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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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mittelbar, die Worte des Prediger
    Besserschen Berichtes: »Er erblickte endlich , nach langem sehnlichen Umhersehen , seinen geliebtesten Jonathan am Fenster des Schlosses.« Hieraus ergibt
    sich mit einiger Gewißheit daß er an einem der letzten Fenster gestanden haben muß. Es war aber das allerletzte.
    Das Zimmer selbst wurde später in eine Kasernen-
    stube, noch später, unter Hinzulegung eines Nach-
    barraumes, in den Offizierspeisesaal der Küstriner
    Garnison verwandelt.
    Jetzt ist es Casinosaal. Eine Inschrift fehlt ihm noch.
    Dafür aber ist als historisches Erinnerungsstück ein
    aus der Neudammschen Mühle stammender Lehn-
    stuhl aufgestellt worden, derselbe, auf dem König
    Friedrich, achtundzwanzig Jahre später, die Nacht
    vor der Schlacht bei Zorndorf zubrachte.

    Wo fiel Kattes Haupt?
    Diese Frage bietet viel größere Schwierigkeiten, denn
    es streiten sich sieben Plätze darum. Ich schicke
    auch hier ein Bild der Lokalität voraus. Es ist dassel-
    be wie das schon vorstehend gegebene, nur erwei-
    tert.

    1319

    Weißkopf: Etwas über mannshoher Unterbau eines
    ehemaligen Rundturmes. Auf demselben jetzt ein
    Pavillon. – Steinwürfel: Nicht mehr vorhanden. Befand sich unmittelbar rechts neben einer von der Stadt beziehungsweise von der »Mühlenpforte« her
    auf den Wall hinaufführenden Treppe. – Mühlenpfor-
    te: Läuft noch jetzt unter dem Wallgang hin und von der Stadt auf den Fluß zu. Ein gewölbtes Tor. Ein
    Tunnel. Hat Bedeutung für die Ortsbestimmung. –
    Kanzlei: Hart am Wall gelegenes Haus, aber noch 1320
    innerhalb der Stadt. Seine oberen Stockwerke er-
    möglichten »von denen Fenstern« aus, von denen
    der Bessersche Bericht spricht, einen bequemen
    Blick auf den Wall. Jetzt stehen da, wo 1730 die
    » Kanzlei « stand, das »Blockhaus« (Gefängnis) und das Salzmagazin. – F.: Fenster, wo der Kronprinz stand. – † v. K.: Stelle, wo (nach Hoffbauer) Kattes Haupt fiel.
    Nach dieser Lokalbeschreibung lasse ich nunmehr die
    sieben rivalisierenden Plätze beziehungsweise Hypothesen folgen:
    1. Die Hinrichtung fand statt an der Stelle , wo jetzt der »Weißkopf« steht.
    2. Die Hinrichtung fand auf dem »Weißkopf« statt, und zwar auf dem zum Schafott hergerichteten
    Turmunterbau, der damals (1730) noch keinen Pavil-
    lon trug.
    3. Die Hinrichtung fand statt auf dem schmalen
    Raume, der zwischen dem »Weißkopf« und dem
    »historischen Fenster« liegt.
    4. Die Hinrichtung fand statt auf einem »innerhalb
    des Festungs- oder Schloßhofes errichteten schwar-
    zen Schafott«. So schreiben Pöllnitz und die Mark-
    gräfin.
    5. Die Hinrichtung fand statt auf dem Hof von Basti-on Brandenburg .

    1321
    6. Die Hinrichtung fand statt (von der Stadt aus gerechnet) rechts neben der Treppe, die von der Mühlenpforte aus auf den Wallgang hinaufführt. Also da,
    wo früher der Steinwürfel stand.
    7. Die Hinrichtung fand statt links neben der eben-genannten Treppe, unmittelbar – wieder von der
    Stadt aus gerechnet – hinter der »Kanzlei«, an der
    mit † v. K. bezeichneten Stelle.
    Die vier ersten Ansprüche sind leicht zu beseitigen.
    Ad 1. Von einer bloßen Weißkopf- Stelle zu sprechen ist untunlich. Der Weißkopf stand dort schon
    150 Jahre, als die Hinrichtung stattfand.
    Ad 2. Von einem Schafott auf dem Weißkopf kann
    ebensowenig die Rede sein, denn von Schack er-
    zählt: »Er kniete auf einen Sandhaufen nieder.« Also nichts von Schafott.
    Ad 3. Der Raum zwischen »Weißkopf« und »histori-
    schem Fenster« hat nur ungefähr sechs Schritt im
    Durchmesser und bot keinen Raum zur Aufstellung
    von 200 Menschen. Auch hätte der Prinz den Her-
    gang nicht vor dem Auge gehabt, sondern auf diesen Hergang von oben her hinuntersehen müssen, wie in
    einen Topf hinein.
    Ad 4. »Schloßhof« und »mit schwarzem Tuch ausge-
    schlagenes Schafott« ist ganz unstichhaltig und
    konnte nur von Personen aufgestellt werden, die, wie

    1322
    Pöllnitz und die Markgräfin, die Lokalität nie gesehen
    hatten.
    Ad 5. und 6. räumt Prediger Hoffbauer ein, daß beide
    Hypothesen etwas für sich haben, ist aber nichtsdes-
    toweniger der Ansicht, daß nur seiner
    Ad 7. angegebenen Stelle († v. K.) alle gleichzeitigen
    Angaben, will sagen die Angaben Major von Schacks,
    Prediger Bessers, General von Münchows und Kon-
    rektor Georg Thiemes, unterstützend zur Seite ste-
    hen. Und zwar ist diese unter 7. näher bezeichnete
    Stelle:
    erstens von dem »historischen Fenster« aus sichtbar; bietet
    zweitens

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