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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

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Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Vaters Kenntnis erhielt und Veranlas-
    sung daraus nahm, bald nach seinem Regierungsan-
    tritt einesteils zur Entwässerung, andererseits zur
    Eindeichung des Bruchs Veranstaltungen zu treffen.
    Dies geschah nach Beendigung des Zweiten Schlesi-
    schen Krieges.
    Der Plan zur Ausführung des Werkes wurde sehr
    wahrscheinlich von demselben Manne, Kriegsrat von
    Haerlem, entworfen, der schon unter Friedrich Wil-

    874
    helm I. sein Gutachten in dieser Angelegenheit ab-
    gegeben hatte; um aber bei einem Unternehmen von
    solchem Umfange möglichst sicherzugehen, wurde
    von seiten des Königs noch eine besondere Kommis-
    sion zur örtlichen Besichtigung und zur Begutachtung
    des Unternehmens ernannt. Es war dabei der aus-
    drückliche Befehl des Königs, daß der berühmte Ma-
    thematiker Bernhard Euler, dazumal anwesendes
    Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften,
    an den Beratungen dieser Kommission teilnehmen
    solle. Der König hatte guten Grund, nach Möglichkeit
    Autoritäten und berühmte Namen in diese Kommis-
    sion hineinzuziehen, da er im voraus von dem Wider-
    stande überzeugt war, dem er, wie immer in solchen
    Fällen, bei den Anwohnern des Bruchs, den adligen
    und den bäuerlichen, begegnen würde. Etwas von
    der Opposition, die später, und zwar namentlich
    von 1748 bis 1752, der am Rande des Oderbruches
    reichbegüterte Markgraf Karl machte, mochte schon
    damals zu Ohren des Königs gedrungen sein.
    Die Kommission ging ans Werk und stattete ihren
    Bericht ab. Dieser Bericht, von Schmettau, Haerlem
    und Euler unterzeichnet, ist umfangreich, aber in
    Erwägung der Schwierigkeit und Wichtigkeit der Ma-
    terie verhältnismäßig kurz gefaßt und läuft, hinsicht-
    lich seiner Vorschläge, auf drei Hauptpunkte hinaus:
    1. der Oder einen schnellen Abfluß zu verschaffen,
    2. die Oder mit tüchtigen Dämmen einzufassen,
    3. das Binnenwasser aufzufangen und abzufüh-
    ren.

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    Alle drei Aufgaben sind im wesentlichen gelöst wor-
    den.
    Ad 1. Um der Oder einen schnelleren Abfluß zu ver-
    schaffen, wurde ihr auf der Strecke von Güstebiese
    bis Hohensaaten ein neues Bett , und zwar zur Ab-kürzung ihres Laufs , gegraben. Die Oder nahm frü-
    her, das heißt also vor den Arbeiten von 1746
    bis 1753 (sieben Jahre, weshalb man von einem in
    der »Stille geführten Siebenjährigen Krieg« gespro-
    chen hat), auf der eben angegebenen Strecke einen
    anderen Lauf als jetzt; sie machte, statt in gerader
    Linie weiterzufließen, drei Biegungen, und zwar zu-
    erst bei Güstebiese nach Westen, dann bei Wriezen
    nach Norden, endlich bei Freienwalde nach Osten, so
    daß sie, mehrfach ein Knie bildend, auf ihrem langen
    Umwege drei Linien statt einer beschrieb. Diesem Umwege, der dem raschen Abfluß hinderlich war,
    sollte abgeholfen werden; mit anderen Worten, der
    Lauf des Flusses, der bis dahin etwa diese Gestalt

    gehabt hatte, sollte durch ein neues Bett nunmehr
    einfach eine gerade Richtung erhalten.

    876

    Der Kanal wurde gegraben, und die Oder fließt seit-
    dem in einem neuen Bett , das nur zweieinhalb Meilen statt sechs Meilen Länge hat. Dies ist die soge-
    nannte » neue Oder « zwischen Güstebiese und Ho-
    hensaaten (H. S.). Aber das alte Bett wurde durch
    diesen geradlinigen Durchstich, wie sich denken läßt,
    nicht absolut wasserleer, es blieb vielmehr Wasser
    genug in der »alten Oder«, um den verschiedenen an
    ihr gelegenen Städten und Dörfern mehr oder weni-
    ger ihren alten Wasserverkehr zu erhalten. Erst 1832
    kam dieser Wasserverkehr in Gefahr. Die Verwal-
    lung, wie sie bis dahin bestand, hatte im Lauf der
    Jahrzehnte verschiedene Mängel gezeigt, und na-
    mentlich war der flußabwärts gelegene Teil des Nie-
    derbruchs, das sogenannte Mittelbruch, nach wie vor
    vielfachen Überschwemmungen ausgesetzt gewesen.
    Dem vorzubeugen, entwarf der Geheime Oberbaurat
    Cochius schon zwischen 1810 und 1818 einen küh-
    nen Plan, der darauf hinausging, die alte Oder bei
    Güstebiese zu schließen , das heißt also, einen Riegel vorzuschieben. Dieser vorgeschobene Riegel, ein
    Damm, eine Zuschüttung, sollte alles Wasser zwin-
    gen, im Bett der neuen Oder zu bleiben, und ein 877
    teilweises Abfließen des Wassers in das Bett der alten Oder unmöglich machen. Der Plan war kühn, weil die dadurch im Bett der neuen Oder sehr wesentlich
    wachsende Wassermasse leicht Gefahren (Deichbrü-
    che) im Geleite haben konnte. Außerdem war das
    Aufhören jeder Wasserverbindung, wenn auch das
    Ganze dadurch gewann,

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