Wanderungen durch die Mark Brandenburg
fridrizianischen Zeit, zur Erhöhung
des festlichen Eindrucks, nach Tamsel geschickt. Die
Uniformierung war eigens nach Angaben des Königs
erfolgt.1)
1. Dies Denkmal, das vom Warthebruch und
zugleich auch von dem hohen Eisenbahn-
damm aus gesehen werden kann, der dicht
bei Tamsel das Bruch durchschneidet, ge-
reicht dem Parke jederzeit zu einer besonde-
ren Zierde; seinen schönsten Moment aber
hatte dasselbe wohl, als in der Nacht vom 21.
auf den 22. Oktober 1861 König Wilhelm I.,
1409
von seiner Krönung in Königsberg zurückkeh-
rend, im Eilzuge an Tamsel und seinem Park
vorüberfuhr. Signale, vom Eisenbahndamm
aus, wurden gegeben, und in demselben Au-
genblick, in dem der Zug an der Parklichtung
vorüberglitt strahlte das Viktoriabild des Obe-
lisken in rotem Feuer. Dahinter stieg das
Schloß in scharf gezeichnetem Umriß auf. A-
ber einen Moment nur. Dann sank alles wie-
der in Nacht.
Die Kirche
Die Tamsler Kirche steht ebenfalls im Park. Es ist ein
alter, gotischer Bau, der durch Schinkel restauriert
und malerisch in die Landschaft eingefügt wurde.
Dies Bestreben, einer sterilen Landschaft künstle-
risch aufzuhelfen oder eine hübsche Landschaft noch
hübscher zu machen, spielt bei allen Schinkelschen
Dorfkirchen eine wesentliche Rolle.
Wir treten ein. Das linke Querschiff ist eine mit Sta-
tuen und Waffentrophäen geschmückte Ruhmeshalle
für die Schönings. Hier befinden sich, in einer Dop-
pelnische, die überlebensgroßen Steinbilder des
Feldmarschalls Hans Adam von Schöning und seiner Gemahlin. Zur Linken beider steht die Marmorbüste
des Sohnes (Johann Ludwig, †1713) und trägt folgende Inschrift: »Der hochwohlgeborne Herr, Herr
Johann Ludwig von Schöning, des Sankt Johanniter-
1410
ordens Ritter und designierter Kommendator zu La-
go, Seiner Königlichen Majestät in Polen und Kur-
fürstlichen Durchlaucht zu Sachsen gewesener
Kammerherr, Herr zu Tamsel, Warnick, Groß und
Klein Camin, Birkholz und Schönhof, ist geboren zu
Küstrin den 25. Dezember st. vet. anno 1675 und
auf dem adeligen Gute zu Neuendorf in dem Fürsten-
tum Halberstadt anno 1713, den 29. Oktober, selig
in dem Herrn entschlafen, seines Alters 37 Jahr,
10 Monate und 10 Tage.«
Andere Statuen enthält die Kirche nicht, wohl aber
zwei Ölbilder zur Rechten und Linken des Altars. Das
eine, von Wach gemalt, ist eine »Himmelfahrt«; das
andere, ein »Christus am Kreuz«, wurde von Wach
restauriert. Dies zweite Bild ist wesentlich besser und gilt für wertvoll. Es heißt, »der Feldmarschall habe es nach seinem Türkensiege aus Ungarn mitgebracht«,
doch erscheint mir das wenig wahrscheinlich. Alles,
was sich in den Schlössern und Kirchen unserer
»Türkenbesieger« vorfindet, ist regelmäßig »aus Un-
garn mitgebracht«. Ich meinerseits halte mich über-
zeugt daß selbst die Seite 341 erwähnten, berühm-
ten Stuckarbeiten im Tamseler Schloß einfach von
Berliner Künstlern herrühren, an denen unter der
Regierung König Friedrichs I. in der brandenburgi-
schen Hauptstadt kein Mangel war. Der »Christus am
Kreuz« konnte freilich damals von keinem Berliner
Maler gemalt werden und stammt wahrscheinlich aus
Dresden, wo, wie wir gesehen haben (vergleiche
Seite 358), Feldmarschall Schöning von 1691 an leb-
te und 1696 starb.
1411
Die Kirche hat zwei Erbbegräbnisse : das eine, ein neurer Anbau, hinter dem Chor der Kirche, das andere eine gewölbte Gruft, aus der Zeit der Schönings
oder noch früher.
Der »neuere Anbau« ist das Dönhoffsche Erbbegräb-
nis . Es wurden darin beigesetzt: 1. Graf Dönhoff, an den, nach dem Tod des letzten Wreech, Tamsel als
Frauenerbe fiel; 2. Gräfin Dönhoff, geborne Gräfin
Schwerin; 3. und 4. zwei junge Grafen Dönhoff, von
denen der eine als Kind starb, der andere, kaum ein-
undzwanzig Jahr alt, von seinem Freunde, dem Gra-
fen Saldern, im Duell erschossen wurde. Das Duell
fand in Göttingen statt (1816), wo beide studierten.
Graf Dönhoff hatte das Jahr vorher als Garde-du-
Corps-Offizier die Campagne mitgemacht. – Außer
diesen vier Särgen befinden sich noch zwei ältere in
dem Erbbegräbnis, und zwar die Särge des Freiherrn
Dodo Heinrich von Inhausen und Knyphausen, Erb-
herr der Herrlichkeit Jenelt und Visket, und seiner
Gemahlin, einer gebornen Baronesse von Wreech.
Er, der Freiherr, war am 5. August 1729 geboren und
starb am 31. Mai 1789. Er gehörte dem Rheinsberger
Kreise an.
Die Gruft
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