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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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hatte, such-
    te endlich eine Aussöhnung mit ihren gefährlichsten
    Gegnern, den Quitzows, herbeizuführen und war in
    ihren Verhandlungen – vielleicht ebendeshalb, weil
    die beiden Brüder ein ebenso feines wie kühnes Spiel
    spielten – glücklich genug, diese selbst und ihren
    nächsten Anhang auf ihre Seite zu ziehen. Burg Böt-
    zow wurde nun abermals gestürmt, diesmal von den
    Märkern , und die gefangenen Pommern im Triumph
    nach Berlin geführt. Eine Quitzowsche Besatzung aber, keine kurfürstliche, ward in die Burg gelegt.
    Von da ab, auf fast zehn Jahre hin, blieb Bötzow eine
    Quitzowsche Burg, bis zum endlichen Untergang der
    Familie. In dieser Zeit wird die Burg vielfach ge-

    1781
    nannt. Nach Burg Bötzow war es, wohin die Quitzows
    den Herzog Johann von Mecklenburg-
    Stargard (1407) als Gefangenen abführten, nachdem
    er zuvor in ihrer Burg Plaue gesessen hatte. In den-
    selben Turm setzten sie vierzehn Monate später den
    Berliner Ratsherrn Nikolaus Wins, den sie, mit an-
    dern Berliner Bürgern, bei der Tegeler Mühle
    (3. September 1410) geschlagen hatten, und
    noch 1414, als der Stern des Hauses bereits im Nie-
    dergange stand, geschah es, daß ihr Hauptmann,
    Werner von Holzendorff, dem sie die Verteidigung
    der Burg anvertraut hatten, den Boten Kurfürst
    Friedrichs I., der die Aufforderung zur Übergabe
    brachte, in den Turm werfen und mit Ruten streichen
    ließ. Aber das war das letzte Aufflackern, und das
    kecke, kriegerische Leben ging seinem Ende rasch
    entgegen. Klugheit und Politik traten an die Stelle
    der Sturmleitern, und ohne Schwertstreich hielten
    alsbald die Hohenzollern ihren Einzug. An die Zeit
    der Quitzows aber erinnert der »Quitzen-Steig«, der
    bei dem nahe gelegenen Havelhausen vorüberführt.
    Von da ab ist die Geschichte Burg Bötzows stumm.
    Verpfändungen und Einlösungen folgten einander,
    bis endlich um 1550 die Burg selbst verschwindet
    und ein »Jagdhaus« an seine Stelle tritt. Aber auch
    über diesem Jagdhaus liegen Dunkel und Schweigen.
    Wir irren wohl nicht, wenn wir uns einen Bau mit
    Ecktürmen und gotischem Dache denken.1) Im übri-
    gen ist kein Bild des alten kurfürstlichen Hauses auf
    uns gekommen, noch weniger ein Bericht von Vor-
    gängen innerhalb seiner Mauern. Kurfürst Joachim
    gab den Spreeforsten den Vorzug, und das Jagdhaus

    1782
    zu Bötzow kam, dem Favorit-Jagdschloß zu Köpenick
    gegenüber, nur noch ausnahmsweise zu Ehren, wenn
    sich, zu dem Reize der Jagd überhaupt, auch noch
    der der Abwechselung gesellen sollte. Burg und
    Jagdhaus Bötzow sind spurlos verschwunden. Nur bei
    dem Umbau, dem, in jüngster Zeit erst, Schloß Ora-
    nienburg unterworfen wurde, stieß man auf gewölbte
    Feldsteinfundamente, die zweifellos wohl der alten
    Zeit von Burg Bötzow angehörten und bei weiterer
    Nachforschung (die sich leider nicht ermöglichte)
    vielleicht einigen Aufschluß über die Vorgeschichte
    der Burg gegeben haben würden.

    1. Dagegen spräche nur, daß es in der Lebens-
    beschreibung des berühmten Grafen Rochus
    von Lynar heißt: »Zu gleicher Zeit (etwa 1578
    oder 1580) gab der Graf allerhand Verbesse-
    rungen an dem kurfürstlichen Schloß oder
    Jagdhaus zu Bötzow an.« Diese Verbesserun-
    gen waren schwerlich im gotischen Stil.

    Schloß Oranienburg
    So kam das Jahr 1650. Die Kurfürstin Luise Henriet-
    te, geborene Prinzessin von Oranien, seit dem
    7. Dezember 1646 dem Großen Kurfürsten vermählt,
    pflegte ihren Gemahl auf seinen Jagdausflügen zu
    begleiten. Einer dieser Ausflüge führte das junge

    1783
    Paar im Laufe des Sommers 1650 auch in die Nähe
    von Bötzow, und hier war es, wo die junge Fürstin
    beim Anblick der lachenden Wiesen, die den Lauf der
    Havel einfaßten, sich lebhaft in die fruchtbaren Nie-
    derungen ihrer holländischen Heimat zurückversetzt
    fühlte und der Freude darüber den unverkennbarsten
    Ausdruck gab. Der Kurfürst, dessen Herz voller Liebe
    und Verehrung gegen die schöne, an Gaben des
    Geistes und Gemütes gleich ausgezeichnete Frau
    war, ergriff mit Eifer die Gelegenheit, ihr ein erneu-
    tes Zeichen dieser Liebe zu geben, und schenkte ihr
    das »Amt Bötzow mit allen dazu gehörigen Dörfern
    und Mühlen, Triften und Weiden, Seen und Teichen«.
    Die Schenkung wurde dankbar angenommen, und an
    die Stelle des alten Jagdhauses aus der Zeit Joa-
    chims II. trat jetzt ein Schloß , das im Jahre 1652, in Huldigung gegen die Oranierin , deren Eigentum und Lieblingssitz es inzwischen geworden war,

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