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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Raum genug zur Kreisaufstellung von 200
    Mann; liegt
    drittens ungefähr dreißig bis fünfzig Schritt, wie von Münchow schreibt, hinter dem »historischen Fenster«; und liegt
    viertens , wie die handschriftlichen Aufsätze Georg Thiemes angeben, unmittelbar »hinter der Kanzlei«.
    Niemand, der sich mit dieser Frage längere Zeit be-
    schäftigt und gleichzeitig, was ganz unerläßlich, in
    Küstrin selbst Kenntnis von der Lokalität genommen
    hat, wird der Hoffbauerschen Beweisführung Gründ-
    lichkeit und Berücksichtigung aller in Betracht kom-

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    menden Punkte absprechen können. Dennoch bin ich
    persönlich geneigt, mich mehr für Annahme 5, will
    sagen für »Bastion Brandenburg«, zu erklären. Aller-
    dings beträgt die Entfernung bis dahin nicht dreißig
    oder fünfzig, sondern achtzig Schritt, aber auch
    »Bastion Brandenburg« liegt noch »hinter der Kanz-
    lei«, und jedenfalls war nur hier Raum und Gelegenheit zu bequemer Aufstellung von 200 Mann gege-
    ben. Dies ist nicht unwichtig, denn der von Hoffbauer
    bevorzugte Platz 7 ist noch immer sehr eng und zu solcher Aufstellung nur gerade notdürftig ausreichend.
    Unter allen Umständen bleibt die Wahl nur zwischen
    5, 6 und 7 oder irgendeinem anderen zwischen dem
    Kreuz († v. K.) und »Bastion Brandenburg« gelege-
    nen Punkt.
    Und so darf man denn, wie eingangs bemerkt, auch
    diese Frage als wenigstens annähernd entschieden
    ansehen. Absolute Sicherheit wird freilich auch dann nicht gewonnen werden, wenn das Staatsarchiv die
    den Katte-Prozeß behandelnden Aktenstücke jemals
    zu freier und ganzer Verfügung stellen sollte. Denn Lokalfragen pflegen in amtlichen Verhandlungen,
    wenn nicht die Lokalität selbst den Gegenstand des
    Prozesses bildet, immer als etwas Nebensächliches
    angesehen zu werden.

    1. »Mon cher Katte«, rief ihm der Kronprinz zu,
    nachdem er ihm mit der Hand einen Kuß zu-

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    geworfen, »je vous demande mille pardons.«
    Worauf Katte mit Reverenz antwortete:
    »Point de pardon, mon prince; je meurs avec
    mille plaisirs pour vous.«

    Biographisches
    über Hans Hermann von Katte
    Hans Hermann von Katte wurde den
    21. Februar 1704 zu Berlin geboren. Diese Zahlen
    sind zuverlässig. Auf dem Familiengute Wust findet
    sich folgende, bald nach der Geburt Hans Hermann
    von Kattes in das dortige Kirchenbuch eingetragene
    Notiz: »Anno 1704 den 21. Februar ist des Herrn
    Obristwachtmeisters (von Katte) Söhnlein zu Berlin
    geboren und den 22. getauft und mit Namen Hans
    Hermann benennet worden. Dessen Paten waren der
    hochgräfliche Herr Feldmarschall von Wartensleben
    und dessen Frau und Sohn.«
    Über die Jugend Hans Hermanns ist nur weniges und
    nur ganz Allgemeines bekannt geworden. Daß er
    seine Schulzeit in Königsberg – allwo sein Vater bald
    nach Abschluß des Spanischen Erbfolgekrieges ein
    höheres Kommando antrat – zugebracht haben muß,
    dafür spricht folgende Stelle eines weiterhin im Wort-
    laute mitzuteilenden Briefes: »Sein Portrait«, so
    schreibt der Vater im Dezember 1730, »haben hier in
    Königsberg zwei Leute, eines davon der Maler, wo er zeichnen lernte .« – Welcher Art im übrigen sein Unterricht war, kann nur gemutmaßt werden. Er war

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    sehr begabt, weshalb ihn denn auch der Vater für
    den Zivildienst, und zwar für die Justizcarrière, be-
    stimmte. Reisen unterstützten früh seine wissen-
    schaftlichen Studien. Der König sah aber den Eintritt
    in den Zivildienst nicht allzu gern, und da seine Gna-
    de nur für diejenigen zu hoffen war, die Militärs wurden, so kam Hans Hermann von Katte schließlich zur
    Armee. Wann dies war und ob er gleich anfangs bei den »Gensdarmes« oder vielleicht erst in ein Königsberger beziehungsweise ostpreußisches Kavalleriere-
    giment eintrat, alle diese Dinge sind in Dunkel ge-
    hüllt und werden es mutmaßlich bleiben. Als er
    1729, damals fünfundzwanzig Jahr alt, zuerst ge-
    nannt wird, scheint er bereits geraume Zeit hindurch
    der Berliner Garnison angehört zu haben.
    Von seiner äußeren Erscheinung, wie zugleich von
    seinem Charakter, gibt Pöllnitz folgendes Bild: »Er
    war klein und sonnenverbrannt und hatte von den
    Blattern außerordentlich gelitten. Dazu dicht zusam-
    mengewachsene Augenbrauen, was ihm ein finsteres
    Ansehen gab. Er besaß Geist, aber wenig Urteil und
    war ehrgeizig und dünkelhaft. Die Gunst des Kron-
    prinzen verrückte ihm vollends den Kopf, und er be-
    trug sich dabei wie ein indiskreter Liebhaber in An-
    sehung

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