Wanderungen durch die Mark Brandenburg
Verdienste; jetzt, wo ihn
jeder hat, hat er die Produktion zwar gefördert, aber der Wohlhabenheit nur mäßig genützt.
Der Ringofen hat den alten Ziegelofen, wenige Aus-
nahmen abgerechnet, total verdrängt, und in Erwä-
gung, daß diese Kapitel nicht bloß auf dem Lande,
sondern auch von Städtern gelesen werden, die nur
allzuselten Gelegenheit haben, Einblick in solche
Dinge zu gewinnen, mag es mir gestattet sein, einen
Ringofen, seine Eigentümlichkeiten und seine Vortei-
le zu beschreiben.
Der Ringofen hat seinen Namen von seiner Form; er ist ein Rundbau. Seiner Einrichtung nach könnte man
ihn einen Kammer- oder Kapellenofen nennen; sei-
ner Haupteigenschaft nach aber ist er ein Spar ofen.
Er spart Feuerung. Wir kommen darauf zurück.
Zunächst seine Form und Einrichtung. Um beide zu
schildern, greifen wir nach einem Bilde, das vor eini-
gen Jahren, als es galt, das Pariser Ausstellungsge-
bäude anschaulich zu beschreiben, vielfach ge-
braucht wurde. Wir modifizieren es nur. Denken wir
uns also eine gewöhnliche runde Torte, aus der wir
das Mittel- oder Nußstück herausgeschnitten und
durch eine schlanke Weinflasche ersetzt haben, so
haben wir das getreue Abbild eines Ringofens. Den-
ken wir uns dazu die Torte in zwölf gleich große Stü-
cke zerschnitten, so haben wir auch die Einrichtung
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des Ofens: sein Zwölfkammersystem. Die in der Mit-
te aufragende Weinflasche ist natürlich der Schorn-
stein.
Das Verfahren ist nun folgendes. In vier oder fünf
der vorhandenen, durch Seitenöffnungen miteinan-
der verbundenen Kammern werden die getrockneten
Steine eingekarrt, in jede Kammer 12 000. Ist dies
geschehen, so wird die Gesamtheit der erwähnten
vier oder fünf Kammern durch zwei große Eisen-
schieber, der eine links, der andere rechts, von dem
Reste der Kammern abgesperrt. Nun beginnt man in
Kammer 1 ein Feuer zu machen, nährt es, indem
man von oben her durch runde Löcher ein bestimm-
tes Quantum von Brennmaterial niederschüttet3), und
hat nach vierundzwanzig Stunden die 12 000 Steine
der ersten Kammer völlig gebrannt. Aber (und darin
liegt das Sparsystem) während man in Kammer 1
eine für 12 000 Steine ausreichende Rotglut unter-
hielt, wurden die Nachbarsteine in Kammer 2 halb, in
Kammer 3 ein Drittel fertig gebrannt, und die Steine
in Kammer 4 und 5 wurden wenigstens »an-
geschmoocht«, wie der technische Ausdruck lautet.
Die Steine in Kammer 2, die nun am zweiten Tage
unter Feuer kommen, brauchen natürlich, halb fertig,
wie sie bereits sind, ein geringeres Brennmaterial,
um zur Perfektion zu kommen, und so geht es wei-
ter; wohin immer das Feuer kommt, findet es
12 000 Steine vor, die bereits drei Tage lang, und
zwar in wachsender Progression, durch eine Feuer-
behandlung gegangen sind. Der eine (vorderste)
Eisenschieber rückt jeden Tag um eine Kammer wei-
ter, der andere Eisenschieber, vom entgegengesetz-
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ten Hügel her, folgt und gibt dadurch die Kammer frei, in der am Tage zuvor gebrannt wurde. So vollzieht sich ein Kreislauf. In die leeren Kammern, be-
vor der Schieber sie in den Feuerrayon hineinzwingt,
wird ein gekarrt, aus den im Feuer gewesenen, vom Schieber freigegebenen Kammern wird aus gekarrt.
Der Prozeß, solange die Brenncampagne dauert, ist
ohne Ende; das Feuer rückt von Kammer zu Kam-
mer, bis es herum ist, und beginnt dann seinen
Kreislauf von neuem. Der Vorteil liegt auf der Hand.
Er steigt aber insonderheit auch noch dadurch, daß
der Ringofen in seinen Feueransprüchen nicht wähle-
risch ist. Er frißt alles. Jedes Material dient ihm:
Holz, Torf, Braunkohle, alles hat einen gleichen oder
doch einen verwandten Wert, und das billigste Mate-
rial behauptet sich neben dem teuersten. Die Ziegel-
brennerei ist dadurch in eine ganz neue Phase getre-
ten, zum Vorteil der Bauunternehmer, die seitdem
die Steine für den halben Preis erstehen, aber wenig
zum Vorteil der alten Ziegelbrennerfirmen, die, ehe
die Dinge diese modern-industrielle Behandlung und
Ausnutzung erfuhren, sich besserstanden. Wobei
übrigens auch noch bemerkt sein mag, daß die bes-
ten Steine, beispielsweise die Rathenower und Birkenwerderschen, nach wie vor in den Ziegelöfen al-
ter Konstruktion gebrannt werden. Der Ringofen hat keine andern Vorzüge, als daß er ein Sparofen ist.
Solcher Ringöfen hat Glindow selbst , wie wir schon hervorgehoben, etwa neun, der Distrikt Glindow aber, mit seinem Innen- und
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