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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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in bezug auf Berlin nicht sagen läßt. Eingetreten in beide Städte jedoch, erkennen
    wir, daß Wren (den die großen Aufgaben des Kir-
    chenbaues beschäftigten) ohne jeden bemerkens-
    werten Einfluß auf die Straßen und Häuser, auf die
    Details der Stadt geblieben ist, während dasselbe
    Berlin, das nach außen hin kaum einen einzigen
    Schinkelschen Zug verrät, in seinem Innern den
    Stempel Schinkels trägt. Inwieweit dies der Fall ist,

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    das wird am ehesten erhellen, wenn ich einfach auf-
    zähle, welche Häuser und Paläste, welche Brücken
    und Plätze wir der fünfundzwanzigjährigen baukünst-
    lerischen Tätigkeit unseres Schinkels verdanken.
    Es sind: die Königswache, die Domkirche (Restaura-
    tion), das Kreuzberg-Monument, das Monument für
    den General von Scharnhorst auf dem Invaliden-
    kirchhof, das Schauspielhaus, das Potsdamer Tor und
    die Wachthäuser rechts und links neben demselben,
    das Alte Museum samt Lustgarten und Springbrun-
    nen, die Schloßbrücke samt ihren Statuen, die Fried-
    rich-Werdersche Kirche, die vier Kirchen einerseits in
    Wedding und Moabit, andrerseits vor dem Rosentha-
    ler Tor und auf dem Gesundbrunnen, die Palais der
    Prinzen Karl und Albrecht, die neuen Packhofsgebäu-
    de, das Graf Redernsche Palais, die Einfahrt in die
    Neue Wilhelmsstraße, die Sternwarte am Enckeplatz,
    die Bauschule.
    Bedeutsam, wie diese Bauten sind – vorzüglich für
    den, der die Geschichte derselben verfolgt und die Schwierigkeiten in Anschlag bringt, die sich der Ausführung entgegenstellten –, so geben sie doch zum
    kleinsten Teile nur eine Vorstellung von der umfas-
    senden und geradezu Staunen erregenden Tätigkeit,
    die Schinkel zunächst innerhalb der Hauptstadt und
    ihrer Umgebung2) und im weiteren im Lande Preußen
    überhaupt entfaltete.
    Wenn wir uns annähernd ein richtiges Bild davon
    entwerfen wollen, welcher Art und welchen Umfan-
    ges sein Schaffen war, so müssen wir nicht allein das

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    im Auge haben, was er widerstrebenden Gewalten
    gegenüber aus Berlin wirklich machte, sondern vor
    allem auch das, was er daraus machen wollte , müssen wir in den Kreis seiner schöpferischen Tätigkeit
    alles das mit hineinziehen, was in hundert ausge-
    führten Blättern auf dem Papiere lebt, aber an der
    Ungunst der Zeiten scheiterte. An der Stelle, wo jetzt
    das Potsdamer Tor steht, sollte sich beispielsweise
    die große Friedenskathedrale zur Erinnerung an die
    Freiheitskriege erheben. Die Linden entlang gedachte
    er in Statuen und Denkmälern eine monumentale
    Siegesstraße zu ziehen, und anstelle des alten Do-
    mes sollte ein wirklicher Dom hoch in die Luft steigen, glänzend genug, um sich den anderen Pracht-
    bauten jenes Platzes würdig anzureihen. So waren
    die Pläne, aber nur die Mappen Schinkels geben Aus-
    kunft darüber, was damals alles gedacht, entworfen,
    erstrebt wurde. Das wenigste trat ins Leben. »Er
    diente einem sparsamen König in einer geldarmen
    Zeit.«
    Diese Mappen, die eigentlichste Hinterlassenschaft
    Schinkels, sind es, die uns ein Bild der Gesamttätig-
    keit des Meisters erschließen, einer Tätigkeit, die fast alle Gebiete des künstlerischen Lebens umfaßte . Gab es eine neue Spontinische Oper, wer anders als
    Schinkel konnte die Dekorationen, gab es ein fürstli-
    ches Begräbnis, wer anders als Schinkel konnte die
    Zeichnung zu Monument oder Grabstein entwerfen?
    Das ganze Kunst handwerk – dieser wichtige Zweig modernen Lebens – ging unter seinem Einfluß einer
    Reform, einem mächtigen Aufschwung entgegen. Die
    Tischler und Holzschneider schnitzten nach Schinkel-

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    schen Mustern, Fayence und Porzellan wurden schin-
    kelsch geformt, Tücher und Teppiche wurden schin-
    kelsch gewebt. Das Kleinste und das Größte nahm
    edlere Formen an: der altvätrische Ofen, bis dahin
    ein Ungeheuer, wurde zu einem Ornament, die Ei-
    sengitter hörten auf, eine bloße Anzahl von Stangen
    und Stäben zu sein, man trank aus schinkelschen
    Gläsern und Pokalen, man ließ seine Bilder in schin-
    kelsche Rahme fassen, und die Grabkreuze der Toten
    waren Schinkelschen Mustern entlehnt. In dieser
    Welt Schinkelscher Formen leben wir noch 3), die wenigsten unter uns wissen es, aber dies Nichtwissen
    ändert nichts an der Tatsache. Seine Schule blüht
    und durchdringt unser Leben.

    1. In den betreffenden Kapiteln des ersten,
    zweiten und vierten Bandes dieser »Wande-
    rungen« sind diese Bilder und Zeichnungen
    ausführlicher beschrieben.

    2. In Potsdam

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