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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Statue der hohen Frau auf, die dieser Stadt den Namen und, über einen allerengsten Kreis hinaus, ein
    Ansehen in der Geschichte unseres Landes gab. Da-
    hinter, zwischen den Stäben eines Gittertors,
    schimmern die Bäume des Parks hervor, unmittelbar
    vor uns aber, nur durch die Breite des Platzes von
    uns getrennt, ragt der alte Schloßbau selbst auf,
    dessen Bild und dessen Geschichte uns heut beschäf-
    tigen soll.
    Wir haben die Front des Schlosses in aller Klarheit
    vor uns, aber doch ist es nur die kleinere Hälfte, de-
    ren wir von unserem Platz aus ansichtig werden. Die

    1778
    Form des Oranienburger Schlosses in seiner Blütezeit
    war die eines lateinischen H, oder, mit anderen Wor-
    ten, es bestand aus einem Haupt- oder Mittelstück
    (corps de logis), an das sich zwei Vorder- und zwei
    Hinterflügel lehnten. Die beiden Hinterflügel existie-
    ren noch, entziehen sich aber unserem Blick; von
    den Vorderflügeln wurde der eine (der rechts gele-
    gene) durch Feuer zerstört.
    Schloß Oranienburg, wenn wir diese Bezeichnung
    zunächst unterschiedlos und mit einer Art rückwir-
    kender Kraft festhalten wollen, ist ein alter Schloß-
    und Burgbau, der sich an derselben Stelle, das heißt
    also auf der kleinen, vor uns gelegenen Havelinsel,
    seit nah an 700 Jahren erhebt. Wir haben hier, wie
    bei verschiedenen andern Hohenzollerschen Schlös-
    sern, drei Epochen zu unterscheiden, drei Epochen,
    die sich in aller Kürze durch drei bestimmte Worte
    bezeichnen lassen: Burg, Jagdhaus, Schloß . Erst das
    »Schloß« (wir werden bald sehen, aus welcher Ver-
    anlassung) empfing den Namen Oranienburg, wäh-
    rend Burg und Jagdhaus den Namen Bötzow, das
    heißt den Namen jenes uralten wendischen Dorfes
    führten, den die vordringenden Deutschen bei ihrer
    Eroberung des Landes bereits vorfanden. Die Ge-
    schichte kennt also bis in die Mitte des siebzehnten
    Jahrhunderts hinein nur eine »Burg Bötzow« respek-
    tive ein »Jagdhaus zu Bötzow«; erst von den Tagen
    der Oranierin an, die hier ein » Schloß «, einen verhältnismäßig prächtigen Neubau, an alter Stelle er-
    stehen ließ, existiert ein Oranienburg .

    1779

    Burg und Jagdhaus Bötzow von
    1200 bis 1650
    Wann Burg Bötzow gegründet wurde, ist nicht genau
    ersichtlich, wahrscheinlich zwischen 1170 und 1200
    von einem der unmittelbaren Nachfolger Albrecht des
    Bären. 1217 ist urkundlich von einer Feldmark zu Bötzow die Rede, aber freilich erst 1288 von einer
    Burg zu Bötzow. Nichtsdestoweniger ist der Schluß berechtigt, daß sie schon volle hundert Jahre früher
    existierte. Öfter genannt wird die Burg zu den Zeiten
    des Markgrafen Waldemar; Leben und Farbe jedoch
    erhalten die Überlieferungen erst zu Anfang des fünf-
    zehnten Jahrhunderts während der Quitzow -Zeit.
    Versuch ich es, in kurzen Zügen ein Bild jener Epo-
    che zu geben.
    1402 war Bötzow eine markgräfliche oder kurfürstli-
    che Burg, die durch einen Burgvogt im Namen des
    Markgrafen Jobst von Mähren, oder vielleicht auch
    seines Statthalters, Günther von Schwarzburg,
    gehalten wurde. Das Elend des Landes stand damals
    auf seiner Höhe; wie ein hingeworfener Fetzen lag es
    da, von dem jeder Nachbar, ja jeder ehrgeizige Va-
    sall im Lande selbst glaubte nehmen zu dürfen, was
    ihm gut erschien. Sie hatten es samt und sonders
    leicht genug; um aber noch sicherer und bequemer
    zu gehen, vereinigten sie sich zu gemeinschaftlichen
    Angriffen, nachdem die Verteilung der Beute zuvor
    festgesetzt worden war. Im genannten Jahre (1402)

    1780
    kam es zu einer Art von nordischem Bündnis gegen
    die offen daliegende Mark, zu einer Ligue, die aus
    den Herzögen von Mecklenburg und Pommern sowie
    aus den ruppinschen Grafen bestand, deren Seele
    jedoch die Quitzows waren. Die letztern, wiewohl
    selber Lehnsträger des Markgrafen, verfolgten, politisch genommen, den richtigen und gutzuheißenden Plan, sich in dem immer herrenloser werdenden Lande schließlich selber zum Herrn zu machen, und die
    Bündnisse, die sie schlossen, dienten ihnen nur als
    Mittel zum Zweck. Die Völker dieser Ligue fielen end-
    lich in die Mark ein, sengten und plünderten, wohin
    sie kamen, erstürmten Burg Bötzow und legten an-
    stelle der märkischen nunmehr eine pommersche
    Besatzung in die Burg. Die Mark, nachdem die kur-
    fürstliche Autorität durch diese Vorgänge, besonders
    aber infolge der Gefangennahme des Statthalters
    Günther von Schwarzburg (durch die Quitzows 1404)
    einen Schlag nach dem andern erfahren

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