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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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einem Schinkelschen Plane ausgeführt. Es zeigt
    eine Mischung von italienischem Kastell- und engli-
    schem Tudorstil, denen beiden die gotische Grundla-
    ge gemeinsam ist. Der Bau, wie er sich unter Efeu
    und Linden darstellt, wirkt pittoresk genug, ohne daß
    er im übrigen besonders zu loben wäre. Es ist be-
    merkenswert, daß alles Gotische oder aus der Gotik

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    Hergeleitete auf unserm märkischen Boden seit Wie-
    derbelebung dieses Stils (einer Epoche, die kaum
    zwei Menschenalter zurückliegt) nicht gelingen woll-
    te. Im Beginn dieses Jahrhunderts hatten wir uns zu
    entscheiden, nach welcher Seite hin die Entwickelung
    gehen sollte; irgend eine »Renaissance« war dem herrschenden Ungeschmack gegenüber geboten, es
    konnte sich nur darum handeln, ob das Vorbild bei
    der Antike oder beim Mittelalter zu suchen sei.
    Schinkel selbst – was jetzt so oft vergessen wird –
    schwankte; der einzuschlagende Weg war ihm kei-
    neswegs von Anfang an klar. Auch er hatte eine Epo-
    che, wo das Malerische des Gewölbebaues, wo Stre-
    bepfeiler und Spitzbogenfenster ihn reizten. Hätte er
    sich damals, wie das bei den rheinischen Baumeis-
    tern der Fall war, für Gotik entschieden, so würde die bauliche Physiognomie unserer alten Provinzen, Berlins ganz zu geschweigen, überhaupt eine andere
    geworden sein. Wir würden die Gotik, nach einzelnen
    gescheiterten Versuchen, aufs neue gelernt haben,
    wie die Rheinländer und Engländer sie wieder lern-
    ten, und beim Kirchenbau (zu dem es uns an Gelegenheit nicht gefehlt haben würde) uns wieder ver-
    traut machend mit der alten Technik, den zerrisse-
    nen Faden der Tradition wieder auffindend, würden
    wir alsbald auch verstanden haben, unsern Privat bau danach zu modeln und unsere Schlösser und Landhäuser im Kastell- oder Tudorstile aufzuführen. Dies
    wurde versäumt, weil – so wollen wir, halb aus Cour-
    toisie, halb aus Überzeugung annehmen – ein Besse-
    res an die Stelle trat. Wie die Dinge liegen, wird zwar auch jetzt noch gelegentlich der Versuch gemacht,
    es mit der Gotik und ihren Dependenzien zu wagen;

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    aber diese Versuche scheitern jedesmal, wenigstens
    für das Auge dessen, der die Originale oder auch nur
    das kennt, was mit immer wachsendem Verständnis unsere westdeutschen Neugotiker danach bildeten.
    Auch das Herrenhaus zu Petzow ist ein solcher ge-
    scheiterter Versuch. Was daran anmutend wirkt, ist,
    wie schon angedeutet, das malerische Element, nicht seine Architektur. Diese, soweit man überhaupt von
    einer Architektur sprechen kann, datiert aus dem
    Anfang der zwanziger Jahre, ist also kaum fünfzig
    Jahre alt. Dies gilt auch besonders von den angebau-
    ten Flügeln. Und doch, als wir diese näher besichtig-
    ten, nahmen wir an den Fenstern des Erdgeschosses
    kunstvoll geschmiedete Eisengitter wahr, die sich
    unschwer auf die Mitte des vorigen Jahrhunderts
    zurückführen ließen. Dies verwirrte uns. Das Rätsel
    sollte sich indes in Kürze lösen. Diese Gitterfenster
    wurden nämlich in Potsdam bei einem Häuserab-
    bruch erstanden und hierher verpflanzt . Hier prangen nun die hundertfünfzigjährigen an einer erst
    fünfzigjährigen Front. Wir erzählen das lediglich zu
    dem Behuf, um zu zeigen, wie man durch Beurtei-
    lung von Einzeldingen, von denen man dann Schlüs-
    se aufs Ganze zieht, erheblich irregeleitet werden
    kann. Nichts war verzeihlicher hier als ein Rechen-
    fehler von hundert Jahren.
    Der Park ist eine Schöpfung Lennés. An einem Hü-
    gelabhang gelegen wie Sanssouci, hat er mit diesem
    den Terrassencharakter gemein. In großen Stufen
    geht es abwärts. Wenn aber Sanssouci bei all seiner
    Schönheit einfach eine große Wald terrasse mit Gar-2190
    ten und Wiesengründen bietet, so erblickt man von
    dem Hügelrücken des Petzower Parkes aus eine im-
    posante Wasser terrasse, und unser Auge, zunächst ausruhend auf dem in Mittel höhe gelegenen, erlen-umstandenen Parksee, steigt nunmehr erst auf die
    unterste Treppenstufe nieder – auf die breite Was-
    serfläche des Schwielow.
    Der Park umschloß früher auch die Kirche des Dorfes. Alt, baufällig, unschön, wie sie war, gab man sie
    auf, und auf einem weiter zurück gelegenen Hügel
    wurde 1841 eine neue Kirche aufgeführt. König
    Friedrich Wilhelm IV., das Patronat ist bei der Lan-
    desherrschaft, ordnete an, daß der Neubau im roma-
    nischen Stile erfolgen solle. Stüler entwarf die Zeich-
    nungen; die Ausführung folgte rasch. So reihte sich
    denn die Petzower

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