Wanderungen durch die Mark Brandenburg
Dazu:
In Gades Namen bin ick geflaten (geflossen),
Hans vam Damme het mi gegaten.
Die obere Inschrift ist viel länger und schwer zu ent-
ziffern.
Ick bin gegaten in Gottes Ehr;
. . . . . . . . . . . . . .
Wenn ick klinge, so denk zur Stundt,
Daß Christ mit der Baß dir bassunen kumpt,
Zu fordern alles vor Gericht –
Drumb halte di und sundige nicht.
. . . . . . . . . . . . . .
Vor alle Sunde, de du begahn,
Lath Christum den Vorloser (Erlöser) stahn.
1572
Die Zeile: »daß Christ mit der Baß dir bassunen
kumpt«, erscheint mir voll origineller Kraft.
In Garzin lebte Anfang des siebzehnten Jahrhunderts
»Melchior von Pfuel, der Nekromant«, dessen Bildnis
wir später begegnen werden. Es heißt, daß er vor-
zugsweise in Garzin seine alchimistischen Versuche
machte.
Buckow
Die Stadt Buckow und ihre schönen Umgebungen
habe ich an andrer Stelle ausführlich beschrieben.
Das Schloß – gräflich Flemmingsch – enthält neben
andern Sehenswürdigkeiten einen bemerkenswerten
Speisesaal, eine Jugendarbeit Schinkels. Dieser Saal
zieht sich, nach Art einer rundgewölbten Halle, quer
durch die Mitte des Schlosses, das nun, an den bei-
den ausmündenden Stellen, nach vorn und hinten
zu, um einige Fuß vorspringt. Kassetten schmücken
die Decke des Saals, der mittelst einer großen, den
Bau nach der Gartenseite hin abschließenden Glas-
wand das nötige Licht empfängt. Über der Halle, in
einem Saal von gleichen Dimensionen, befindet sich
die Bildergalerie.
Schloß Buckow, wie alles, was es enthält, ist aus
verhältnismäßig später Zeit, und nur die Buckower
Kirche, die sich malerisch auf einem der Hügel am
Ausgange der Stadt erhebt, weist noch einzelne
Pfuelsche Reminiszenzen auf. Links neben dem Altar,
1573
an einem der hohen Wandpfeiler1), befindet sich eine
große, sieben bis acht Fuß hohe »Trophäe«, die sich
aus in Holz geschnitzten Kanonen, Trommeln, Fahnen, Standarten etc. zusammensetzt und in seiner
Mitte das Pfuelsche Wappen trägt. Das Ganze eine
ziemlich rohe, bunt bemalte Arbeit mit folgender In-
schrift: »Der hochedelgeborne Herr, Herr George
Adam von Pfuel, Seiner Kurfürstlichen Durchlaucht
zu Brandenburg hochwohlbestallter Generalmajor,
Gouverneur und Oberhauptmann der Veste Spandau,
auch Obrister zu Roß und Fuß, auf Groß und Klein
Buckow, Obersdorf, Möschen, Garzin, Sieversdorf,
Hasenholz, Dahmsdorf und Münchehofe, geboren
den 15. November 1618, gestorben im Juli An-
no 1672, seines Alters vierundfünfzig Jahr weniger
fünf Monat.«
Dieser Georg Adam von Pfuel, der in der noch zu-
gänglichen Gruft der Buckower Kirche ruht, machte
während des Dreißigjährigen Krieges unter seinem
berühmteren Oheim Adam von Pfuel die Kriegsschule
durch. Er kommandierte später selbständig, war ein
Zeitgenosse Sparrs, Görtzkes, Derfflingers und
zeichnete sich während des Polnischen Krieges und
bald darauf während des Zuges nach Holstein aus.
Die glänzendste Zeit des Großen Kurfürsten erlebte
er nicht mehr. Außer der Herrschaft Buckow besaß er
die Dörfer Dahlem und Marzahn in der Nähe von Ber-
lin. Sein Bildnis befindet sich in Jahnsfelde.
Durch die Tochter Georg Adams, die den später in
sächsischen und preußischen Diensten so berühmt
gewordenen Feldmarschall Heino Heinrich von Flem-
1574
ming heiratete, kam Buckow an die Flemmings, die
es also seit ungefähr zweihundert Jahren besitzen.
Nach andrer Angabe war der Feldmarschall von
Flemming ein Sohn aus der Ehe der Pfuelschen Erbtochter mit einem Flemming.
Wilkendorf
Wilkendorf, eine halbe Meile nördlich von Strausberg,
ist seit vor 1536 im Besitze der Pfuels. Das reizend am Abhang gelegene, auf eine Talwiese niederbli-ckende Herrenhaus ist neu, und unter den mannigfa-
chen Kunstschätzen desselben befindet sich nichts,
was bis in frühere Jahrhunderte zurückreichte. Einige
ältere Familienportraits sind ohne Belang.
Die Kirche ist alt und zeichnet sich durch einen mit
Geschmack und Pietät restaurierten Schnitzaltar aus.
Interessanter noch als dieser ist der aus einem gro-
ßen Granitblock ausgemeißelte Taufstein , der vor dem Altar steht. Er ist ungewöhnlich groß und hat
über drei Fuß Höhe bei zwei Fuß Durchmesser. Sol-
che granitnen Taufsteine waren in der ersten Zeit der
Christianisierung des Landes sehr häufig; allerorten
auf den Feldern umherliegende Rollsteine, wie sie
das Material zu den Kirchen selber boten, wurden
ausgehöhlt,
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