Wanderungen durch die Mark Brandenburg
Teufel mahlen gut.« Aus dem Stamm
aber ließ er eine neue Mühlenwelle machen und setz-
te die vier Flügel daran. Es schien auch alles nach
Wunsch gehen zu sollen, und die Mühle drehte sich
lustig im Winde, aber der Wind wurde immer stärker,
und in der Nacht, als der Müller fest schlief, schlugen plötzlich die hellen Flammen auf. Die Mühlwelle, in
immer rascherem Drehen, hatte Feuer an sich selber
gelegt, und alles brannte nieder.
»Wind und Teufel mahlen gut«, raunten sich anderen
Tags die Leute zu.
1656
Abt Hermann, von 1330 bis 1340
Abt Sibold wurde etwa um 1190 oder etwas später
von den umwohnenden Wenden ermordet. Die Ur-
kunden erwähnen dieses Mordes nicht, wie denn ü-
berhaupt die ziemlich zahlreichen Pergamente aus
der askanischen Epoche lediglich Schenkungsurkun-
den sind. Es vergehen beinah anderthalbhundert
Jahre, bevor wieder ein Lehniner Abt mit mehr als
seinem bloßen Namen vor uns hintritt. Dieser Abt ist
Hermann von Pritzwalk. Zwei Urkunden von 1335
und 1337 erwähnen seiner; erst eine dritte indes,
vom Jahre 1339, gibt uns ein bestimmtes Bild des
Mannes, freilich kein schmeichelhaftes. Wieweit wir
dieser Schilderung zu trauen haben, das wollen wir
nach Mitteilung des Hauptinhaltes der Urkunde, die
sich als ein Erlaß des Papstes, Benedikts XII., an die
Äbte von Kolbatz, Stolp und Neukampen gibt, festzu-
stellen suchen.
Dieser Urkunde nach, die also nichts anders ist als
ein päpstliches Schreiben (Breve), erschien der
Mönch Dietrich von Ruppin, ein Mitglied des Lehniner
Klosters, im Jahre 1339 vor Papst Benedikt XII. in
Avignon und teilte demselben in Gegenwart des Kon-
sistoriums mit, daß durch »Anschürung des alten
Feindes des Menschengeschlechts« seit etwa fünf-
zehn Jahren im Kloster Lehnin eine Trennung und
Scheidung der Mönche stattgefunden habe, derge-
stalt, daß die mächtigere Partei, die sich die Loburg-
sche nenne, einen Terrorismus gegen die schwäche-
re übe und dieselbe weder zu Wort noch am wenigs-
ten zu ihrem Rechte kommen lasse. An der Spitze
1657
dieser stärkeren Partei (der Loburgschen) hätten, bei
Bildung derselben, die drei Mönche Theodorich von
Harstorp, Nikolaus von Lützow und Hermann von
Pritzwalk gestanden, die denn auch, durch ihre und
ihrer Partei Übergriffe und Machinationen, ohne den
kanonisch festgestellten Wahlmodus irgendwie inne-
zuhalten, sich nacheinander zu Äbten des Klosters
aufgeworfen hätten.
Unter der Regierung dieser drei Eindringlingsäbte
seien alsdann, von den Anhängern der Loburgschen
Partei, sowohl innerhalb wie außerhalb des Klosters,
die größten Verbrechen begangen worden. So sei
unter andern ein Adliger aus der Nachbarschaft, mit
Namen Falko, der zur Zeit des Abtes Nikolaus von
Lützow im Kloster ein Nachtlager bezogen habe, von
verschiedenen Laienbrüdern des Klosters, darunter
namentlich der Anhang des damaligen Mönches, jet-
zigen Abtes Hermann, überfallen und samt seiner Begleitung ermordet worden. Als am andern Morgen
das Gerücht von diesem Morde die Klosterzellen er-
reicht habe, sei Hermann (genannt von Pritzwalk)
mit seinem Anhang an den Ort der Tat geeilt und
habe denn auch den Ritter Falko sowie drei seiner
Begleiter bereits erschlagen, zwei andre Dienstman-
nen aber schwer verwundet, im Bettstroh versteckt,
vorgefunden. Mönch Hermann habe nunmehr Befehl
gegeben, auch diese Verwundeten zu töten. Die Waf-
fen Falkos aber hab er als Beute an sich genommen
und späterhin vielfach gebraucht.
Dieser Mord, so heißt es in der Urkunde weiter, habe
alsbald eine mehr als zehnjährige Fehde hervorgeru-
1658
fen, in der durch die Anhänger des Ritters Falko nicht
nur drei Laienbrüder und viele Knechte und Schutz-
befohlene des Klosters getötet, sondern auch die
Güter desselben durch Raub, Brand und Plünderei
verwüstet worden seien, so daß man den Schaden
auf über 60 000 Goldgulden geschätzt habe. Wäh-
rend dieser Fehden und Kriegszüge hätten die Mön-
che zu Schutz und Trutz beständig Waffen geführt,
so daß sie, ganz gegen die Ordensregel, im Schlaf-
saal und Refektorium immer gewaffnet erschienen
wären. An den Kämpfen selbst hätten viele der Frat-
res teilgenommen, andre, namentlich von den Laien-
brüdern, hätten das Kloster verlassen und ein ande-
res Obdach gesucht.
Auch von den Hintersassen des Klosters seien Mord
und Brand und Untaten aller Art verübt worden, als
deren moralische Urheber das
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