Wanderungen durch die Mark Brandenburg
hatte, such-
te endlich eine Aussöhnung mit ihren gefährlichsten
Gegnern, den Quitzows, herbeizuführen und war in
ihren Verhandlungen – vielleicht ebendeshalb, weil
die beiden Brüder ein ebenso feines wie kühnes Spiel
spielten – glücklich genug, diese selbst und ihren
nächsten Anhang auf ihre Seite zu ziehen. Burg Böt-
zow wurde nun abermals gestürmt, diesmal von den
Märkern , und die gefangenen Pommern im Triumph
nach Berlin geführt. Eine Quitzowsche Besatzung aber, keine kurfürstliche, ward in die Burg gelegt.
Von da ab, auf fast zehn Jahre hin, blieb Bötzow eine
Quitzowsche Burg, bis zum endlichen Untergang der
Familie. In dieser Zeit wird die Burg vielfach ge-
1781
nannt. Nach Burg Bötzow war es, wohin die Quitzows
den Herzog Johann von Mecklenburg-
Stargard (1407) als Gefangenen abführten, nachdem
er zuvor in ihrer Burg Plaue gesessen hatte. In den-
selben Turm setzten sie vierzehn Monate später den
Berliner Ratsherrn Nikolaus Wins, den sie, mit an-
dern Berliner Bürgern, bei der Tegeler Mühle
(3. September 1410) geschlagen hatten, und
noch 1414, als der Stern des Hauses bereits im Nie-
dergange stand, geschah es, daß ihr Hauptmann,
Werner von Holzendorff, dem sie die Verteidigung
der Burg anvertraut hatten, den Boten Kurfürst
Friedrichs I., der die Aufforderung zur Übergabe
brachte, in den Turm werfen und mit Ruten streichen
ließ. Aber das war das letzte Aufflackern, und das
kecke, kriegerische Leben ging seinem Ende rasch
entgegen. Klugheit und Politik traten an die Stelle
der Sturmleitern, und ohne Schwertstreich hielten
alsbald die Hohenzollern ihren Einzug. An die Zeit
der Quitzows aber erinnert der »Quitzen-Steig«, der
bei dem nahe gelegenen Havelhausen vorüberführt.
Von da ab ist die Geschichte Burg Bötzows stumm.
Verpfändungen und Einlösungen folgten einander,
bis endlich um 1550 die Burg selbst verschwindet
und ein »Jagdhaus« an seine Stelle tritt. Aber auch
über diesem Jagdhaus liegen Dunkel und Schweigen.
Wir irren wohl nicht, wenn wir uns einen Bau mit
Ecktürmen und gotischem Dache denken.1) Im übri-
gen ist kein Bild des alten kurfürstlichen Hauses auf
uns gekommen, noch weniger ein Bericht von Vor-
gängen innerhalb seiner Mauern. Kurfürst Joachim
gab den Spreeforsten den Vorzug, und das Jagdhaus
1782
zu Bötzow kam, dem Favorit-Jagdschloß zu Köpenick
gegenüber, nur noch ausnahmsweise zu Ehren, wenn
sich, zu dem Reize der Jagd überhaupt, auch noch
der der Abwechselung gesellen sollte. Burg und
Jagdhaus Bötzow sind spurlos verschwunden. Nur bei
dem Umbau, dem, in jüngster Zeit erst, Schloß Ora-
nienburg unterworfen wurde, stieß man auf gewölbte
Feldsteinfundamente, die zweifellos wohl der alten
Zeit von Burg Bötzow angehörten und bei weiterer
Nachforschung (die sich leider nicht ermöglichte)
vielleicht einigen Aufschluß über die Vorgeschichte
der Burg gegeben haben würden.
1. Dagegen spräche nur, daß es in der Lebens-
beschreibung des berühmten Grafen Rochus
von Lynar heißt: »Zu gleicher Zeit (etwa 1578
oder 1580) gab der Graf allerhand Verbesse-
rungen an dem kurfürstlichen Schloß oder
Jagdhaus zu Bötzow an.« Diese Verbesserun-
gen waren schwerlich im gotischen Stil.
Schloß Oranienburg
So kam das Jahr 1650. Die Kurfürstin Luise Henriet-
te, geborene Prinzessin von Oranien, seit dem
7. Dezember 1646 dem Großen Kurfürsten vermählt,
pflegte ihren Gemahl auf seinen Jagdausflügen zu
begleiten. Einer dieser Ausflüge führte das junge
1783
Paar im Laufe des Sommers 1650 auch in die Nähe
von Bötzow, und hier war es, wo die junge Fürstin
beim Anblick der lachenden Wiesen, die den Lauf der
Havel einfaßten, sich lebhaft in die fruchtbaren Nie-
derungen ihrer holländischen Heimat zurückversetzt
fühlte und der Freude darüber den unverkennbarsten
Ausdruck gab. Der Kurfürst, dessen Herz voller Liebe
und Verehrung gegen die schöne, an Gaben des
Geistes und Gemütes gleich ausgezeichnete Frau
war, ergriff mit Eifer die Gelegenheit, ihr ein erneu-
tes Zeichen dieser Liebe zu geben, und schenkte ihr
das »Amt Bötzow mit allen dazu gehörigen Dörfern
und Mühlen, Triften und Weiden, Seen und Teichen«.
Die Schenkung wurde dankbar angenommen, und an
die Stelle des alten Jagdhauses aus der Zeit Joa-
chims II. trat jetzt ein Schloß , das im Jahre 1652, in Huldigung gegen die Oranierin , deren Eigentum und Lieblingssitz es inzwischen geworden war,
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