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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

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Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Fülle pikanter Anekdoten und Ondits Veranlas-
    sung gab, an denen das preußische Hofleben jener
    Zeit so reich war. Zu untersuchen, wieviel Wahrheit
    oder überhaupt ob irgendwelche Wahrheit diesen
    anekdotischen Überlieferungen zugrunde liegt, liegt
    jenseits unserer Aufgabe; wir begnügen uns damit,
    das zu konstatieren, worüber Freunde und Feinde
    des Grafen, wenn er Feinde hatte, zu jeder Zeit einig
    waren: seine Gelehrsamkeit und seine weltmänni-
    sche Bildung, seine militärischen Kenntnisse und
    seine Tapferkeit. Als der Krieg mit Frankreich mehr
    und mehr unvermeidlich zu werden drohte, gehörte
    er zu denen, denen Armee und Volk das meiste Ver-
    trauen entgegentrugen. Beim Ausbruch der Feindse-
    ligkeiten führte er als Generallieutenant seine Divisi-
    on nach Thüringen und trat unter den Oberbefehl des
    Herzogs von Braunschweig. Beide teilten wenige Ta-
    ge später dasselbe Schicksal.
    Bei unserem heutigen Besuch in Schloß Köpenick
    indes lernen wir den Grafen Schmettau weder als

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    Kavalier und Weltmann noch als Soldat und Heerfüh-
    rer kennen; sinnig, ein heitrer Philosoph, ein Freund
    der Wissenschaften und aller Künste des Friedens, so
    tritt er an uns heran. Nur zwei kurze Jahre waren
    ihm an dieser Stelle gegönnt, aber sie genügten ihm,
    um überall eine Spur seines Wirkens zurückzulassen.
    Wir übergehen Urnen und Inschriften, wie sie sich in
    den schattigen Gängen des Parkes vorfinden, und
    treten im ersten Stock des Schlosses in ein nach
    Südosten hin gelegenes Eckzimmer, dessen eines
    Fenster auf den Park, das andere auf die Wendische
    Spree herniederblickt. Es ist nicht leicht möglich,
    beim Durchstöbern alter Schlösser einem überra-
    schenderen Anblick zu begegnen. Der ganze Raum
    ist zeltartig mit einem weißen und gelben Gazestoff
    ausgeschlagen, und zwar so, daß die Deckendrapie-
    rung den Plafond in zwei gleiche Hälften teilt. An je-
    der der beiden Stellen nun, wo die Gaze zu einer Art
    Betthimmel zusammengefaltet ist, befindet sich ein
    Deckengemälde allegorischen Inhalts. Auf dem ers-
    ten, mehr dem Fenster zu gelegenen, bringt Merkur
    der Minerva eine Pergamentrolle, auf der der Name
    Roßbach steht; Minerva ihrerseits hält einen Lorbeerkranz in der Rechten, bereit, ihn gegen die Sie-
    gesbotschaft auszutauschen. Das zweite Bild, un-
    gleich besser in Komposition und Farbe, stellt eine
    Apotheose des großen Königs dar. Auf einer Felsen-
    burg zur Linken stehen Krieger und blicken einer
    Anzahl davoneilender Genien nach, die das goldum-
    rahmte Bildnis Friedrichs in ihrer Mitte tragen und
    mit dieser ihrer Last dem Tempel des Ruhmes zu-
    schweben. Zur Rechten ragt der Tempel selber auf,
    auf dessen oberster Stufe die hohe Göttin steht und

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    sich anschickt, das Bildnis des Königs mit ihrem
    Sternendiadem zu krönen. Von Mobiliar keine Spur in
    diesem Raume, der seit Anno 6 überhaupt unbe-
    wohnt geblieben ist und dessen Durcheinander von
    Spinnweb und Gaze, von Farbenglanz und blinden
    Fensterscheiben, von Ruhmesverherrlichung und
    Staub eine Wirkung macht, der sich wenige Besucher
    werden entziehen können. Alles Mobiliar, so sagt ich,
    fehlt, aber ein eigentümlicher Zimmerschmuck ist
    dennoch diesen Mull- und Gazewänden geblieben.
    Die ganze hintere Hälfte des Zimmers ist mit großen Schlachtplänen dekoriert, die wohl ziemlich unzweifelhaft von der Hand des Grafen selbst herrühren.
    Derselbe gesellte nämlich zu seinen übrigen Gaben
    auch das Talent eines ausgezeichneten Topographen
    und Kartenzeichners, und die berühmte Generalkarte
    des preußischen Staats, die bis diesen Augenblick in
    dem Kartensaale des Kriegsministeriums aufbewahrt
    wird, bewahrt gleichzeitig den Namen Schmettaus in
    ehrendem Andenken. Die Aufschrift dieser General-
    karte, die auch schlechtweg die Schmettausche Karte heißt, lautet wie folgt: » Tableau aller durch den kö-
    niglich preußischen Obersten Grafen von Schmettau
    von 1767 bis 1787 aufgenommenen und zusammen-
    getragenen Länder«. Dieselbe geschickte Hand, die
    dieses berühmte »Tableau« zusammentrug, hat sehr
    wahrscheinlich auch die sieben Schlachtpläne ge-
    zeichnet, denen wir in diesem abgelegensten und
    ungekanntesten Zimmer des Köpenicker Schlosses
    begegnen. Nur die Sieges schlachten des großen Kö-
    nigs haben hier Aufnahme gefunden, und die In-
    schriften der verschiedenen Blätter lauten wie folgt:
    »Bataille und Belagerung von Prag«; »Schlacht bei

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    Roßbach«; »Bataille bei

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