Wanderungen durch die Mark Brandenburg
führte Schinkel folgende Bauten
aus: das Casino, Schloß Glienicke, die Niko-
laikirche, das Kavalierhaus auf der Pfauenin-
sel, die Brücke zu Glienicke, Charlottenhof,
Schloß Babelsberg (teilweis). In Tegel: das
Schlößchen; in Stralau: die Kirche. Dazu ver-
schiedene Villen in der Umgegend von Berlin.
3. Es darf nicht vergessen werden, daß dieser
Aufsatz vor mehr als zwanzig Jahren ge-
schrieben wurde. Bis zum Jahre 60 und dann
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immer mehr sich abschwächend bis zum Jah-
re 70 hin hatte das vorstehend Gesagte Gül-
tigkeit; seitdem aber hat die Welt der Renais-
sance die Schinkelsche Welt abgelöst.
Seiner Umfassendheit entsprach seine Rastlosigkeit.
Selbst am Teetische, dem Gange der Unterhaltung
folgend, zeichnete er mit Feder und Bleistift vor sich
hin. Nur Reisen, immer ersehnt und immer willkom-
men, unterbrachen von Zeit zu Zeit den Gang der
Geschäfte, das Gleichmaß des Schaffens. Freilich
auch diese Reisen waren wieder Arbeit, aber doch
nebenher eine Erfrischung, wie nichts anderes sie
gewährte. 1820 war er in Jena und Weimar, um Goe-
the zu besuchen, »an dessen persönlichem Umgang
er sich erquickte«; 1824 riß er sich abermals auf fünf
Monate los, um in Gesellschaft des Professor Waagen
Italien zum zweiten Male zu besuchen. Wir verweilen
aber lieber bei einem in Begleitung seines Freundes
Beuth im Frühjahr und Sommer 1826 nach Paris,
England und Schottland hin unternommenen Ausflu-
ge, weil wir in den speziell diese Reise schildernden, ziemlich reichhaltigen Briefen und Blättern am meisten Frische, Behagen und gute Laune und das reifste
und zutreffendste Urteil über Dinge und Zustände zu
finden glauben. Die Schilderungen sind von einer
merkwürdigen Präzision. So schreibt er aus dem
»Ossian-Lande«, von Staffa und Iona zurückkehrend,
an seine Frau:
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»Die Fahrt ging durch den Sound of Mull zwischen
der Insel Mull und der Halbinsel Morven hindurch, die
mit hohen Küsten ihre Gipfel fast in ewigem Nebel
verstecken. Doch gab es hier und da herrliche Son-
nenblicke, wo dann die Gebirge, die aus Fels und
Sumpf bestehen, in ihrer ganzen Nacktheit bis zur
Spitze gespensterhaft hervortreten. Viele einzelne
Felseninseln und Vorgebirge erstrecken sich ins Meer
und tragen hier und da einmal einen alten Turm oder
ein Kastell; sonst gewahrt man an den schroffen und
wilden Küsten entlang nur Hütten aus schwarzem
Stein, schlecht zusammengepackt und mit Stroh ge-
deckt, über welches ein mit Steinen beschwertes
Netz von Stricken aus Heidekraut gelegt ist, um ge-
gen Sturm zu schützen. Auffallend dabei ist es, wie
modisch die armen Einwohner dieser Hütten in man-
cher Beziehung sich kleiden. Namentlich der Kopf-
putz. In Lumpen gehüllt und barfuß, stülpen die
Weiber dennoch ein feines Häubchen oder einen Hut
mit Krausen und Band über das ungekämmte Haar.«
Dann die Beschreibung Staffas: »Um zwölf Uhr etwa
hatten wir Staffa erreicht. Man sieht beim Anfahren
die ganze Architektur des Basalts und landet bei der
Fingals-Höhle. Nur die eine der beiden hübschen
Töchter (auch Schinkel findet die Töchter Englands
und Schottlands immer hübsch, und mit Recht) war mitgegangen, während die Mutter und Schwester
wegen Seekrankheit in Tobermory hatten zurückblei-
ben müssen. Das Meer ist in der Höhle, die wie eine
Kirche erscheint, sehr tief und hebt sich im Hinter-
grunde mit jeder einströmenden großen Welle über
zwölf bis funfzehn Fuß in die Höhe, wobei dann das
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donnernde Brausen nicht aufhört. Unsere deutschen
Reisegenossen sangen im Hintergrunde eine Harmo-
nie, die im Wogengeräusch wie Orgeltöne klang, zu-
mal die ganze Höhle selbst einer großen Orgel gleicht
und die funfzig Fuß hohen Basaltsäulen ganz regel-
mäßig, wie Pfeifen, nebeneinander stehen. Die Decke
wölbt sich spitzig aus nicht ganz formierten wilden
Massen zusammen. Das Meer erscheint hinten in der
Höhle sehr grün, und dadurch entsteht in dem gan-
zen schwarzen Basaltgestein für das Auge die Emp-
findung vom schönsten Purpur. Nachdem wir uns an
diesem großartigen Naturspiele hinreichend ergötzt
hatten, gingen wir die gefahrvollen Wege auf den
abgebrochenen Säulen zurück; dann erstiegen wir,
den Felsen hinauf, die mit dünner Erdschicht über-
deckte obere Fläche der Insel. Einige wilde Pferde
und ein paar Kühe, die einzigen Bewohner des Ei-
lands, rissen beim Anblick der aus der Tiefe herauf-
kletternden
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