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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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geübt und nur seine Geheimtuerei, sein
    Sich-verleugnen-Lassen und sein diplomatisch-
    undeutliches Sprechen, das er »Bauchrednerei«
    nannte, gelegentlich persifliert hatte, war nach die-
    sen Unterredungen so entzückt, daß er ihre Auf-
    zeichnung mit den Worten begleitet: »Ich gewann
    den Mann lieb; er erschien mir einsichtsvoll, und ich
    konnte mich nicht enthalten, ihn zu embrassieren.«

    2005
    Wenn nun auch einzuräumen ist, daß der immer Plä-
    ne habende Massenbach durch ein solches Eingehen
    auf seine Ideen bestochen sein mußte, so muß doch
    auch die nüchternste Kritik, die an diese Dialoge he-
    rantritt, eingestehn, daß sich überall ein Prinzip und
    doch zugleich nirgends eine prinzipielle Verranntheit,
    daß sich vielmehr Feinheit, Wohlwollen, Verständig-
    keit und selbst Offenheit darin aussprechen. Ein
    Mann, wie Bischofswerder gewöhnlich geschildert zu
    werden pflegt, hätte eher eine Fluchtreise nach Ber-
    lin oder nach Marquardt gemacht, als daß er sich
    dazu verstanden hätte, sich einen langen Aufsatz
    über die Neuorganisation des Generalstabes an zwei
    Abenden vorlesen zu lassen. In dieser einen Tatsa-
    che liegt ausgesprochen, daß er ein fleißiger, gewis-
    senhafter, geistigen Dingen sehr wohl zugeneigter
    Mann war.1)
    Wir haben diese Zitate gegeben, um unsere Ansicht
    über den gesunden Sinn Bischofswerders, über seine
    Urteilskraft und seine politische Befähigung zu unter-
    stützen; es bleibt uns noch die wichtige Frage zur
    Erwägung übrig: War er ein rosenkreuzerischer
    Charlatan? Was wir zu sagen haben, ist das Folgende: Ein Rosenkreuzer war er gewiß, ein Charlatan
    war er nicht . Er glaubte eben an diese Dinge. Daß er, wie bei Aufführung einer Shakespeareschen Tragö-
    die, mit allerhand Theaterapparat Geister zitierte,
    eine Sache, die zugegeben werden muß, scheint da-
    gegenzusprechen. Aber es scheint nur. Diese Gegen-
    sätze, so meinen wir, vertragen sich sehr wohl mit-
    einander.

    2006
    Es ist bei Beurteilung dieser Dinge durchaus nötig,
    sich in das Wesen des vorigen Jahrhunderts, inson-
    derheit des letzten Viertels, zurückzuversetzen. Die
    Welt hatte vielfach die Aufklärung satt. Man sehnte
    sich wieder nach dem Dunkel, dem Rätselhaften,
    dem Wunder. In diese Zeit fiel von Bischofswerders
    Jugend. Wenn man die Berichte über Schrepfer liest,
    so muß jeder Unbefangene den Eindruck haben: Bi-
    schofswerder glaubte daran. Selbst als Schrepfer zu
    einer höchst fragwürdigen Gestalt geworden war,
    blieb von B. unerschüttert; er unterschied Person
    und Sache. Es ist, nach allem, was wir von ihm wis-
    sen, für uns feststehend, daß er an das Hereinragen
    einer überirdischen Welt in die irdische so aufrichtig
    glaubte, wie nur jemals von irgend jemandem daran
    geglaubt worden ist. Der gelegentliche Zweifel, ja,
    was mehr sagen will, das gelegentliche Spielen mit der Sache ändert daran nichts. Wenn irgendwer,
    groß oder klein, gebildet oder ungebildet, mit umge-
    schlagenem weißen Laken den Geist spielt und auf
    dem dritten Hausboden unerwartet einem andern
    »Gespenst« begegnet, so sind wir sicher, daß ihm in
    seiner »Geistähnlichkeit« sehr bange werden wird.
    Ein solches Spiel, weitab davon, ein Beweis freigeis-
    tigen Drüberstehns zu sein, schiebt sich nur wie ein
    gewagtes Intermezzo in die allgemeine mystische
    Lebensanschauung ein.
    So war es mit Bischofswerder. Was ihn bewog, den
    Aberglauben, dem er dienstbar war, sich jezuweilen
    auch dienstbar zu machen , wird mutmaßlich unaufgeklärt bleiben; ein von Parteistreit unverwirrter Ein-
    blick in sein Leben spricht aber entschieden dafür,

    2007
    daß es nicht zu selbstischen Zwecken geschah . Und das ist der Punkt, auf den es ankommt, wo sich Ehre und Unehre scheiden. Der Umstand, daß die ganze
    Familie, weit über die letzten Jahre des vorigen Jahr-
    hunderts hinaus, in dieser Empfindungswelt beharr-
    te, ist bei Beurteilung der ganzen Frage nicht zu ü-
    bersehen und mag allerdings als ein weiterer Beweis
    dafür dienen, daß hier seit lange ein Etwas im Blute
    lag, das einer mystisch-spiritualistischen Anschauung
    günstig war.
    Wir kommen in der Folge darauf zurück und wenden
    uns zunächst einem neuen Abschnitt des Marquard-
    ter Lebens zu.

    1. Auch dies ist bestritten worden. Man gefiel
    sich darin, den König, seinen Günstling, den
    ganzen Hof als absolut unliterarisch, als tot
    gegen alles Geistige darzustellen. Sehr mit
    Unrecht. Ignaz Feßler, in seinem Buche
    »Rückblicke auf

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