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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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großen
    Schlösser zu Köpenick und Oranienburg, beides
    Schöpfungen des eben verstorbenen Fürsten, wurden
    vom Etat gestrichen; was verkaufbar war, wurde
    verkauft – konnte man sich wundern, daß, bei so
    veränderten Verhältnissen, das wenigstens seiner
    Größe und äußeren Erscheinung nach ungleich be-
    scheidenere Caputh mit auf die Liste der Proskribier-
    ten gesetzt wurde! Es sank zu einem bloßen Jagd-
    hause herab, an dem alsbald der mit holländischen
    Fliesen ausgelegte Souterrainsaal, weil sich's drin
    wie in einem Weinkeller pokulieren ließ, das Beste

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    war. Von seinem alten Bestande über der Erde blie-
    ben dem Schlosse nur der Kastellan und die Bilder,
    wahrscheinlich weil mit beiden nichts anzufangen
    war. Der Kastellan war ein alter Türke, das rettete
    ihn; die Deckengemälde aber – in den Schlössern
    waren ihrer ohnehin mehr denn zuviel, und wenn die
    Schlösser sie nicht aufnehmen konnten, wer damals in brandenburgischen Landen hätte sein Geld an die
    sinnbildliche Verherrlichung der Künste, an Minerva
    und Caliban, an Borussia und die Mohrenkönigin ge-
    setzt! Auch heute noch sind ihrer nicht viele.

    Soviel über die historischen vierzig Jahre. Wir schi-
    cken uns jetzt an, in das Schloß selbst einzutreten.
    Die doppelarmige Freitreppe, wir erwähnten ihrer
    bereits (schon Sophie Charlotte schritt über diese
    Stufen hin), ist von Efeusenkern des Hauses derart
    umrankt und eingesponnen, daß jeden Tragstein ein
    zierlich-phantastischer Rahmen von hellgrünen Blät-
    tern schmückt. Die Wirkung dieses Bildes ist sehr
    eigentümlich. Eine Treppe in Arabeskenschmuck!
    Natur nahm der Kunst den Griffel aus der Hand und
    übertraf sie.
    Die Tür des Gartensalons öffnet sich. Freundliche
    Worte begrüßen uns; wir sind willkommen.
    Von einem kleinen zeltartigen Raume aus, der un-
    mittelbar hinter der Freitreppe liegt, treten wir nun-
    mehr unseren Rundgang an. Die Zimmer führen

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    noch zum Teil die Bezeichnungen aus der kurfürstli-
    chen Zeit her: Vorgemach, Schlafzimmer, Cabinet
    des Kurfürsten , auf dem andern Flügel ebenso der Kurfürstin ; dazu Saal, Porzellankammer, Teezimmer.
    Die meisten Räume quadratisch und groß. Alle haben
    sie jene Patina, die alten Schlössern so wohl kleidet
    und angesichts welcher es gleichgültig ist, ob Raum
    und Inhalt sich in Epoche und Jahreszahlen einander
    decken. Nicht wie alt die Dinge sind, sondern ob alt überhaupt, das ist es, was die Entscheidung gibt. So auch hier. Die verblaßten oder auch verdunkelten
    Tapeten, die Gerätschaften und Nippsachen – es sind
    nicht Erinnerungsstücke genau aus jener Zeit ca-
    puthischen Glanzes, aber sie haben doch auch ihr Alter, und wir nehmen sie hin wie etwa einen gotischen Pfeiler an einem romanischen Bau. Beide ha-
    ben ihr Alter überhaupt, das genügt; und unsere
    Empfindung übersieht es gern, daß zwei Jahrhunder-
    te zwischen dem einen und dem anderen liegen.
    Die Tapeten, das Mobiliar, die hundert kleinen Ge-
    genstände häuslicher Einrichtung, sie sind weder aus
    den Tagen der strengen noch aus den Tagen der hei-
    tern Kurfürstin, die damals hier einander ablösten;
    die Hand der Zerstörung hat mitleidlos aufgeräumt
    an dieser Stelle. Aber wohin die Hand der Zerstörung
    buchstäblich nicht reichen konnte – die hohen Deckengemälde, sie sind geblieben und sprechen zu
    uns von jener Morgenzeit brandenburgischer Macht
    und brandenburgischer Kunst. Die großen Staatsbil-
    der haben wir bereits in dem kurzen historischen
    Abriß, den wir gaben, beschrieben, aber viel reizvol-
    ler sind die kleinen. Ich schwelgte im Anblick dieser

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    wonnigen Nichtigkeiten. Kaum ein Inhalt und gewiß
    keine Idee, und doch, bei so wenigem, so viel ! Ein bequemes Symbolisieren nach der Tradition; in gewissem Sinne fabrikmäßig; alles aus der Werkstatt,
    in der die Dinge einfach gemacht wurden ohne be-
    sondere Anstrengung. Aber wie gemacht! welche
    Technik, welche Sicherheit und Grazie. Wie wohltu-
    end das Ganze, wie erheiternd. Jetzt setzen die
    Künstler ihre Kraft an eine Idee und bleiben dann, neun Mal von zehn, hinter dieser und oft auch hinter sich selbst zurück. Wie anders damals. Die Maler
    konnten malen und gingen ans Werk. Kam ihnen
    nichts, nun, so war es immer noch eine hübsche Ta-
    pete; erwies sich aber die Stunde günstig, so war es
    wie ein Geschenk der Götter.
    So Großes fehlt hier; aber auch das Kleine genügt.
    Genien und wieder Genien, blonde und braune,

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