Wanderungen durch die Mark Brandenburg
zum entschieden be-
vorzugten Aufenthaltsorte gewählt wurde.
Suchen wir nun festzustellen, wie der Kronprinz sei-
ne Ruppiner Tage zubrachte.
Was ihn nachweisbar zumeist in Anspruch nahm, war
die Ausbildung seines Regiments und die Verschönerung der Stadt . Die ernstliche Beschäftigung mit dem
»Dienst« fing an, ihm den Soldatenstand lieb zu ma-
chen. Er achtete auf Kleines und Großes, nichts er-
schien seinem Interesse zu gering. Standen Revuen
vor dem Könige bevor, so wurden beide Bataillone
zusammengezogen, um dem Regimente durch ge-
meinschaftliche Manövres eine Haltung wie aus ei-
nem Guß zu geben. Der Kronprinz sah seine An-
strengungen belohnt. Sein Regiment bewährte sich
gleich bei der ersten Revue so glänzend, daß es
durch Erscheinung und Exercitium allgemeine Be-
wunderung erregte. Die neue Uniform, in der es er-
schien, war der von des Königs Grenadierregiment
ähnlich, aber mit silberner Stickerei und carmoisin-
farbenen Aufschlägen.1) Der strenge Vater war be-
friedigt.
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Kaum minder als der »Dienst« beschäftigte ihn die
Verschönerung der Stadt. Daß Ruppin bis diesen Au-
genblick sich seines »Walls«, eines prächtigen, mit
schönen und zum Teil sehr alten Bäumen bepflanz-
ten Promenadenweges erfreut, ist des Kronprinzen
Verdienst. Hier erwies er sich, von einem richtigen
Gefühl geleitet, ausnahmsweise als Konservator , während er ja im allgemeinen den Geschmack seiner
Zeit teilte, die sich eitel darin gefiel, an die Stelle des poetisch Mittelalterlichen die Flachheit des Kasernen-baus oder die Schnörkelei des Rokoko zu setzen.
Drei Wälle hatten in alter Zeit die Stadtmauer zu
weiterem Schutz umgeben. Schon während der
zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts war mit
Abtragung dieser Wälle begonnen und das dadurch
gewonnene Land als Gartenland parzelliert worden.
Kaum aber war der Kronprinz in Ruppin erschienen,
so erkannt er, welchen Schmuck man auf dem Punk-
te stand der Stadt zu rauben. Dies erkennen und
dagegen einschreiten war eins.
Die »Miscellanea historica« unsres Gewährsmannes,
des Dr. Bernhard Feldmann, geboren 1704 in Berlin,
gestorben 1776 in Neuruppin, enthalten darüber fol-
gendes: »Schon 1732 inhibierte Seine Königliche
Hoheit die Abtragung und konservierte also die noch
übrigen, land- oder nordwärts vom Rheinsbergischen
bis zum Berliner Tore gelegenen Wälle, so noch ste-
hen und mit alten Rüstern, Eichen, Buchen, Haseln
etc. bewachsen sind; auch ließ sie der Kronprinz mit
vielerlei Sorten Bäumen bepflanzen und an ihrem
Ende (beim Berliner Tore) mit einem schönen Garten
zieren, wodurch der ›Wall‹ zum angenehmsten, be-
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schatteten Spaziergang voll Nachtigallen geworden
ist.«
Kronprinz Friedrich hatte vier volle Jahre, von 1732
bis 1736, seinen festen Wohnsitz in Ruppin, aber nur
während des ersten Jahres gehörte er dem Ruppiner
Stilleben mit einer Art Ausschließlichkeit an. Vom
Juni 1733 an drängten sich die Ereignisse, die ihn oft
monatelang und länger von »Haus und Garten, die
ihm lieb geworden waren«, fernhielten. Seiner Ver-
mählung im Juni 1733 folgte vier Monate später die
Erwerbung Rheinsbergs, und ehe noch der Umbau
des Rheinsberger Schlosses zur Hälfte beendet war,
führte die Wiedereröffnung der Feindseligkeiten zwi-
schen Frankreich und dem Kaiser (im Sommer 1734)
unsern Kronprinzen an den Rhein. Am 7. Juli war er
in Wiesenthal, wo der Generallieutenant von Röder
mit den preußischen Truppen im Lager stand. Aber
»im kaiserlichen Heere war nur noch der Schatten
des großen Eugen«, der einundsiebenzigjährige Held
hatte sich überlebt. Philippsburg ging verloren; das
tatenlose Hinundherziehen ward unerträglich, und
ausgangs Oktober erblicken wir den Prinzen wieder
daheim in seiner »geliebten Garnison«.
Zweierlei hatte ihm der lorbeerarrne Kriegszug ein-
getragen; zunächst und allgemein einen Einblick in
die Schwächen der kaiserlichen Armee, daneben
speziell und allerpersönlichst – einen Freund . Dieser Freund war Chazot.
Wie das Jahr 1734 einen längeren Aufenthalt am
Rhein gebracht hatte, so brachte das folgende Jahr
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eine mehrmonatliche Reise nach Ostpreußen. Uns
aber beschäftigen diese Ausflüge nicht , wir halten uns vielmehr innerhalb der Bannmeile von Ruppin
und versuchen ein Bild dieser spätern Ruppiner Tage.
1. Gleich nach seinem Eintreffen in Ruppin fand
zu Ehren der neuen Uniform (das Goltzsche
Regiment
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