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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

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Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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verra son égal
    Et tout homme verra son frère.
    Nun beginnen die Parallelen mit dem Großen Kur-
    fürsten. Zuerst französisch:
    Grands dans la paix, grands dans la guerre,
    Tous deux, par de fameux exploits,
    Devinrent et l'exemple et la leçon des rois.
    D'infortunés proscrits le premier fut le père,
    Le second, par son art d'étonner et de plaire,
    Mit des Français tout les cœurs sous ses loix.
    Dann folgen deutsche Distichen:
    Mächtig erhub sich der Staat durch Wilhelm, der ihm
    zu Lehrern
    Jeder friedlichen Kunst Galliens Flüchtlinge gab;
    Mächtig beschützt ihn der Sieger bei Freiberg, der in
    die Lorbeern
    Früh sich des feinen Geschmacks gallische Lilien wand.
    Endlich, im lapidarsten Lapidarstil, machen lateini-
    sche Worte den Schluß. Zuerst (dem Kurfürsten gel-
    tend): » Fridericus Guilielmus vere Magnus . Civium Parens. Hostium Victor. Libertatis Germanicae Vindex. Fidei Exulis Perfugium.« – Dann (dem Prinzen
    geltend): »Henricus Militum Amor. Hostium Terror.

    1406
    Gallicae Gentis Deliciae. Musarum Altor. Ad Freiber-
    gam Victor.«
    Hiermit schließen die Inschriften zu Ehren des Prin-
    zen Heinrich, aber nicht die Denksteine und Inschrif-
    ten überhaupt. »Rose, elle a vécu ce que vivent les
    roses – l'espace d'un matin«, so lauten die Worte auf
    einem halb unter Rasen verborgenen Sandstein, der
    zugleich den Namen der Frühgeschiedenen trägt:
    Lisette Tauentzien. Weiter abwärts begegnen wir in
    den Gängen des Parks einem Epitaph mit Bild und
    Urne, »dem Gedächtnis seiner zwei Geschwister er-
    richtet vom Grafen Ludwig Alexander Wreich«.
    (»Complaints de Louis Alexandre Comte de Wreich
    sur la perte de sa sœur et de son frère.«) Darunter
    folgende Verse:
    Naissez mes vers, soulagez mes douleurs
    Et sans efforts coulez avec mes pleurs!
    Pour vous pleurer je devance l'aurore,
    L'éclat du jour augmente mes ennuis,
    Je gémis seul dans le calme des nuits,
    La nuit s'envole et je gémis encore.
    Vous n'avez point soulagé mes douleurs,
    Naissez mes vers. laissez couler mes pleurs.
    Noch weiter abwärts erhebt sich das Denkmal, das
    ebenfalls Graf Ludwig Wreich dem Andenken seines
    Lehrers Fahndorff errichtete, desselben, der am
    24. August 1758 von den plündernden Russen er-

    1407
    mordet und unter die Bäume des Parks geworfen
    wurde.
    Noch vieles andere ist an Tafeln und Inschriften da,
    aber wir verweilen dabei nicht länger und wenden
    uns vielmehr der Stelle zu, wo, im Mittelpunkte des Parks , en vue des Schlosses, vom Grafen Hermann Schwerin der große Denkstein errichtet wurde, dessen ich schon Seite 377 flüchtig erwähnte. Es ist, wie
    an jener Stelle hervorgehoben, ein Steinobelisk von
    etwa dreißig Fuß Höhe, der sich auf einem geglieder-
    ten Postamente erhebt und seinerseits wieder eine
    Viktoria trägt. An den Seiten und der Rückfront des
    Postaments befinden sich drei auf den Küstriner Auf-
    enthalt des Kronprinzen Bezug nehmende Basreliefs:
    ein Studierzimmer mit Büchern, Noten und Karten;
    ein strahlender Jüngling, der den Wagen zur Sonne
    lenkt; Küstrin mit der alten Oderbrücke; während die
    Vorderfront folgende Inschrift trägt:
    Eh die Sonne (mit des Schöpfers Macht im Bunde)
    Sendet ihren Glühstrahl über Welt und Ozean,
    Geht des Frühlingsmorgens Nebelstunde
    Tränenschwer, doch Segen bergend, ihr voran.
    Weitere, am Obelisken selbst befindliche Inschriften
    knüpfen ebenfalls an den Aufenthalt des Kronprinzen
    in Küstrin und Tamsel an.
    Vorderfront: »Hier fand Friedrich II. als Kronprinz von Preußen in seinem Duldungsjahre 1731 er-wünschte Aufheiterung in ländlicher Stille.«

    1408
    Rückfront: »Es ist ein göttlich Ding einem Manne, daß er das Joch in seiner Jugend trage. Klagelieder
    Jeremiä 3, 27.«
    An einer der Seitenfronten befinden sich einige auf
    die Errichtung des Denkmals Bezug nehmende Wor-
    te: »Dem erhabenen Verklärten Anno 1840, nach
    100 Jahren seiner Thronbesteigung, geweiht vom
    Grafen Hermann von Schwerin.« Ein Gitter und Ro-
    senbüsche fassen das Denkmal ein. Es ist an dersel-
    ben Stelle errichtet worden, an der, laut Aussage
    alter Fischersleute, der Kronprinz, wenn er im Tams-
    ler Parke spazierenging, mit Vorliebe zu verweilen
    und unterm Laubdach der Bäume zu lesen pflegte.
    Die Enthüllung des Denkmals war, wie schon hervor-
    gehoben, ein Fest für die ganze Gegend. Friedrich
    Wilhelm III., der sieben Tage später starb, hatte
    noch den größten Anteil daran genommen und acht
    Invaliden aus der

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