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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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    einen Hirsch sein Bewenden gehabt; noch andre Kinder sind mir seitdem geboren worden, aber infolge
    der Aufhebung des Jagdrechts ist mittlerweile meine
    alte Wildbretsurkunde zu einem toten Stück Papier
    geworden.«
    Machenow auf dem Sande ist nur eine gute halbe
    Stunde vom Wann- und Schlachten-See und all je-
    nen andern im Grunewald gelegenen Wald- und
    Wasserpartien entfernt, die, wenn längst gehegte

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    Wünsche sich erfüllen (erfüllten sich seitdem), über
    kurz oder lang vor die Tore Berlins gerückt sein wer-
    den. Dann, wenn die steil abfallende Hügelreihe, die
    das weite Becken des Wannsee von Osten her um-
    faßt, zu einem Quai für heitre, von wildem Wein um-
    laubte Villen geworden sein und Forst und Fluß nach
    allen Seiten hin durchstreift werden wird, dann wird
    auch das hübsche Dorf am Telte-Fließ seine Besucher
    und seine Verehrer gefunden haben.
    Mögen diese dann an der alten, efeuversteckten Kir-
    che und an dem Steinkreuz des gefallenen
    Schlabrendorf nicht vorübergehn.

    1. Über ihn, diesen Obersten von H., ein paar
    biographische Notizen, wie sie mir von be-
    freundeter Hand zugehen. »Hans Christoph
    von Hacke wurde 1699 zu Staßfurt geboren.
    Er war ein besonderer Günstling König Fried-
    rich Wilhelms I., der ihn, seiner Größe wegen,
    1715 bei den Grenadieren in Potsdam anstell-
    te. So war der Anfang. Er erhob ihn dann
    1728 zum Drosten von Sperenberg,
    1732 zum Hofjägermeister, 1734 zum Gene-
    raladjutanten und vermählte ihn mit der Erb-
    tochter des Ministers von Creutz, Sophie Al-
    bertine, die ihm in Pommern große Besitzun-
    gen zubrachte, darunter namentlich Penkun
    und Amt Radewitz. Von Hacke blieb bis zu-
    letzt in der Gunst und Umgebung des Königs,
    der ihm in seiner Sterbestunde noch Aufträge

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    für seinen Sohn, den Kronprinzen, erteilte.
    Der Regierungswechsel änderte wenig in sei-
    ner intimen Stellung bei Hofe. Friedrich II. er-
    hob ihn schon im Juli 1740 in den Grafen-
    stand; ebenso war er unter den ersten, die
    den neugestifteten Orden Pour le mérite aus
    der Hand des jungen Königs empfingen. In
    der Schlacht bei Mollwitz (1741) wurd er ver-
    wundet und stieg nun rasch von Stufe zu Stu-
    fe: 1743 Generalmajor,
    1747 Generallieutenant, 1748 Ritter des
    Schwarzen Adlerordens, 1749 Kommandant
    von Berlin. Von 1750 an dirigierte er den Bau
    der Spandauer Vorstadt, und gründete den
    nach ihm genannten Haackschen, eigentlich
    Hackeschen Markt. Er starb am
    17. August 1754.« Dieser gräflich von Hack-
    eschen Familie gehören an: Edwin Graf
    von H. auf Altranft im Oderbruch, Editha Grä-
    fin von H., ehmals Hofdame der Königin Eli-
    sabeth, Adelaide Gräfin von H., Palastdame
    Ihrer Majestät der Kaiserin Augusta, Virginie
    Gräfin von H., Hofdame.

    2. Die Hakes sind die einzige Familie, die wir,
    seit länger als 400 Jahren, ununterbrochen im
    Teltow sehn. Ihnen folgen die seit etwa
    250 Jahren ebendaselbst angesessenen
    Görtzkes. Die wenigen adligen Familien (dar-
    unter die von Knesebeck und von Häseler),
    die sich außerdem noch im Teltow vorfinden,
    gehören diesem Landesteil erst seit kurzem
    an, während die alten Teltow-Familien: von

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    Beeren, von der Liepe, von Britzke (in Britz),
    von Willmersdorff, von Otterstedt, von Boytin,
    von Gröben, von Flans, von Thümen, von
    Schlabrendorf, teils ausgestorben, teils in an-
    dern Landesteilen seßhaft geworden sind. In
    keinem Teile der Mark hat der Güterbesitz so
    oft gewechselt als in Teltow und Barnim. Der
    Einfluß der Hauptstadt ist dabei unverkenn-
    bar.

    3. Nichts scheint das Volk in seinem poetischen
    Hange so schöpferisch zu stimmen als der
    Anblick von Kunstwerken, die es nicht ver-
    steht. Es ruht nicht eher, als bis es eine Deu-
    tung gefunden hat, wobei es zugleich eine
    Neigung und ein Geschick zeigt, schon vor-
    handene Sagen oder Geschichten dem gege-
    benen, rätselhaften Etwas anzupassen. Es gilt
    dies beispielsweis auch von der »Adonis-
    Statue mit dem Eberkopf« im Schloßparke zu
    Köpenick. Die Sage, die sich daran knüpft, ist
    die folgende: Einem Jäger Joachims II.
    träumt, er werde bei der nächsten Jagd von
    einem Eber getötet werden. Er erzählt seinen
    Traum am andren Morgen, und man läßt ihn
    im Schloß zurück. Die andren kehren mit rei-
    cher Jagdbeute heim, und der zurückgeblie-
    bene Jäger packt nun einen toten Eber, um
    ihn in die Köche zu ziehn, fällt aber dabei und
    reißt sich an einem der Hauer den Schenkel
    auf. Daran stirbt

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