Wanderungen durch die Mark Brandenburg
Dodo von
Knyphausen) vermählte, durch welche Ver-
mählung Tamsel zunächst an die Dönhoffs,
dann an die Schwerins kam.
Fr. Foerster spricht noch von einer am 27. Mai
1732 gebornen Tochter, doch ist ziemlich er-
sichtlich, daß hier eine Zahlenverwechslung
vorliegt und daß er die obige, am
28. Mai 1730 geborene Tochter (Sophie Frie-
derike) meint. Auf diese Tochter bezieht sich
auch die Stelle eines etwa Mitte Dezem-
ber 1731 geschriebenen Briefes des Kronprin-
zen an Frau von Schöning, die Mutter der
Frau von Wreech: »Je l'ai vu, Madame, votre
fille (Frau von Wreech), et elle sait que Vous
et sa fille (ebenjene Sophie Friederike) se
portent bien.«
Nach dieser Zeit, das heißt in den Jahren, die
der Anwesenheit des Kronprinzen (1731) folg-
ten, wurden jedenfalls noch zwei Kinder gebo-
ren, und zwar die schon im Text genannten:
6. Friedrich Wilhelm Feodor von Wreech, ge-
boren 1733, gestorben 1785; und
7. Ludwig Alexander von Wreech, geboren
1734, gestorben 1795.
Diese beiden sind im Küstriner Kirchenbuche
nicht verzeichnet.
1416
Das Schloß
In seinen Umfassungsmauern ist es noch das, was
vom Feldmarschall von Schöning gebaut wurde; von
seiner innern Einrichtung ebenso hat sich das Trep-
penhaus und der Ahnensaal erhalten. Im ganzen
aber darf es, namentlich nach Beseitigung des goti-
schen Daches, das vor etwa vierzig Jahren durch ein
Flachdach ersetzt wurde, als ein Neubau gelten.
Das Schloß ist reich an Bildern und Skulpturen aller
Art; wir verweilen jedoch nur bei den historisch inte-
ressantesten, wie sie sich im Billardzimmer und im
Ahnensaal vorfinden.
Im Billardzimmer .
1. Portrait Friedrichs des Großen . (Kniestück.) Vorzügliches Bild, wenn nicht von Pesne selbst herrüh-
rend, so doch wahrscheinlich unter seiner Leitung
gemalt. Es erinnert wenigstens in Ton und Auffas-
sung an andere Friedrichs-Portraits dieses Meisters.
Der König ist auf diesem Bilde etwa dreißig Jahr alt,
in weißgepudertem, natürlichem Haar. Um das noch
volle Kinn herum bemerkt man einen bläulichen
Bartton. Neben ihm liegt ein Hermelinmantel und ein
mit Lorbeer geschmückter Helm. Er trägt einen ele-
ganten blauen Rock mit rotem Futter und Goldbro-
katbesatz, weiße Ärmel, die sich unter den kurzen
Hockärmeln präsentieren, den Stern und das Oran-
1417
geband des Schwarzen Adlerordens, Küraß und
Schärpe.
2. Portrait des Prinzen Heinrich . Der Prinz in Gene-ralsuniform, die Ärmelaufschläge von Tigerfell. Ne-
ben ihm der Plan der Schlacht bei Freiberg; im Hin-
tergrunde die Schlacht selbst.
3. Das Schloß zu Cölln an der Spree im Jahre 1602 .
Höchst interessantes Bild; fünf Fuß hoch, sechs Fuß
breit; der Name des Malers nicht bekannt. Es ist die
der Breiten und Brüderstraße zugekehrte Front, und
kaum irgend etwas erinnert an die Schloßfaçade, wie
sie jetzt dem Auge sich darbietet. Der Bau ist noch
durchaus mittelalterlich, mit gotischen Giebeln. In
der Mitte der Façade und in Höhe des ersten Stocks
bemerkt man einen eigentümlich geformten, kunst-
reich gegliederten Balkon , während sich in Höhe des Erdgeschosses, an der ganzen Front hin, eine Kolonnade , nach Art der noch jetzt existierenden Stechbahn, hinzieht. Diese Kolonnade ist von rötlichem
Stein. Der Rest des Bildes zeigt einen grauen Ton. –
König Friedrich Wilhelm IV., als er bei seinem Besu-
che in Tamsel (etwa 1845) dies Bild sah, nahm das
größte Interesse daran und ließ eine Kopie anferti-
gen, die sich gegenwärtig im Berliner Schlosse befin-
det. Das Original wurde während der dreißiger Jahre
nur durch einen glücklichen Zufall vom Untergange
gerettet; man fand es verstaubt, geschwärzt, zerris-
sen auf einem Bodengelaß.
1418
Im Ahnensaal .
Unter den verschiedenen Portraits, die sich hier vor-
finden, sind die folgenden die wichtigsten:
1. Hans Adam von Schöning , der Türkenbesieger.
Großes Bild, neun Fuß hoch, zehn Fuß breit. Hans
Adam sitzt zu Pferde und trägt einen gelbledernen
Waffenrock, rote Gamaschen, eine kurze braune Pe-
rücke, Dreimaster mit weißen Straußenfedern und
Galanteriedegen. Die rote Satteldecke ist reich mit
Gold und Silber gestickt.
2. Die Gemahlin Hans Adams von Schöning . Das
Pendant zum vorigen, also ebenso groß. – Die Feld-
marschallin ist noch jung, mit weißgepuderten Lo-
cken und Perlen darin. Sie trägt ein weißes Atlaskleid
mit Goldstickerei; ebensolche Schuhe. Vier Kinder
spielen um sie her,
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