Wanderungen durch die Mark Brandenburg
1717 in Friedrichsfelde abgehalten wurde.
Der Markgraf ließ sich die Verschönerung seines Be-
sitzes angelegen sein. Schon 1719 wurde durch
Böhme ein neues Schloß anstelle des alten aufge-
führt, dessen Grundmauern, trotz vielfacher sonsti-
ger Veränderungen, seitdem dieselben geblieben
sind. Er legte auch die sogenannte »Prinzenallee«
an, die, von einer bestimmten Stelle der Friedrichs-
felder Chaussee1) abzweigend, auf einem näheren
Wege bis unmittelbar vor das Schloß führt.
Markgraf Albrecht scheint mit Vorliebe in Friedrichs-
felde residiert zu haben; vielleicht auch war es sein
einziger Besitz. Nur die Hoffeste und die Inspektio-
nen riefen ihn ab. Die Kriegsepoche lag vor 1717.
Während des Spanischen Erbfolgekrieges hatte er
sich nicht nur ausgezeichnet, sondern auch dem Kö-
nige, seinem Neffen, ein neues Infanterieregiment
errichtet, das – der Markgraf war damals schon Her-
renmeister – auf seinen Fahnen und Trommeln das
Johanniterkreuz trug. Ob dies Regiment Markgraf
Albrecht diese Abzeichen beibehielt, als es später zu
Soldin und Königsberg in der Neumark garnisonierte,
hab ich nicht in Erfahrung bringen können.
Markgraf Albrecht starb am 21. Juni 1731 zu Fried-
richsfelde. Er war seines edlen Charakters halber in
der Hauptstadt sehr geliebt, und so weckte sein Hin-
scheiden allgemeine Teilnahme. Am 25. Juni erschien
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der ganze Hof im Trauerhause, von dem aus tags
darauf die markgräfliche Leiche durch sechzig Mann
vom Regiment Gensdarmes nach Berlin übergeführt
wurde. Da die Vermögensverhältnisse des Verstor-
benen nicht glänzend waren und der König sich wei-
gerte, die Kosten zu einem standesgemäßen Lei-
chenbegängnisse herzugeben, so wurde der Sarg in
dem alten, 1749 abgebrochenen Dom ohne jedes
Gepränge still beigesetzt.
In Beckmanns Geschichte des Johanniterordens,
Frankfurt a. O. 1726, findet sich als Titelkupfer ein
Bild des Markgrafen. Es macht einen guten Eindruck.
Er sieht stattlich, wohlwollend aus, aber nicht klug;
ein des Geistigen entkleidetes Großes-Kurfürsten-
Gesicht. (Der Große Kurfürst war sein Vater.)
1. Diese »Prinzenallee« ist nicht mit der großen
gradlinigen Allee zu verwechseln, die als
Hauptverkehrsstraße von Berlin nach Fried-
richsfelde führt. Diese letztere ist erheblich äl-
ter und soll als eine Pön, die dem Schlächter-
gewerk auferlegt wurde, von diesem gebaut
und bepflanzt worden sein. Die Veranlassung
ist nicht bekannt. Die Allee bestand ursprüng-
lich aus sechs Reihen Lindenbäume. Bei Anle-
gung der Chaussee, vor etwa siebzig Jahren,
wurde der Mittelweg verbreitert , und die
betreffenden zwei Reihen Linden fielen und
wurden durch Pappeln ersetzt.
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Friedrichsfelde von 1731 bis 1762
Markgraf Karl
Markgraf Albrecht hinterließ drei Söhne, von denen
der älteste, Markgraf Karl, sukzedierte. Er erbte
Friedrichsfelde, erhielt das Regiment des Vaters,
nunmehr Regiment Markgraf Karl, und wurde seitens
des Johanniterordens zum Herrenmeister erwählt.
Die beiden jüngeren Brüder fielen in den Kämpfen
der Schlesischen Kriege, der eine 1741 bei Mollwitz,
der andere 1744 vor Prag.
Markgraf Karl lebte viel in Friedrichsfelde und be-
gann, das 1719 durch Böhme aufgeführte Schloß,
namentlich in seinem Innern, auszubauen und zu
schmücken. Dies geschah zumeist 1735. Die Stuck-
arbeiten in den Zimmern des ersten Stocks datieren
aus dieser Zeit; sie sind, insonderheit die Wandre-
liefs und Friese, von bemerkenswerter Schönheit und
zeigen, wie glänzend die Schule war, die Schlüter
herangebildet hatte. Auch mit Bildern begannen die
Räume sich zu füllen und wurden mehr und mehr zu
einer berühmten Kollektion. Diese führte den Na-
men: Galerie des Markgrafen Karl. Er sammelte mit
Neigung und Verständnis, aber ebensosehr aus gu-
tem Herzen. Daher war nicht alles ersten Ranges.
Einen Teil seiner Bilder mocht er nicht in Friedrichsfelde, sondern im Johanniterordenspalais haben, das,
in den letzten Regierungsjahren Friedrich Wil-
helms I., nur aus Rücksicht gegen diesen und gewiß 2455
ganz gegen die Wünsche des Ordens, am Wil-
helmsplatz errichtet worden war. Es war, wie so viele
Bauten damals, ein völliger Zwangsbau . Der Generalmajor von Truchseß hatte die Herstellung eines
ansehnlichen Hauses begonnen, an dessen Vollen-
dung ihn der Tod hinderte. Da befahl der König dem
Herrenmeister, Markgraf Karl, die Fertigstellung des
Baus aus
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