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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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ich, aber
    durch meinen langen Aufenthalt in Paris mit den
    Franzosen identifiziert.‹ – ›Nun wohl, dann kann ich
    Ihnen nur erwidern, daß Sie einen Krieg mit uns
    nicht herbeiwünschen sollten; denn Sie werden, wie
    die Österreicher, zermalmt werden.‹ – ›Das glaube
    ich nun freilich nicht. Sollten wir aber geschlagen

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    werden, so würden wir‹ (setzte er lachend hinzu)
    ›unsern Napoleon wenigstens loswerden.‹
    Und hier lasse ich«, so fährt Gentz in seinen Auf-
    zeichnungen fort, »gleich noch einen zweiten anek-
    dotischen Zug folgen, der angetan ist, den Chauvi-
    nismus der Franzosen und das Hochmaß ihrer ge-
    kränkten Eitelkeit in voller Beleuchtung zu zeigen.
    Ich hatte Léon Bonnat, der gegenwärtig als größter
    Portraitmaler der Franzosen gilt, schon 1846 in Mad-
    rid bei seinen Eltern kennengelernt. Er war damals
    erst vierzehnjährig, und ich zeichnete sein Portrait.
    Später, als er seine Studien in Italien vollendet und
    besonders, wie er mir sagte, die deutschen Künstler
    dort schätzengelernt hatte, traf ich ihn bei Robert-
    Fleury wieder. Ebenso (1878) auf der Pariser Welt-
    ausstellung, auf der ich Kommissar für Deutschland
    war. Ich führte ihn in unsere Abteilung, wo er sich
    besonders begeistert über Lenbachs Döllinger-
    Portrait aussprach. Auch Menzels und von Gebhardts
    Bilder wurden von ihm bewundert. Er riet mir aber
    ab, meinen Sohn nach Paris zum Studium zu schi-
    cken, weil er zwar väterlich für ihn sorgen wolle, lei-
    der aber nicht die Macht habe, ihn vor etwaigen In-
    sulten von seiten seiner Mitschüler zu schützen.
    Das war 1878. Ich bin auch später noch zum Besuch
    der Jahresausstellungen nach Paris gereist und war
    immer enthusiasmiert von dem, was ich sah. Heute
    haben sich ganz andere Richtungen geltend gemacht
    als zu meiner Zeit. Wie in der Literatur die Zolas, so
    haben auch die Maler das Bedürfnis gefühlt, ›qu'on

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    descende dans la rue‹, wie sie sich ausdrücken. Ich
    muß bekennen, daß viel Wahres darin liegt; man
    darf nur nicht behaupten, daß das alleinige Gebiet
    der Kunst ›auf der Straße zu finden sei‹.«
    Hiermit schließen W. Gentz' auf Paris und das Pariser
    Kunstleben Bezug habende Betrachtungen ab; was
    sich sonst noch in seinen Aufzeichnungen findet, be-
    rührt andere Punkte.

    Wilhelm Gentz war nun also wieder daheim und
    scheint, ehe er sich durch Hauskauf völlig seßhaft
    machte, seinen Aufenthalt zwischen Berlin und seiner
    Vaterstadt Ruppin geteilt zu haben. Das war von
    1857 bis 1861. In Ruppin, an das ihn ein ausgespro-
    chener Familiensinn und im besondern die herzlichs-
    te Liebe zu dem klugen und eigenartigen Vater ket-
    tete, war er mannigfach mit Ausschmückung all der
    Bauten beschäftigt, die sein Bruder Alexander da-
    mals in Stadt und Umgegend entstehen ließ. Einiges
    davon (so zum Beispiel die Wandbilder in der Gentz-
    schen Stadtwohnung) hat mir immer besonders gut
    gefallen. In Berlin, das selbstverständlich sein
    Hauptquartier blieb, bewohnte er vorläufig mietswei-
    se das in der Feilnerstraße gelegene »Feilnersche
    Haus«.
    Von 1861 ab stabilisierte sich sein Leben immer
    mehr. In ebendiesem Jahre verheiratete er sich mit
    Fräulein Ida von Damitz, Tochter des Kreisbaumeis-
    ters von Damitz, aus welcher Ehe ihm in den zwei

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    folgenden Jahren, 1862 und 1863, ein Sohn Ismael
    und eine Tochter Mirjam geboren wurden. Ismael,
    auf den sich das malerische Talent des Vaters ver-
    erbt hatte, zeigte schon früh eine hervorragende
    Begabung für das Charakteristische in der Kunst,
    und mehrere gute Portraits, darunter eine Serie be-
    kannter Berliner Persönlichkeiten: Werner Siemens,
    Lothar Bucher, Minister Friedberg, Du Bois-Reymond,
    Frau von Großheim, Fanny Lewald, Paul Meyerheim,
    Max Klinger, Amberg, Max Klein, Saltzmann, Gehei-
    mer Rat von Bergmann, Geheimer Rat Dr. Tobold,
    Bleibtreu, Albert Hertel, Gussow, Rangabé,
    Reichstagsmitglied von Benda, Professor Vogel
    u. a. m., rühren von ihm her. Mirjam verheiratete
    sich 1883 oder 1884 mit dem Rittergutsbesitzer von
    Lambrecht-Benda auf Breitenfelde, Sohn des
    Reichstagsmitgliedes von Benda auf Rudow bei Ber-
    lin. Vom Bildhauer Klein existiert eine hervorragend
    gelungene Büste von ihr.
    Im Jahre seiner Verheiratung (1861) kaufte
    W. Gentz auch das bis dahin nur mietsweise von ihm
    bewohnte, noch aus der Schinkel-Zeit herrührende
    »Feilnersche Haus«, das damals noch vieles aus den
    Tagen seines alten Glanzes enthielt, darunter,

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