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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Güter teils ganz, teils anteils-
    weise: Buckow, Dannenberg, Leuenberg, Steinbeck,
    Altranft, Schulzendorf, Hohenfinow, Prötzel, Tiefen-
    see, Werftpfuhl, Hasenholz, Garzin, Garzau, Dahms-
    dorf, Obersdorf, Quilitz, Friedersdorf, Kienitz, Mün-
    chehofe, Jahnsfelde, Gielsdorf und Wilkendorf.
    Von diesem reichen Besitzstande sind der Familie nur
    die drei letztgenannten Güter geblieben: Jahnsfelde
    bei Müncheberg und Gielsdorf-Wilkendorf bei Straus-
    berg. Der Name des alten Geschlechts aber lebt noch
    überall in dem ehemaligen Pfulen-Lande fort, so daß
    wir in nachstehendem von Dorf zu Dorf, von Kirche
    zu Kirche wandern und dabei aufzuzeichnen haben
    werden, was an Erinnerungsstücken aus alter Zeit
    geblieben ist.

    Schulzendorf
    Schulzendorf, eine halbe Meile von Wriezen, kam
    bald nach 1450 in Pfuelschen Besitz. Es blieb lange
    bei der Familie. Erst 1837 ist es in andere Hände
    übergegangen. Die alte Feldsteinkirche enthält außer

    1569
    einem weißgetünchten Schnitzaltar, der das Würfeln
    der Kriegsknechte um Christi Mantel darstellt, ein
    großes, sehr interessantes Bild, das, zu Ehren eines
    Quilitzer Pfuel gemalt, ursprünglich auch der Quilitzer Kirche zugehörte. Nachdem indes diesem Zweige
    der Familie das letztgenannte Dorf verlorengegangen
    und nur Schulzendorf noch geblieben war, hatten die
    späteren Repräsentanten der Quilitzer Linie den
    Wunsch, das Ehrenbild ihres Ahnherrn nicht mehr in
    einer ihnen fremd gewordenen Kirche zu sehen. Sie
    kauften daher das Bild und stellten es in der Schul-
    zendorfer Kirche auf. Es ist sehr groß, wenigstens
    sechs Fuß zu vier, und stellt eine Kreuzigung Christi
    dar. Zu Füßen des Kreuzes kniet in blanker Rüstung
    der alte Pfuel, dem zu Ehren das Bild gestiftet wurde,
    und blickt betend zu dem Gekreuzigten auf. Weiter
    unterhalb die Donatoren: vier weibliche und zwei
    männliche Figuren. Dies wäre das Herkömmliche.
    Wodurch sich aber das Bild von ähnlichen unter-
    scheidet ist das, daß die Gestalten des Heilands und
    des in blanker Rüstung knienden Pfuel nicht gemalt,
    sondern basreliefartig in Holz geschnitten und nun erst an der ihnen zukommenden Stelle auf dem Bilde
    befestigt sind. Es ist dies das erste und einzige Vor-
    kommnis der Art, dem ich begegnet bin. Mehr eigen-
    tümlich als schön. Man könnt es praktisch nennen,
    indem es die Aufmerksamkeit des Beschauers auf die
    beiden Gestalten hinzwingt , auf die es ankommt: auf den Gekreuzigten und den betenden Pfuel. Die blanke Rüstung des letzteren ist – ganz wie es sich für
    eine kleine Relieffigur geziemt – nicht durch Auftra-
    gen von Farbe, sondern durch Belegen mit Silber-
    schaum hergestellt.

    1570
    Das Bild hat drei Inschriften: eine erste , die von dem
    »alten Pfuel« selber, eine zweite , die von dem Donator in Quilitz, und eine dritte , die von der Übersiedlung des Bildes nach Schulzendorf spricht.
    Die erste Inschrift am obersten Rande des Bildes ist unleserlich geworden.
    Zweite Inschrift: »Dies Epitaphium ist von dem edlen und ehrenfesten Jürgen Pfulenn seinem seligen Vater
    zum Gedächtnis gesetzet worden. Welchen auch
    (den ehrenfesten Jürgen Pfuel) der allmächtige Gott
    in wahrer Erkenntnis seines allerliebsten Sohnes Jesu
    Christi bis an sein Ende erhalten wolle. Amen.«
    Dritte Inschrift: »Aus schuldiger Hochachtung vor dem Stammvater der anitzo im Segen lebenden
    dreien Gebrüder, als Heine Friedrich Wilhelm, Georg
    Ludwig Ditloff und Carl Christoph August von Pfuhll,
    königlich preußischer Lieutenants, ist dies Epitaphi-
    um von ihnen aus der Quilitzschen Kirche erkaufet
    und allhier zum beständigen Andenken aufgerichtet
    worden den 20. September 1747.«

    Garzin
    Garzin war bis vor kurzem noch reich an Erinne-
    rungsstücken aus der Pfuelschen Zeit. Die Mehrzahl
    dieser Gegenstände hat indessen der gegenwärtige
    Besitzer von Jahnsfelde, ältester Sohn des
    1846 verstorbenen Generallieutenants von Pfuell

    1571
    käuflich an sich gebracht und sie seiner höchst inte-
    ressanten Familiengalerie eingefügt.
    Das Bemerkenswerteste, was der Garziner Kirche
    geblieben, ist eine 1654 in Hamburg gegossene Glo-
    cke . Dieselbe ist einerseits durch ein tellergroßes, in die Glockenwandung eingeschmolzenes Medaillon,
    das » Urteil des Paris « darstellend, andrerseits durch ihre plattdeutschen Inschriften interessant. Diese
    sind freilich nur zum Teil verständlich. Die untre,
    einreihige Inschrift lautet: »Gegaten tho Hamborch
    Anno Domini 1654 Junius.«

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