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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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»Bündnis mit Frankreich« und »Neuorganisa-
    tion des Generalquartiermeisterstabes« – wohl das-
    selbe, was wir jetzt Generalstab nennen.
    In den »Memoiren« heißt es wörtlich: »Ich suchte
    den General von Bischofswerder für meine Ansichten
    zu gewinnen. Es hielt schwer, diesen Mann in seinem
    Zimmer zu sprechen. Desto öfter traf ich ihn auf
    Spazierritten. Er liebte den Weg, der sich vor dem
    Nauenschen Tore, auf der sogenannten Potsdamer
    Insel, längs der Weinberge hinzieht. Da paßte ich
    ihm auf, kam wie von ungefähr um die Ecke herum

    2002
    und bat um die Erlaubnis, ihn begleiten zu dürfen.
    Das Gespräch fing gewöhnlich mit dem Lobe seines
    Pferdes an; nach und nach kamen wir auf die Mate-
    rie, die ich zur Sprache bringen wollte. Ich gebe hier
    eines dieser Gespräche, worin ich ihm, wie schon bei
    einer früheren Gelegenheit, ein Bündnis mit Frank-
    reich empfahl.
    Ich (Massenbach): ›Preußen muß sich fest mit
    Frankreich verbinden, wenn es sich nicht unter das
    russische Joch beugen soll.‹
    Bischofswerder : ›Aber bedenken Sie doch, daß der König mit der Direktorialregierung kein Freundschaftsbündnis errichten kann . Unter den Direktoren befinden sich einige, die für den Tod ihres Königs
    gestimmt haben. Mit Königsmördern kann kein König
    traktieren.‹
    Ich : ›Traktieren? Wir haben ja in Basel traktiert. Und gab der staatskluge Mazarin seinem Zögling nicht
    den Rat, den Königsmörder Cromwell seinen »lieben
    Bruder« zu nennen? Das Interesse des Staates ent-
    scheidet hier allein.‹
    Bischofswerder : ›Man hat keine Garantie. Morgen werden die »Fünf Männer« von ihren Thronen gejagt
    und nach Südamerika geschickt. Es ist eine revoluti-
    onäre Regierung.‹
    Ich : ›Die englische Regierung ist es auch. Georg III.
    ist nicht nur ein schwacher Mann, er ist weniger als
    nichts; er ist wahnsinnig... Heute negoziieren wir mit

    2003
    Pitt, morgen ist ein Bute an der Spitze der Angele-
    genheiten. Die englische Regierung gibt uns auch
    keine Sicherheit. Wir haben mit der französischen
    Regierung unterhandelt; wir haben sie anerkannt;
    wir haben ihr eine diplomatische Existenz gegeben
    und uns dadurch den Haß aller Mächte zugezogen.
    Einmal mit diesem Hasse beladen, gehe man noch
    einen Schritt weiter...‹
    Bischofswerder : ›Sie gehen zu weit, Massenbach.
    Eine solche Idee dem Könige vorzutragen, kann ich
    nicht wagen. Auch kann ich Ihrer Meinung nicht bei-
    pflichten. Allianz mit Frankreich! Das ist zu früh. Die Dinge in Frankreich haben noch keine Konsistenz.‹«

    Dies war im Frühjahr 1796.
    »Die zweite, noch weit eingehendere Unterredung«,
    so fährt Massenbach fort, »die ich mit Bischofswer-
    der um diese Zeit hatte, bezog sich auf die Neuorga-
    nisation des Generalquartiermeisterstabes. Ich bat
    um die Erlaubnis, ihm meinen Aufsatz über die Not-
    wendigkeit einer › Verbindung der Kriegs- und
    Staatskunde ‹ vorlesen zu dürfen. Dies geschah denn auch an zwei Abenden, die ich bei Bischofswerder
    unter vier Augen zubrachte. Er machte, als ich geen-
    det hatte, einige treffende Bemerkungen. Unter an-
    dern sagte er folgendes: ›Selbst angenommen, daß
    dies alles nur politisch-militärische Romane wären, so würde doch die Lektüre derselben den Prinzen des
    königlichen Hauses ungemein nützlich sein, nützli-

    2004
    cher als die Lektüre von Grandison und Lovelace. Die
    jungen Herren würden dadurch die militärische Sta-
    tistik unseres Staates und der benachbarten Staaten
    kennenlernen.‹
    Das Ende meines Aufsatzes«, so schließt Massen-
    bach, »ließ er sich zweimal vorlesen. Er lächelte. Als
    ich in ihn drang, mir dies Lächeln zu erklären, sagte
    er: ›Der Generalstab wird, wenn Ihre Idee zur Aus-
    führung kommt, eine geschlossene Gesellschaft , die einen entscheidenden Einfluß auf die Regierung des
    Staates haben wird. Ihr Generalquartiermeister greift in alle Staatsverhältnisse ein. Sein Einfluß wird grö-
    ßer als der des jetzigen Generaladjutanten. Solange
    Zastrow der vortragende Generaladjutant ist, wird
    Ihre Idee nicht ausgeführt werden. Jetzt müssen Sie
    diese Idee gar nicht zur Sprache bringen. Teilen Sie
    solche niemandem mit. Die Sache spricht sich her-
    um, und Sie haben dann große Schwierigkeiten zu
    bekämpfen... Ihren Antrag wegen der Reisen der
    Offiziere des Generalquartiermeisterstabes will ich
    gern beim Könige unterstützen.‹« (Dies geschah.)
    Massenbach, der immer Gerechtigkeit gegen Bi-
    schofswerder

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