Wanderungen durch die Mark Brandenburg
verra son égal
Et tout homme verra son frère.
Nun beginnen die Parallelen mit dem Großen Kur-
fürsten. Zuerst französisch:
Grands dans la paix, grands dans la guerre,
Tous deux, par de fameux exploits,
Devinrent et l'exemple et la leçon des rois.
D'infortunés proscrits le premier fut le père,
Le second, par son art d'étonner et de plaire,
Mit des Français tout les cœurs sous ses loix.
Dann folgen deutsche Distichen:
Mächtig erhub sich der Staat durch Wilhelm, der ihm
zu Lehrern
Jeder friedlichen Kunst Galliens Flüchtlinge gab;
Mächtig beschützt ihn der Sieger bei Freiberg, der in
die Lorbeern
Früh sich des feinen Geschmacks gallische Lilien wand.
Endlich, im lapidarsten Lapidarstil, machen lateini-
sche Worte den Schluß. Zuerst (dem Kurfürsten gel-
tend): » Fridericus Guilielmus vere Magnus . Civium Parens. Hostium Victor. Libertatis Germanicae Vindex. Fidei Exulis Perfugium.« – Dann (dem Prinzen
geltend): »Henricus Militum Amor. Hostium Terror.
1406
Gallicae Gentis Deliciae. Musarum Altor. Ad Freiber-
gam Victor.«
Hiermit schließen die Inschriften zu Ehren des Prin-
zen Heinrich, aber nicht die Denksteine und Inschrif-
ten überhaupt. »Rose, elle a vécu ce que vivent les
roses – l'espace d'un matin«, so lauten die Worte auf
einem halb unter Rasen verborgenen Sandstein, der
zugleich den Namen der Frühgeschiedenen trägt:
Lisette Tauentzien. Weiter abwärts begegnen wir in
den Gängen des Parks einem Epitaph mit Bild und
Urne, »dem Gedächtnis seiner zwei Geschwister er-
richtet vom Grafen Ludwig Alexander Wreich«.
(»Complaints de Louis Alexandre Comte de Wreich
sur la perte de sa sœur et de son frère.«) Darunter
folgende Verse:
Naissez mes vers, soulagez mes douleurs
Et sans efforts coulez avec mes pleurs!
Pour vous pleurer je devance l'aurore,
L'éclat du jour augmente mes ennuis,
Je gémis seul dans le calme des nuits,
La nuit s'envole et je gémis encore.
Vous n'avez point soulagé mes douleurs,
Naissez mes vers. laissez couler mes pleurs.
Noch weiter abwärts erhebt sich das Denkmal, das
ebenfalls Graf Ludwig Wreich dem Andenken seines
Lehrers Fahndorff errichtete, desselben, der am
24. August 1758 von den plündernden Russen er-
1407
mordet und unter die Bäume des Parks geworfen
wurde.
Noch vieles andere ist an Tafeln und Inschriften da,
aber wir verweilen dabei nicht länger und wenden
uns vielmehr der Stelle zu, wo, im Mittelpunkte des Parks , en vue des Schlosses, vom Grafen Hermann Schwerin der große Denkstein errichtet wurde, dessen ich schon Seite 377 flüchtig erwähnte. Es ist, wie
an jener Stelle hervorgehoben, ein Steinobelisk von
etwa dreißig Fuß Höhe, der sich auf einem geglieder-
ten Postamente erhebt und seinerseits wieder eine
Viktoria trägt. An den Seiten und der Rückfront des
Postaments befinden sich drei auf den Küstriner Auf-
enthalt des Kronprinzen Bezug nehmende Basreliefs:
ein Studierzimmer mit Büchern, Noten und Karten;
ein strahlender Jüngling, der den Wagen zur Sonne
lenkt; Küstrin mit der alten Oderbrücke; während die
Vorderfront folgende Inschrift trägt:
Eh die Sonne (mit des Schöpfers Macht im Bunde)
Sendet ihren Glühstrahl über Welt und Ozean,
Geht des Frühlingsmorgens Nebelstunde
Tränenschwer, doch Segen bergend, ihr voran.
Weitere, am Obelisken selbst befindliche Inschriften
knüpfen ebenfalls an den Aufenthalt des Kronprinzen
in Küstrin und Tamsel an.
Vorderfront: »Hier fand Friedrich II. als Kronprinz von Preußen in seinem Duldungsjahre 1731 er-wünschte Aufheiterung in ländlicher Stille.«
1408
Rückfront: »Es ist ein göttlich Ding einem Manne, daß er das Joch in seiner Jugend trage. Klagelieder
Jeremiä 3, 27.«
An einer der Seitenfronten befinden sich einige auf
die Errichtung des Denkmals Bezug nehmende Wor-
te: »Dem erhabenen Verklärten Anno 1840, nach
100 Jahren seiner Thronbesteigung, geweiht vom
Grafen Hermann von Schwerin.« Ein Gitter und Ro-
senbüsche fassen das Denkmal ein. Es ist an dersel-
ben Stelle errichtet worden, an der, laut Aussage
alter Fischersleute, der Kronprinz, wenn er im Tams-
ler Parke spazierenging, mit Vorliebe zu verweilen
und unterm Laubdach der Bäume zu lesen pflegte.
Die Enthüllung des Denkmals war, wie schon hervor-
gehoben, ein Fest für die ganze Gegend. Friedrich
Wilhelm III., der sieben Tage später starb, hatte
noch den größten Anteil daran genommen und acht
Invaliden aus der
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