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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Lobositz«; »Schlacht bei
    Zorndorf«; »Schlacht bei Liegnitz«; »Schlacht bei
    Torgau« und »Schlacht bei Leuthen«. Die einzelnen
    Tableaux sind von verschiedener Größe, namentlich
    die Bataille und Belagerung von Prag sehr ausgeführt
    und größer als die übrigen, aber alle verraten diesel-
    be Meisterhand und tragen sämtlich statt der übli-
    chen Holzeinfassung einen künstlichen Lorbeerkranz
    als Umrahmung.
    Es drängt sich dem Besucher Schloß Köpenicks die
    Frage auf: Was war die Bedeutung dieses Zimmers?
    Die Antwort ist nicht schwer. Es war die Stätte eines
    loyalen Kultus, ein Andachtsplatz, an den sich in Zeitläuften, die jeden anderen Stempel eher als den
    des großen Königs trugen, die schwärmerische Ver-
    ehrung für den Hingeschiedenen zurückzog, um einer
    großen Zeit zu gedenken, die nicht mehr war .
    In diesem Zimmer war es auch wohl, daß Graf
    Schmettau die letzten Augenblicke zubrachte, bevor
    ihn das Jahr 1806 aus der Stille von Schloß Köpenick
    wieder in den Lärm des Krieges rief. Und was er an
    dieser Stelle gelobt hatte, das hielt er. Am Un-
    glückstage von Auerstedt, unglücklich nicht durch
    seine Schuld, erstürmte er, an der Spitze seiner Bataillone, die Höhen von Hassenhausen, die der Feind
    unterm Schutz eines herbstlichen Morgennebels
    schon vor ihm besetzt hatte. Zweimal nahm er sie,
    und zweimal war er gezwungen, sie wieder auf-
    zugeben. Als er sich zum dritten Angriff anschickte,
    um den entscheidenden Stoß zu tun und die mehr
    und mehr in Unordnung geratenden Franzosen in das

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    Saaletal hinabzudrängen, traf ihn eine Kartätschen-
    kugel und warf ihn tödlich verwundet vom Pferde.
    Vier Tage nach der Schlacht verschied er, am
    18. Oktober 1806. So starb Friedrich Wilhelm Karl
    Graf von Schmettau, nicht an Glück, aber an jegli-
    chen Gaben des Herzens und Verstandes jenen
    Schmettaus gleich, die unter Eugen und Marlborough
    zuerst die Schlachtfelder Europas betraten und unter
    dem großen Könige, siegreich kämpfend, den Ruhm
    ihrer Familie begründet hatten.

    Schloß Köpenick war wieder verwaist. Die Krone
    kaufte den Besitz zurück, aber Zimmer und Treppen
    blieben öde. Das Laub an Ulmen und Ahornplatanen
    kam und ging, ohne daß die Gänge des Parks ein
    anderes Leben gesehen hätten als die laute Heiter-
    keit der Köpenicker Schuljugend, die hier ein präch-
    tiges, von Gestrüpp durchwachsenes Terrain fand für
    »Hirsch und Jäger« und »Wanderer und Stadtsol-
    dat«.
    Jahrzehnte vergingen so. Da zog wieder Leben ein in
    Schloß Köpenick, aber welch ein Leben! Die Fenster,
    die nach dem Wasser hinaus lagen, wurden mit Holz
    bekleidet, und nur ein schmaler Streifen blieb offen,
    der dem Lichtstrahl von oben her einen Eingang ges-
    tattete. Geschlossene Wagen rollten über die Brücke,
    alles war in Dunkel und Geheimnis gehüllt; es ging
    »ein finstrer Geist durch dieses Haus«. Die hohen
    Schwarzpappeln, die alten Wächter am Portal, stan-
    den unheimlicher da denn je zuvor, und drinnen und

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    draußen war kein Spielen und Lachen mehr. Hunder-
    te saßen hinter den Gitterfenstern, die doch keine
    Fenster mehr waren, und nichts unterbrach die finst-
    re Stille des Orts; wie das Licht, so schien auch der
    Klang von seinen Mauern ausgeschlossen. Eine trübe
    Zeit. Übermut hatte gefehlt, und Mangel an Mut hat-
    te zu Gericht gesessen; waghalsige Schwärmerei,
    mißleitete Begeisterung büßten hart für den eitlen
    Irrtum einer Stunde.1)
    Und wieder andre Zeiten kamen. Wie einen schweren
    Traum schüttelte Schloß Köpenick seine jüngste Ver-
    gangenheit ab. Die Fenster blitzten wieder, wenn die
    Morgensonne darauffiel, und auf dem Platze, der
    zwischen Schloß und Schloßkapelle liegt, entstand
    ein Garten. Blumen blühten wieder , und eine heitere Jugend hielt ihren Einzug. Eine heitere, denn sie kam
    nicht, um für Eitelkeit und Übermut über Gebühr zu
    büßen, sie kam, um in Demut und Bescheidenheit zu
    lernen. Und diese Jugend weilt noch darin. Allabend-
    lich um die Dämmerstunde, wenn die Orgel zu Ge-
    sang und Andacht ruft und Lehrer und Schüler sich
    im alten Wappensaale des Schlosses versammeln, ist
    es wohl, als ging' es wieder um und als husch es in
    den Korridoren auf und nieder, aber die leisen Kla-
    geworte des Kurprinzen, der hier Schutz und Zu-
    flucht suchte, das Kriegsgerichtsurteil, das hier ge-
    sprochen wurde, die Seufzer derer, die hier nach
    Licht und Freiheit rangen – alles verklingt doch als
    überwundene

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