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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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»hohen Vorzügen des Landlebens«
    schwärmen zu können, und eines seiner humoristi-
    schen Gedichte, nachdem er diese Zudringlichen zu-
    vor beschrieben, schließt denn auch mit dem Anruf
    an Fortuna:
    Send, o Göttin, naht ein solcher Schwall,
    Uns zum Schutze Regen her in Bächen!
    Türm ein Wetter auf mit Blitz und Knall,
    Oder laß ein Wagenrad zerbrechen.
    Es erinnert dies an ähnliche Niedlichkeiten Mörikes,
    dessen Humor freilich um vieles mächtiger war.

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    Unter den klassischen Dichtern war ihm, neben Ho-
    mer, Virgil der liebste; seine »Bucolica« standen ihm
    außerordentlich hoch und mögen sein eigenes Dich-
    ten beeinflußt haben. Als der größte Dichter aller
    Zeiten aber erschien ihm Shakespeare, den er mit Passion las und dessen kühne und erhabene Bilder
    ihn immer wieder begeisterten.
    Die Angriffe, die sein eigenes Dichten erfuhr, mach-
    ten gar keinen Eindruck auf ihn, ergötzten ihn viel-
    mehr. Es lag wohl darin, daß er eine durch und durch
    bescheidene Natur und niemals von dem eitlen Ver-
    messen erfüllt war, neben den Heroen jener Zeit
    auch nur annähernd als ebenbürtig dastehen zu wol-
    len. Er wollte wenig sein, aber daß er dies wenige
    auch wirklich war, davon war er fest überzeugt ; er hielt den Beweis davon, wenn er auf die Natur hin-ausblickte, gleichsam in Händen, und diese Überzeu-
    gung, die nebenher wissen mochte, daß ein kleines
    Blättchen vom Lorbeerkranz ihm früher oder später
    notwendig zufallen müsse, nahm seinem Auftreten jede Empfindlichkeit. Das bekannte, gegen ihn gerichtete Goethesche Spottgedicht:
    O wie freut es mich, mein Liebchen,
    Daß du so natürlich bist,
    Unsre Mädchen, unsre Bübchen
    Spielen künftig auf dem Mist,
    las er seinen Kindern vor und scherzte darüber mit
    ihnen. Seine Hochschätzung Goethes wurde durch
    diesen Angriff in nichts gemindert, und seine Kinder

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    mußten um dieselbe Zeit, als jenes Spottgedicht er-
    schienen war, Goethesche Lieder und Balladen aus-
    wendig lernen.

    Bis hierher hat uns, auch da noch, wo wir aus ihm
    zitierten, der Mensch beschäftigt; wir wenden uns
    nun dem Dichter zu. War er ein solcher überhaupt?
    Gewiß, und, trotz einer starken prosaischen Beimi-
    schung, weit mehr, als gemeinhin geglaubt wird. Der
    Ton, in dem man ihn anerkannte, pflegte dem zu
    gleichen, in dem in Vor-Klaus-Grothschen Tagen von
    unseren plattdeutschen Dichtern, zumal auch von
    unserem altmärkischen Landsmann Bornemann, ge-
    sprochen wurde. In den Dichtungen des einen wie
    des anderen vermißte man Idealität und ließ um ebendeshalb beide nur als Dichterabarten gelten, als
    heitere, derbe, humoristische Erzählertalente, die
    zufällig in Reim statt in Prosa erzählten.
    Es liegt darin, auch namentlich in dem Zusammen-
    werfen Schmidts von Werneuchen mit den plattdeut-
    schen Dichtern der alten Schule, viel Wahres und
    Richtiges; viel Wahres, in das sich nur insoweit eine
    gewisse Unbilligkeit gegen unseren Werneuchener
    Deskriptivpoeten mit einmischt, als er anderer Klän-
    ge, wie die sind, die zumeist aus ihm zitiert werden,
    sehr wohl fähig war. Die unbestreitbare Popularität
    der Zeilen:
    Die Tafel ist gedeckt,

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    Wo nun der Schüsseln Duft die Lebensgeister weckt;
    Schweinbraten, ach, nach dir, nach euch, gebackne
    Pflaumen,
    Sehnt sich die Braut schon längst! ihr glänzen beide
    Daumen –
    ich sage, die Popularität dieser und ähnlicher Zeilen
    hat unser Dichter mit dem besseren Teil seines
    Ruhmes bezahlen müssen. Dieser Aufsatz soll kein
    literarhistorischer sein, er würde sich sonst die Auf-
    gabe stellen, eine gewisse Verwandtschaft Schmidts
    von Werneuchen mit der späteren Platenschen und
    namentlich Freiligrathschen Schule nachzuweisen.
    Schmidt von Werneuchen handhabte Vers und Reim
    mit großer Leichtigkeit und zählte zu den produktivs-
    ten Lyrikern jener Epoche. Man muß freilich hinzu-
    setzen, er tat des Guten zuviel. In dem kurzen Zeit-
    raume von sechs Jahren erschien er mit fünf Bänden
    »Gedichte« vor dem Publikum, Gedichte, die sich
    untereinander zum Teil so ähnlich sehen, daß es
    schwerhält, sie in der Vorstellung voneinander zu
    trennen. Sie erschienen in folgender Reihenfolge:
    » Kalender der Musen und Grazien «, 1796; » Gedichte «, erster Band, bei Haude und Spener, 1797; » Gedichte «, zweiter Band, bei Oehmigke jun., 1798;
    » Romantisch-ländliche Gedichte «, bei Oehmigke
    jun., 1798; » Almanach der Musen und Grazien «
    (Fortsetzung des »Kalenders der

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