Wanderungen durch die Mark Brandenburg
Führer des Böhmischen Aufstandes
von 1618.
3. Der aus Schillers »Wallenstein« männiglich
bekannte Feldmarschall Illo schrieb sich ei-
gentlich Ilow oder Ylow, auch Ihlow (alle drei
Schreibarten, und noch einige andre, kom-
men vor), und war keineswegs aus Böhmen
oder Kroatien, sondern aus dem sternbergi-
schen Kreise in der Neumark gebürtig. Dorf
Ihlow im Oberbarnim aber ist mutmaßlich das
Stammgut der Familie. Noch jetzt ist das Ih-
lowsche Wappen sowie ein Ihlowscher Lei-
chenstein in der Kirche des letztgenannten
Dorfes zu finden. Kein andres Land war übri-
gens während des Dreißigjährigen Krieges so
ergiebig an Generalen und Kriegsobersten als
die Mark. Ich nenne hier nur folgende: Hans
Georg von Arnim, von Königsmarck Otto
Christoph von Sparr, Ernst Georg von Sparr,
Götz, Illo, Adam von Pfuel, Joachim Ernst von
Görtzke, vieler andrer von minderer Be-
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rühmtheit, wie Klitzing, Rochow, Kracht etc.,
zu geschweigen.
2. Die Verwallung
Graben und Wall
Haben bezwungen das Element
Und nun blüht es von End zu End
Allüberall.
Fische und Heu hatten jahrhundertelang den einzi-
gen Reichtum der Oderbruchgegenden gebildet; die
Bewohner hatten davon gelebt, indessen, im großen
und ganzen, selbst in guten Jahren kärglich genug.
Gute Jahre gab es aber nicht immer. Gab es statt
dessen ein Wasserjahr, so daß die Überschwemmun-
gen weiter gingen oder länger andauerten als ge-
wöhnlich, so war Not und Elend an allen Enden.
Zwar wurden schon im sechzehnten Jahrhundert
Versuche gemacht, der Wassersnot durch Eindei-
chung des linken Oderufers, namentlich auf der
Straße von Frankfurt bis Küstrin, ein Ziel zu setzen,
aber alle diese Arbeiten waren teils auf kleinere Stre-
cken beschränkt, teils mangelhaft in sich. Schon un-
ter der Regierung des Kurfürsten Johann George,
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etwa um 1593, hatte man mit solchen Verwallungen
den Anfang gemacht und Arbeiter aus Holland, Bra-
bant, Schlesien herbeigerufen; die aufgeführten
Dämme zwischen Reitwein und dem Küstriner Kietz
bewährten sich aber schlecht, und 1613 brach die
Oder von neuem durch. Auch der Große Kurfürst zog
Holländer und Bewohner der unteren Elbufer, also
Leute, die sich auf Damm- und Deichwirtschaft ver-
standen, ins Oderbruch hinein, ihre sehr beschränk-
ten Mittel indessen reichten nicht aus, eine viele Mei-
len lange Schutzmauer aufzuführen, ohne welche die
Anstrengungen des einzelnen in den meisten Fällen
nutzlos bleiben mußten. Nur einige wenige Dominien,
die durch kleine Höhenzüge eines natürlichen Schut-
zes genossen und vielleicht nur an einer schmalen
Stelle noch eines Damms bedurften, waren glückli-
cher und brachten es dahin, sich zu einer Art Fes-
tung zu machen, in die das Wasser nicht hinein
konnte.
Eine solche kleine Festung, die den Anprall des Was-
sers glücklich abgeschlagen hatte, lernte König
Friedrich Wilhelm I. kennen, als ihn eine Reiherbeize,
die er bekanntlich sehr liebte, in dem großen Über-
schwemmungsjahre 1736 in diese Gegenden führte.
Der König sah die Verheerungen, die das Oderwasser
angerichtet hatte, sah aber auch zu gleicher Zeit,
daß die geschickt eingedeichten Besitzungen seines
Staatsministers von Marschall auf Ranft von diesen
Verheerungen wenig oder gar nicht betroffen worden
waren. Was er in Ranft im kleinen so glücklich aus-
geführt sah, mußte bei größeren Mitteln und An-
strengungen auf der ganzen Strecke des Oderbru-
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ches, zwischen Frankfurt und Oderberg, möglich
sein, und energisch, wie er ans Werk gegangen war,
das große Havelländische Loch trockenzulegen, war
er jetzt nicht minder entschlossen, auch das Oder-
bruch zu einem nutzbaren Fleck Landes zu machen.
Er nahm die Sache persönlich in Angriff und beauf-
tragte seinen Kriegsrat Haerlem, einen Holländer,
der sich schon durch ähnliche Wasserbauarbeiten
ausgezeichnet hatte, ihm ein Gutachten einzurei-
chen, ob das Oderbruch auf seiner ganzen Strecke
eingedämmt und gegen Überschwemmungen gesi-
chert werden könne. Haerlems Gutachten lautete
dahin: »daß das allerdings geschehen könne; daß die
Arbeit aber schwierig, weit aussehend und kostspie-
lig sei«.
Dem König schien dies einleuchtend, und so vertagte
er ein Unternehmen, dessen Wichtigkeit er sehr wohl
erkannte, mit den Worten: »Ich bin schon zu alt und
will es meinem Sohn überlassen.«
Es ist anzunehmen, daß Friedrich II. von dieser Äu-
ßerung seines
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