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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Dependenzien ist ein solider Durch-
    schnittswohlstand zu Hause. Aber man würde doch
    sehr irregehn, wenn man hier, in modernem Sinne,
    großes Vermögen, aufgespeicherte Schätze suchen
    wollte. Wer persönlich anfaßt und fleißig arbeitet,
    wird selten reich; reich wird der, der mit der Arbeit
    hundert anderer Handel treibt, sie als kluger Rechner
    sich zunutze macht. An solche Modernität ist hier
    nicht zu denken. Dazu kommen die bedeutenden
    Kosten, Lohnzahlungen und Ausfälle. Eine Tiene
    Obst, wir gaben es schon an, bringt im Durchschnitt
    fünfzehn Silbergroschen; davon kommen sofort in
    Wegfall: anderthalb Silbergroschen für Pflückerlohn
    und ebenfalls anderthalb Silbergroschen für Trans-
    port. Aber die eigentlichen Auslagen liegen schon
    weit vorher. Die Führung großer Landwirtschaften ist
    aus den mannigfachsten Gründen, aus Mangel an
    Wiesen und vielleicht nicht minder aus Mangel an
    Zeit und Kräften, auf dem Werder so gut wie unmög-
    lich; so fehlt es denn an Dung, und diese Unerläß-
    lichkeit muß aus der Nachbarschaft, meist aus Pots-
    dam, mühsam herbeigeschafft werden. Eine Fuhre
    Dung kostet sieben Taler. Dies allein bedingt die
    stärksten Abzüge. Was aber vor allem einen eigentli-
    chen Reichtum nicht aufkommen läßt, das sind die
    Ausfalljahre, wo die Anstrengungen, um noch größe-
    rem Unheile vorzubeugen, verdoppelt werden müs-
    sen und wo dennoch mit einem Defizit abgeschlossen
    wird. Die Überschüsse früherer Jahre müssen dann
    aushelfen. Derartige Ausfalljahre sind solche, wo

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    entweder starke Fröste die großen Obstplantagen
    zerstören oder wo im Frühjahr die Schwaben und
    Blatthöhler das junge Laub töten, die Ernte reduzie-
    ren und oft die Bäume dazu. So gibt es denn unter
    den Werderschen eine Anzahl wohlhabender Leute,
    aber wenig reiche. Es ist auch hier dafür gesorgt,
    daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen.

    1. Ein sehr bedeutender Teil des werderschen Obs-
    tes, namentlich aus den an der Eisenbahn gele-
    genen Obstbergen, geht nicht zu Schiff, sondern
    vermittelst Bahn nach Berlin. Auch dieser Ver-
    kehr ist außerordentlich bedeutend. Ob er in den
    Zahlen, die wir vorstehend verzeichnet haben,
    mit einbegriffen ist oder nicht, vermögen wir
    nicht mit Bestimmtheit zu sagen.
    »Die Werdersche«
    Ein Intermezzo

    All Großes, wie bekannt, wirft seinen Schatten;
    Und ehe dich, o Bayrische, wir hatten,
    Erschien, ankündigend, in braunem Schaum
    Die Werdersche. Ihr Leben war ein Traum.

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    Unter einem Geplauder, das im wesentlichen uns die
    Notizen an die Hand gab, die wir vorstehend wieder-
    erzählt, waren wir bis an eine Stelle gekommen, wo
    die große Straße nach links hin abbiegt und in ihrer
    Verlängerung auf die Brücke und demnächst auf die
    Insel führt. Genau an dem Kniepunkt erhob sich ein
    ausgedehntes Etablissement mit Betriebsgebäuden,
    hohen Schornsteinen und Kellerräumen, und der e-
    ben herüberwehende Malzduft ließ keinen Zweifel
    darüber, daß wir vor einer der großen Brauereien
    ständen, die der Stadt Werder auch nach dieser Seite hin eine Bedeutung gegeben haben. Es sind eben
    zwei Größen, die wir an dieser Stelle zu verzeichnen haben: in erster Reihe die »Werderschen«, in zweiter
    Reihe »die Werdersche«. Eine, Welt von Unterschied
    legt sich in diesen einen Buchstaben n. Wie Wasser
    und Feuer im Schoße der Erde friedlich nebeneinan-
    der wohnen, solange ihr Wohnen eben ein Neben einander ist, aber in Erdbeben und Explosionen uner-
    bittlich sich Luft machen, sobald ihr Nebeneinander
    ein Durcheinander wird, so auch hier. Den Erfahre-
    nen schaudert.
    Die Einheitlichkeit unserer Darstellung zu wahren,
    hätten wir vielleicht die Pflicht gehabt, die »Werder-
    sche« zu unterschlagen und den »Werderschen« al-
    lein das Feld und den Sieg zu lassen, aber das Wort:
    die »Werdersche«, ist einmal gefallen, und so verbie-
    tet sich ein Rückzug. Ein Bierkapitel schiebt sich ver-
    legen in das Obstkapitel ein.
    Die Zeiten liegen noch nicht weit zurück, wo die
    »Weiße« oder, um ihr Symbol zu nennen, die »Stan-

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    ge« unsere gesellschaftlichen Zustände wie ein Dy-
    nastengeschlecht beherrschte. Es war eine weitver-
    zweigte Sippe, die, in den verschiedenen Stadtteilen,
    besserer Unterscheidung halber, unter verschiedenen
    Namen sich geltend machte: die Weiße von Volpi, die
    Weiße von Clausing oder (vielleicht die stolzeste Ab-
    zweigung) einfach das Bier von Bier . Ihre Beziehungen untereinander

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