Wanderungen durch die Mark Brandenburg
mittelbar, die Worte des Prediger
Besserschen Berichtes: »Er erblickte endlich , nach langem sehnlichen Umhersehen , seinen geliebtesten Jonathan am Fenster des Schlosses.« Hieraus ergibt
sich mit einiger Gewißheit daß er an einem der letzten Fenster gestanden haben muß. Es war aber das allerletzte.
Das Zimmer selbst wurde später in eine Kasernen-
stube, noch später, unter Hinzulegung eines Nach-
barraumes, in den Offizierspeisesaal der Küstriner
Garnison verwandelt.
Jetzt ist es Casinosaal. Eine Inschrift fehlt ihm noch.
Dafür aber ist als historisches Erinnerungsstück ein
aus der Neudammschen Mühle stammender Lehn-
stuhl aufgestellt worden, derselbe, auf dem König
Friedrich, achtundzwanzig Jahre später, die Nacht
vor der Schlacht bei Zorndorf zubrachte.
Wo fiel Kattes Haupt?
Diese Frage bietet viel größere Schwierigkeiten, denn
es streiten sich sieben Plätze darum. Ich schicke
auch hier ein Bild der Lokalität voraus. Es ist dassel-
be wie das schon vorstehend gegebene, nur erwei-
tert.
1319
Weißkopf: Etwas über mannshoher Unterbau eines
ehemaligen Rundturmes. Auf demselben jetzt ein
Pavillon. – Steinwürfel: Nicht mehr vorhanden. Befand sich unmittelbar rechts neben einer von der Stadt beziehungsweise von der »Mühlenpforte« her
auf den Wall hinaufführenden Treppe. – Mühlenpfor-
te: Läuft noch jetzt unter dem Wallgang hin und von der Stadt auf den Fluß zu. Ein gewölbtes Tor. Ein
Tunnel. Hat Bedeutung für die Ortsbestimmung. –
Kanzlei: Hart am Wall gelegenes Haus, aber noch 1320
innerhalb der Stadt. Seine oberen Stockwerke er-
möglichten »von denen Fenstern« aus, von denen
der Bessersche Bericht spricht, einen bequemen
Blick auf den Wall. Jetzt stehen da, wo 1730 die
» Kanzlei « stand, das »Blockhaus« (Gefängnis) und das Salzmagazin. – F.: Fenster, wo der Kronprinz stand. – † v. K.: Stelle, wo (nach Hoffbauer) Kattes Haupt fiel.
Nach dieser Lokalbeschreibung lasse ich nunmehr die
sieben rivalisierenden Plätze beziehungsweise Hypothesen folgen:
1. Die Hinrichtung fand statt an der Stelle , wo jetzt der »Weißkopf« steht.
2. Die Hinrichtung fand auf dem »Weißkopf« statt, und zwar auf dem zum Schafott hergerichteten
Turmunterbau, der damals (1730) noch keinen Pavil-
lon trug.
3. Die Hinrichtung fand statt auf dem schmalen
Raume, der zwischen dem »Weißkopf« und dem
»historischen Fenster« liegt.
4. Die Hinrichtung fand statt auf einem »innerhalb
des Festungs- oder Schloßhofes errichteten schwar-
zen Schafott«. So schreiben Pöllnitz und die Mark-
gräfin.
5. Die Hinrichtung fand statt auf dem Hof von Basti-on Brandenburg .
1321
6. Die Hinrichtung fand statt (von der Stadt aus gerechnet) rechts neben der Treppe, die von der Mühlenpforte aus auf den Wallgang hinaufführt. Also da,
wo früher der Steinwürfel stand.
7. Die Hinrichtung fand statt links neben der eben-genannten Treppe, unmittelbar – wieder von der
Stadt aus gerechnet – hinter der »Kanzlei«, an der
mit † v. K. bezeichneten Stelle.
Die vier ersten Ansprüche sind leicht zu beseitigen.
Ad 1. Von einer bloßen Weißkopf- Stelle zu sprechen ist untunlich. Der Weißkopf stand dort schon
150 Jahre, als die Hinrichtung stattfand.
Ad 2. Von einem Schafott auf dem Weißkopf kann
ebensowenig die Rede sein, denn von Schack er-
zählt: »Er kniete auf einen Sandhaufen nieder.« Also nichts von Schafott.
Ad 3. Der Raum zwischen »Weißkopf« und »histori-
schem Fenster« hat nur ungefähr sechs Schritt im
Durchmesser und bot keinen Raum zur Aufstellung
von 200 Menschen. Auch hätte der Prinz den Her-
gang nicht vor dem Auge gehabt, sondern auf diesen Hergang von oben her hinuntersehen müssen, wie in
einen Topf hinein.
Ad 4. »Schloßhof« und »mit schwarzem Tuch ausge-
schlagenes Schafott« ist ganz unstichhaltig und
konnte nur von Personen aufgestellt werden, die, wie
1322
Pöllnitz und die Markgräfin, die Lokalität nie gesehen
hatten.
Ad 5. und 6. räumt Prediger Hoffbauer ein, daß beide
Hypothesen etwas für sich haben, ist aber nichtsdes-
toweniger der Ansicht, daß nur seiner
Ad 7. angegebenen Stelle († v. K.) alle gleichzeitigen
Angaben, will sagen die Angaben Major von Schacks,
Prediger Bessers, General von Münchows und Kon-
rektor Georg Thiemes, unterstützend zur Seite ste-
hen. Und zwar ist diese unter 7. näher bezeichnete
Stelle:
erstens von dem »historischen Fenster« aus sichtbar; bietet
zweitens
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