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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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oder
    Mittagszeit auf und ab zu schreiten. Aber ein solcher
    Park ist nicht der , in den wir eben eingetreten sind.

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    Nicht Kaskaden und Fontainen sind hier zu Haus,
    kein Bach rieselt und plätschert über Steine hinweg,
    als liefen spielende Kinder durch den Garten, ein
    stiller und breiter Graben nur durchschneidet ihn und
    dehnt sich aus, als wär es ein Teich. Die Buche hängt
    ihr Gezweige tief in das Wasser nieder, und die Tan-
    ne streut ihre Schuppenäpfel über die Kiesgänge hin.
    Alles Bunte fehlt. Die Rüsternalleen, die sich wie Kir-
    chenschiffe wölben, erscheinen nicht wie Weg und
    Steg in die freie Natur hinaus, sondern wie Gitter
    und Spaliere gegen dieselbe. Dieser Park hat zu lachen verlernt. Wenn das Sonnenlicht auf ihn fällt und
    ihn erheitern will, ist es wie eine Witwe, die man mit
    Bändern und Blumen schmückt.
    Es war neun, als wir aus dem Park in das Wirtshaus
    zurückkehrten und uns an den gedeckten Tisch setz-
    ten, der unsrer schon wartete. Bald danach erschien
    auch die Magd, um unser Nachtlager herzurichten.
    Ein paar nach oben gekehrte Stühle gaben die
    Schrägung, eine Schütte Stroh ward ausgebreitet,
    und zwei große rote Deckbetten, deren jedes mich
    an eine dicke, wulstige Päonie gemahnte, vollende-
    ten den Hoch- und Tiefbau, darin wir eine halbe
    Stunde später versanken.
    Müdigkeit sorgte für Schlaf, und statt unsrer Träume
    sei hier die Geschichte Buchs und seiner vier alten
    Familien: der Röbel, Pöllnitz, Viereck und Voß, er-
    zählt.
    Zunächst ein Wort über die Röbels.

    2498

    Die Röbels
    Die Röbels kamen etwa gleichzeitig mit den Aska-
    niern in die Mark und gehörten einem Geschlecht an,
    das sehr wahrscheinlich von der am Müritz-See gele-
    genen Stadt Röbel (im Mecklenburgischen) seinen
    Namen führte. Schon im Landbuche von 1375 ge-
    nannt, waren sie später im Norden und Nordosten
    von Berlin ansehnlich begütert und besaßen allda die
    samt und sonders im jetzigen niederbarnimschen
    Kreise gelegenen Ortschaften: Schönfließ und
    Schöneiche, Birkholz und Blankenburg, Wartenberg,
    Hohenschönhausen und Buch.
    In teilweisem Besitze dieses letztren finden wir sie
    schon vor Beginn der hohenzollerschen Zeit, aber
    erst um 1541 kam das ganze Dorf Buch in ihre Hän-de.
    Das war unter Hans von Röbel. Derselbe war kur-
    brandenburgischer Rat und gehörte mit zu den eif-
    rigsten Anhängern und Beförderern der Reformation.
    Ebendesselben Geistes waren seine zwei Söhne Joa-
    chim und Zacharias von Röbel, von denen der erste-
    re, der mit einer Hedwig von Krummensee vermählte
    Joachim, die freundschaftlichsten Beziehungen zu
    Philipp Melanchthon unterhielt. Diese Beziehungen
    waren der Art, daß der Reformator (und zwar allem
    Anscheine nach wiederholentlich) auf Besuch nach

    2499
    Buch kam und zwei Kinder Joachims von R. über die
    Taufe hielt. Er machte bei dieser Gelegenheit der
    Kirche zu Buch ein aus den Werken Luthers beste-
    hendes Geschenk, zehn Bände, in deren zehnten
    Band er einen Paulinischen Spruch aus dem Brief an
    die Kolosser: »Lasset das Wort Christi unter euch
    reichlich wohnen in aller Weisheit, lehret und ver-
    mahnet euch selbst mit Psalmen und Lobgesängen
    und geistlichen lieblichen Liedern, und singet dem
    Herrn in eurem Herzen«, eigenhändig eingetragen
    hat. Darunter die Jahreszahl 1559. Dieses Geschenk
    ist bis diesen Tag das Wertstück und die Zierde des
    Bucher Kirchenarchivs.1)
    Joachim von Röbel war aber auch ein Kriegsheld und
    bracht es zu den höchsten militärischen Ehren in
    brandenburgischen, sächsischen und zuletzt auch in
    kaiserlichen Diensten. Er zeichnete sich namentlich
    in der blutigen Schlacht bei Sievershausen aus, in
    der Moritz von Sachsen fiel. Im Jahre 1572 besuchte
    er, als kaiserlicher Feldmarschall, seinen Bruder Za-
    charias von Röbel, der damals in der Festung Span-
    dau kommandierte. Bei dieser Anwesenheit ver-
    schied er im siebenundfünfzigsten Jahre seines Alters
    und ward in der Spandauer Nikolaikirche beigesetzt.
    Drei Jahre später, 1575, starb auch sein Bruder. Ein
    beiden errichtetes Denkmal bewahrt ihre Namen in
    obengenannter Kirche. Beide sind gleich gewaffnet,
    in Plattenrüstung mit Schwert und Morgenstern. Da-
    zu folgende, die Kriegstaten Joachims von Röbel ver-
    herrlichenden Reime:
    Der edel und viel kühne Held

    2500
    Joachim von Röbel, ich dir meld,
    Von Jugend auf mit gutem Rat
    Gar manche Schlacht besuchet hat.
    In Holstein, Fünen, Kopenhagen,
    In Ungarn,

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