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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Dame, die demselben vorstand, war eine Prinzessin von Schwedt, ge-
    hörte mithin einem Frauenzirkel an, von dem man
    sagen konnte, daß er der Natur noch um einen
    Schritt näher stand, als Frauen ihr gewöhnlich zu
    stehen pflegen. Ihren Bildern und Büsten in alten
    Galerien (am besten in der Schwedter selbst) zu be-
    gegnen ist eine wahre Herzensfreude. Welche Fülle
    von Leben, welche Gesundheit in Formen und Far-
    ben! Ihre Ehen waren nicht immer normal, nicht im-
    mer das, was Ehen sein sollen, aber es waren gute
    Frauen, und – die Männer waren glücklich.
    Überraschend zu sagen, die Hauptfestlichkeiten in
    Friedrichsfelde waren Taufen! Namentlich um jene
    Zeit herum, wo die gesamte hohenzollernsche Des-
    zendenz auf zwei Augen stand. Am
    11. November 1771 wurd im Friedrichsfelder Schloß
    ein Prinz geboren, bei der damaligen Sachlage
    durchaus ein »Ereignis«. Der Prinz erhielt die Namen

    2459
    Friedrich Christian Heinrich Ludwig. Der König, die Königin, Prinz Heinrich wohnten der Tauffeierlichkeit
    bei; von auswärtigen Mitgliedern der Familie war die
    verwitwete Königin von Schweden, Luise Ulrike, ge-
    laden. Im Kirchenbuche finden sich von der Hand des
    Pastors Lindenberg1), der die Taufe vollzog, folgende
    Bemerkungen eingetragen:
    »Diese glückliche Entbindung war um so viel freudi-
    ger, weil der teuerste Vater seit einigen Wochen an
    einer sehr gefährlichen Krankheit darniederlag, so
    daß man verschiedene Tage sein Ableben befürchte-
    te; Umstände, welche bei der nahen Entbindung die
    geliebte Gemahlin äußerst geängstigt und elend ge-
    macht hatten, so daß man wegen ihres Lebens be-
    sorget war.... Es war auch, bei der äußersten Gefahr
    des Prinzen, von seiner fürstlichen Gemahlin, und
    zwar vor ihrer Entbindung, dem Prediger aufgetragen
    worden, eine Betstunde in dero Zimmer zu halten,
    welches denn auch in aller Stille, in Gegenwart der
    Prinzessin, der Prinzessin Philippine und zween Da-
    mes geschah. Es war rührend, dabei so viel Andacht
    und Wehmut an so hohen Personen wahrzunehmen.«
    Über die anderweiten Aufzeichnungen des Kirchen-
    buches gehen wir schneller hinfort, trotzdem diesel-
    ben an zwei Namen anknüpfen, die es in der Ge-
    schichte Preußens, in Glück und Unglück, zu hohem
    Ansehen gebracht haben. Am 18. November 1772
    wurde Prinz Louis Ferdinand, der »Saalfelder«, am
    19. September 1779 Prinz August, der Reorganisator
    der preußischen Artillerie, geboren.

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    Sechs Jahre später verließ der Ferdinandsche Hof
    Friedrichsfelde. Es scheint nicht, daß er, trotz langen Aufenthalts daselbst, in der Einrichtung des Schlosses Erhebliches zu ändern vorfand. Am 21. Juni 1785
    wurden Schloß und Park an den Herzog von Kurland
    verkauft.

    1. Dieser Pastor Lindenberg starb 1774 an den
    Folgen eines Schrecks, den ihm eine Spuker-
    scheinung verursacht hatte. Als er nämlich, kurz
    vor seinem Tode, von einem Besuch im Schloß
    in seine Pfarre zurück wollte, sah er eine weibli-
    che Gestalt, die vor ihm herging und auf sein
    Anrufen keine Antwort gab. Als sie bis dicht
    vor der Kirche waren, wies sie mit der Hand auf
    eine Stelle neben einem Eckpfeiler und ver-
    schwand dann. Der Pastor kam in äußerster Er-
    regung in seiner Wohnung an, erzählte, was er
    gesehen, und starb den dritten Tag danach. Er
    wurde neben dem Eckpfeiler an ebender Stelle
    begraben, auf die die Gestalt gezeigt hatte.
    Friedrichsfelde von 1785 bis 1799
    Herzogin Dorothea von Kurland
    Am 21. Juni 1785 wurden Schloß und Park von Fried-
    richsfelde für den Herzog von Kurland gekauft; er

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    selbst befand sich um diese Zeit noch in Italien, wo-
    hin er das Jahr zuvor eine Reise angetreten hatte.
    Im Herbst 1785 aber traf er in Begleitung seiner
    Gemahlin, der vielgefeierten Herzogin Dorothea, ge-
    bornen Reichsgräfin von Medem, wieder in Berlin ein
    und bezog auch Friedrichsfelde. Daran reihte sich
    1786 ein zweiter, 1791 und 1793 ein dritter und
    vierter Aufenthalt, von denen jedoch nur der letztere
    durch eine längere Zeit hin dauerte. Fast ein Jahr.
    Die anderen Anwesenheiten waren bloße Besuche
    und zählten nur nach Wochen.
    Wir betonen dies, weil man mannigfach der Ansicht
    begegnet, Friedrichsfelde sei während seiner »kur-
    ländischen Epoche« abermals eine Stätte der Kunst,
    ein Sammelplatz schöngeistigen Lebens geworden,
    etwa wie zur Zeit des Markgrafen Karl. Um das zu
    werden, dazu fehlte jedoch 1785, 86 und 91 die Zeit und von 1793 bis 1794 die Stimmung .
    Ein Blick

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