Wanderungen durch die Mark Brandenburg
Händen der Familie; der Feldmarschall besaß es durch wenige Jahre hin, aber diese
wenigen Jahre waren ausreichend für ihn, um seiner
frommen Leidenschaft ein Genüge zu tun und der
Kirche entweder neue Glocken zu schenken oder die
alten zu erneuern. Wir finden zwei: eine größere aus
dem Jahre 1656, die außer dem Glockenspruche
»Soli Deo Gloria« noch die Namen des Amtmanns,
des Schulzen, des Pfarrherrn und der Kirchenvorste-
her, außerdem eine etwas kleinere aus dem Jah-
re 1663, die den Namen »Otto Christoph Freiherr
von Sparr« trägt.
In der Heckelberger Kirche – freilich ohne alle Bezie-
hung zu den Sparrs – ist auch ein Schnitzaltar, des-
sen ich erwähnen möchte, nur um vor Restaurierun-
gen zu warnen, wie deren eine hier stattgefunden
hat. Ermöglicht sich keine wirkliche Restaurierung, die mit ihrem reichen Goldschmuck oft sehr kostspielig ist, so tuen die Gemeinden am besten, die Sache
zu lassen, wie sie ist, oder aber dem ganzen
Schnitzwerk einfach eine weiße Tünche zu geben. Ich
bin diesem Auskunftsmittel in mehreren Dorfkirchen
begegnet und muß einräumen, daß, wenn man das
Bessere nicht haben kann, dies unter dem Schlim-
men das mindest Schlimme ist. Die Sachen wirken
dann gipsfigurenhaft, was etwas Kaltes, aber doch
niemals etwas direkt Störendes hat.
1547
Vor dem Altar der Heckelberger Kirche befindet sich
ein Grab. Einer der Geistlichen ist dort begraben,
und die Stelle markiert sich durch nichts als durch
eine schwache muldenhafte Einsenkung des Fußbo-
dens, infolge deren die Steine lose geworden sind.
Wir äußerten ein leises Befremden darüber, aber der
uns begleitende Heckelberger antwortete ruhig: »Wir
tuen, was wir können. Alle paar Jahr schütten wir
nach und stampfen's fest, mörteln auch die Steine
wieder ein, aber es hilft nichts, er geht immer tiefer , und eh wir's uns versehn, ist die Mulde wieder da.«
Ein leiser Schauer überlief uns bei dieser Erzählung.
Wir kommen nun nach Trampe. Trampe ist alt-
sparrisch, aber in den Wirrsalen des Dreißigjährigen
Krieges ging es teilweis verloren, und erst der Feld-
marschall eroberte es der Familie zurück. Er scheint
ihm eine besondere Vorliebe zugewandt und, wenn
er nicht in der Hauptstadt war, abwechselnd hier und
in Prenden residiert zu haben. Auf beiden Gütern
entstand ein Schloß; während indes in Prenden nur
noch ein Trümmerhaufen davon erzählt, zeigt sich in
Trampe alles wohlerhalten. Schloß und Park existie-
ren noch, verändert und umgebaut zwar, aber in
ihrer Grundanlage dieselben geblieben. Der Park, mit
kostbaren alten Bäumen und einer Burgruine, weist
noch eine seltsam geformte, acht Zifferblätter zeigende Sonnenuhr auf, die auf mehreren dieser Zif-
ferblätter den Namen des Feldmarschalls trägt. In
der Kirche befinden sich ein paar Bilder und Grab-
1548
steine, doch ohne Beziehung zu den Sparrs. Nur die
Glocken erzählen wieder von ihnen und diesmal nicht nur von unserem Otto Christoph, sondern auch von
seinen Vettern, die er, wie es scheint, mit heranzu-
ziehen und seiner Glockenpassion dienstbar zu ma-
chen wußte.
Die Inschrift der ersten Glocke lautet: »Der wohledle, geborne Herr Ernst Sparr, Ihrer Kurfürstlichen
Durchlauchtigkeit zu Brandenburg Rat und bestallter
Hauptmann zu Zechlin und Lindow, Erbherr auf
Trampe, Prenden, Beerbaum und Dannenberg.« Da-
zu das einfache Sparrsche Wappen und: »Goß mich
Jakob Neuwert zu Berlin 1660.« (Diese Angabe wie-
derholt sich auf allen drei Glocken.)
Die Inschrift der zweiten Glocke lautet: »Ernst George, des Heiligen Römischen Reiches Graf von
Sparr, der Römischen-Kaiserlichen, auch zu Polen
und Schweden Königlicher Majestät Geheimer
Kriegsrat, Generallieutenant und Generalfeldzeug-
meister, beiderseits Kammerherr und Obrister zu
Roß und Fuß, Herr auf Trampe, Prenden, Dannen-
berg und Beerbaum.« Dazu das gräflich Sparrsche Wappen.
Die dritte Glocke ist die wichtigste. Sie rührt von dem Feldmarschall her, ist aber gesprungen und befindet sich deshalb nicht mehr neben ihren zwei
Schwestern oben in der Höhe, sondern unten im
Turm, wo man ihre Inschrift mit Bequemlichkeit 1) lesen und neben dem schönen Guß auch an ihrer
Patina den ersichtlich feinen Erzgehalt bewundern
1549
kann. Die Inschrift lautet: »Otto Christoph Freiherr
von Sparr, der Kurfürstlichen Durchlaucht zu Bran-
denburg Geheimer Kriegsrat, Feldmarschall, Ober-
gouverneur der in der Kur und Mark
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