassiere, entfielen.
Der Rest, 75 Offiziere und 1957 Mann, war Infanterie von der Brigade Hagen, wie schon hervorgehoben:
Regiment Treuenfels, je ein Bataillon Pirch und Zen-
ge und Trümmer vom Regiment Prinz Ferdinand.
Diese Trümmer unseres Ruppiner Regiments wurden
nun, in Ausführung des betreffenden
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