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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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vereinigte
    das lebhafte und innige Gefühl für die bescheidnen,
    anspruchslosen Reize einer nordischen Natur, welche
    uns die Bilder eines Ruysdael, eines Hobbema so
    anziehend machen, mit dem Liniengefühl und dem

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    Sinn für zauberhafte Beleuchtung eines Claude Lor-
    rain. Andere seiner Bilder erinnern durch eine gewis-
    se Klassizität und kühle, harmonische Farbenwirkung
    an die Landschaften Nicolaus Poussins.
    Was uns, die wir die Mark durchreisen und beschrei-
    ben, mit besonderer Genugtuung erfüllt, ist der Um-
    stand, daß die herrlichen Gegenden des Südens, in
    denen er so lange geschwelgt, ihn nicht unempfäng-
    lich für die Reize seiner märkischen Heimat gemacht
    hatten. Er verachtete unsere Landschaft keineswegs,
    wie so viele tun, die sich dadurch das Ansehn feine-
    ren Kunstverständnisses zu geben vermeinen. Neben
    Palermo oder Taormina malte er »die Oderufer bei
    Stettin«, und selbst »Stralau und die Spree« er-
    schienen seinem Künstlerauge nicht zu gering. Alle
    unsere großen Landschafter haben in diesem Punkte
    empfunden wie Schinkel. Ich nenne nur Blechen,
    anderer, jüngerer, wie Riefstahl und Bennewitz von
    Loefen, zu geschweigen.
    Vieles von den zahlreichen Arbeiten jener Epoche –
    namentlich alles bloß Dekorative, für eine bestimmte
    Gelegenheit Entworfene – ist verlorengegangen, an-
    deres ist in den Schlössern und Herrenhäusern der
    Mark zerstreut, in denen ich, wie zum Beispiel in
    Neu-Hardenberg, Steinhöfel, Radensleben und Fried-
    richsfelde, einer ganzen Anzahl von Gouache- und
    Ölbildern begegnet bin.1) Wie manches aber auch
    dem Auge entzogen oder verlorengegangen sein
    mag, das Wesentlichste, das er als Landschafter ge-
    leistet, ist unserer Hauptstadt erhalten geblieben,
    und die jetzt der Nationalgalerie zugehörige Wagner-

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    sche Sammlung bietet uns Gelegenheit, einen Ein-
    blick in die reiche schöpferische Kraft Schinkels auch
    als Maler zu tun. Die Technik ist seitdem eine andere geworden, und die Schinkelsche Farbe, wie nicht
    geleugnet werden soll, hat zum Teil etwas Kalkig-
    Nüchternes, das uns heutzutage, wo wir an die Far-
    benzauber der Achenbachs gewöhnt worden sind,
    befremdlich ansieht, aber als stilisierte Landschaften sind sie schwerlich seitdem ihrem inneren Gehalte
    nach übertroffen worden.
    Bis hierher haben wir uns fast ausschließlich mit
    Schinkel dem Maler beschäftigt; der Friedensschluß von 1815 aber schuf einen plötzlichen Wandel, und
    von nun ab tritt der Baumeister in den Vordergrund.
    Es fällt diese Wandlung der Verhältnisse (nachdem er
    übrigens schon 1810 in die Oberbaudeputation beru-
    fen war) mit seiner Ernennung zum Geheimen Ober-
    baurat zusammen. Man darf fast sagen, er wurde
    lediglich auf Vertrauen und Diskretion hin in diese
    Stellung eingeführt, denn noch war es ihm versagt
    geblieben, durch irgendeinen ausgeführten Bau von Bedeutung die Aufmerksamkeit oder gar die Bewunderung der Fachleute auf sich zu ziehen.
    Fünfundzwanzig Jahre lang, in runder Zahl von 1815
    bis 1840, war er nun als Baumeister im großen Stile
    tätig, und in ebendiesem Zeitraume gelang es ihm,
    »Berlin«, wie seine Verehrer sagen, »in eine Stadt
    der Schönheit umzugestalten«, jedenfalls aber uns-
    rer Residenz im wesentlichen den Stempel aufzudecken, den sie bis diese Stunde trägt. Denn auch das,
    was nach ihm gebaut worden ist, ist zu gutem Teile

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    Geist von seinem Geist. Wenige Städte (wenn über-
    haupt) zeigen etwas Gleiches. In Hamburg, Mün-
    chen, Petersburg liegen die Dinge doch anders, und
    selbst die London-City, die in gewissem Sinne als
    eine Schöpfung Christopher Wrens betrachtet wer-
    den darf, bietet nur Ähnliches.
    Es verlohnt sich zu zeigen, worin der Unterschied
    liegt.
    Wenn man in London auf der Blackfriars-Brücke
    steht und neben der Kuppel von St. Paul die zwei-
    undfünfzig Türme überblickt, die, bis an den Tower
    hin und darüber hinaus, das Häusermeer der City
    überragen, so darf man sagen, dies in Nebel und
    Sonne zauberhaft daliegende Stück London ist das
    Werk Christopher Wrens – alles war niedergebrannt,
    und auf dem Trümmerschutt des alten London fiel
    ihm die Aufgabe zu, ein neues London aufzurichten.
    Aber dennoch, wie schon angedeutet, stellt sich auch
    hier eine sehr wesentliche Verschiedenheit heraus.
    Was Wren für die London-City tat, war unendlich
    mehr und unendlich weniger. Wren hat der City nach
    außen hin eine bestimmte Physiognomie gegeben,
    was sich von Schinkel

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